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Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Titel: Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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diese Bezeichnungen denen der Aufbahrungsräume in Beerdigungsinstituten ähnelten. Zwei Badebecken waren leer: Den Boden bedeckte eine Schicht herabgefallener Blätter. Eine Quelle war mit einer stumpfen Plastikplane verhüllt, die wie eine zweite Haut über dem Wasser lag. Schließlich stieg ich die Treppen wieder hinunter und war insgeheim dankbar, dass ich für das Kuren in heißen Quellen noch nicht reif war.
    Im Hauptgebäude stieß ich die Glastür auf und ging hinein. Die Eingangshalle machte schon einen einladenderen Eindruck, obwohl auch hier die Atmosphäre eines CVJM-Hotels mit Finanzierungsproblemen vorherrschte. Der schwarzweiß gemusterte Mosaikfußboden war offenbar gerade gewischt worden, denn es hing der Geruch von Putzmitteln in der Luft. Von irgendwoher drangen die hallenden Geräusche eines Schwimmbades, in dem eine Frau mit autoritärer Stimme und deutschem Akzent rief: »Anziehen und ausstrecken! Anziehen und ausstrecken!« Ihre Kommandos begleitete ein Wasserplatschen, das an die Badegewohnheiten eines Walrosses erinnerte.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    Die Empfangsdame war aus einem kleinen Büro hinter mir gekommen. Sie war groß, grobknochig, eine jener Frauen, die in Konfektionsgeschäften die Abteilung für Vollschlanke frequentieren. Ich schätzte sie auf Ende vierzig. Sie hatte platinblondes Haar, helle Wimpern und einen blassen, reinen Teint. Ihre festen Schnürschuhe erinnerten an das Schuhwerk von Gefängniswärterinnen.
    Ich überreichte ihr meine Visitenkarte und stellte mich vor. »Ich suche jemanden, der sich an Jean Timberlake erinnert.«
    Sie sah mich unverwandt und ausdruckslos an. »Dann müssen Sie mit meinem Mann, Dr. Dunne, sprechen. Leider ist er nicht im Haus.«
    »Wann erwarten Sie ihn zurück?«, wollte ich wissen.
    »Das kann ich nicht genau sagen. Lassen Sie mir Ihre Telefonnummer hier, dann bitte ich ihn, Sie anzurufen, sobald er wieder da ist.«
    Wir starrten uns an. Ihre Augen hatten das kalte Grau von Wintertagen kurz vor dem Schneefall. »Was ist mit Ihnen?«, fragte ich. »Haben Sie das Mädchen gekannt?«
    Schweigen. Dann erwiderte sie vorsichtig: »Ich wusste, wer sie war.«
    »So viel ich erfahren habe, hat sie hier gearbeitet, als sie ermordet wurde.«
    »Ich glaube nicht, dass wir uns darüber unterhalten sollten...« Sie warf einen Blick auf meine Visitenkarte.«... Miss Millhone.«
    »Wo liegt das Problem?«
    »Wenn Sie mir Ihre Adresse hinterlassen, bitte ich meinen Mann, sich mit Ihnen in Verbindung zu setzen.«
    »Zimmer 22 im Ocean Street Motel in...«
    »Ich weiß, wo das ist. Wenn er Zeit hat, ruft er Sie sicher an.«
    »Ausgezeichnet. Dann brauchen wir unsere Zeit wenigstens nicht mit richterlichen Vorladungen zu vergeuden.« Ich bluffte natürlich, und sie mochte das erraten haben, doch ich genoss den rötlichen Schein, der ihr in die Wangen stieg. »Falls ich nichts von ihm höre, komme ich wieder«, versprach ich.
    Erst als ich wieder am Wagen angelangt war, fiel mir ein, was in dem Prospekt über die Besitzer des Etablissements gestanden hatte. Dr. und Mrs. Joseph Dunne hatten das Hotel in dem Jahr gekauft, als Jean Timberlake gestorben war.

10

    Es war kurz nach halb eins, als ich wieder auf die Hauptstraße von Floral Beach einbog und den Wagen vor Pearls Billardsalon parkte. Die Tür stand offen. Die verbrauchte Luft der vergangenen Nacht zog in Schwaden heraus, es roch nach abgestandenem Bier und Zigarettenrauch. Drinnen war es muffig und etwas wärmer als die Seeluft draußen. Ich entdeckte Daisy an der Hintertür, wo sie einen riesigen Müllsack aus Plastik hinaushievte. Sie warf mir einen ausdruckslosen Blick zu, doch ich spürte, dass sie nicht gut auf mich zu sprechen war. Ich setzte mich an die Theke. Um diese Zeit war ich der einzige Gast. Leer machte der Billardsalon einen noch trostloseren Eindruck als am Vorabend. Der Fußboden war gefegt worden, und neben dem Besen an der Wand lag ein Häufchen aus Erdnussschalen und Zigarettenkippen, das Daisy mit der bereitstehenden Schaufel entfernen wollte. Die Hintertür schlug zu, und Daisy kam zurück. Sie wischte sich die Hände an einem Tuch ab, das in ihrem Gürtel steckte und vermied es, mich direkt anzusehen. »Na, was macht die Detektivarbeit?«
    »Entschuldigen Sie, dass ich mich gestern nicht vorgestellt habe.«
    »Was geht das mich an? Mich interessiert es gar nicht, wer Sie sind.«
    »Vielleicht nicht, aber ich war Tap gegenüber nicht ganz offen, und das tut mir Leid.«
    »Sie

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