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Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Titel: Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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lohfarbene Gelb des Sommergrases wandelt, das so schnell verbrennt. Die Bäume zeigen ein wahres Feuerwerk an Farben, vom feurigen Rot bis zum flammenden Goldton, ein Farbspiel, das dem Herbst anderer Landstriche durchaus Konkurrenz machen kann; und die geschwärzten Äste, die Zurückbleiben, sind so kahl und düster wie an den winterlichen Bäumen im Osten, erholen sich langsam und treiben nur allmählich wieder neue Knospen.
    Ich joggte den Fußweg entlang, der hinter dem Strand der Küstenlinie folgt. Vereinzelt waren Touristen unterwegs. Zwei etwa achtjährige Kinder tobten in den Wellen, und ihre Schreie hallten so rau durch die Luft wie die der Vögel, die über ihnen kreisten. Es war fast Ebbe, und ein breites, glitzerndes Band trennte die Brandungszone vom trockenen Sand. Ein größerer Junge fuhr mit seinem Skateboard geschickt am Wasserrand entlang. Vor mir sah ich die zerklüftete Küste, dort wo die Straße ihren Konturen folgte, vom Asphalt gesäumt. Am Ende der Straße lag der Port-San-Luis-Hafen, ein Werftgelände mit einer Auftankstation für die Boote aus der Gegend.
    Ich erreichte die Küstenstraße und bog nach links ab, zum Fußweg auf dem Damm. Rechts oben am Hang lag das große Hotel mit seinen ordentlich geschnittenen Hecken und gemähten Rasenflächen. Am Golfplatz vorbei führte ein breiter Meerwasserkanal landeinwärts. Die Entfernung war trügerisch, und ich brauchte eine halbe Stunde, bis ich das Ende der Sackgasse am Bootshafen erreicht hatte. Ich ging im Schritttempo weiter, um wieder zu Atem zu kommen. Mein Sweatshirt war feucht, und ich fühlte, wie mir der Schweiß über die Schläfen rann. Ich war schon in besserer Verfassung gewesen, und die Erkenntnis, wie viel Schweiß es mich kosten würde, verlorenen Boden wiedergutzumachen, war kaum verlockend. Der Weg machte hier eine Kehre, die ich entlangschlenderte, während ich interessiert beobachtete, wie drei Männer ein Sportboot mit Hilfe eines Krans zu Wasser ließen. Im Trockendock lag ein Fischtrawler, dessen Rumpf sich zu einem Ruder hin verjüngte, das aussah wie die Kufe eines Schlittschuhs. Neben einem rostigen Wellblechschuppen fand ich einen Wasserhahn. Ich hielt meinen Kopf unter den Strahl und trank durstig, bevor ich mich auf den Rückweg machte. Meine Beinmuskeln protestierten, als ich das Tempo erneut beschleunigte. Als ich die Hauptstraße von Floral Beach wieder erreicht hatte, war es kurz vor vier, und die Februarsonne warf lange Schatten am Fuß des Hangs.
    Ich duschte, zog Jeans, Turnschuhe und einen Rollkragenpullover an und war bereit, mich der Welt wieder zu stellen.
    Das Telefonbuch von Floral Beach hatte ungefähr das Format und den Umfang eines Comic-Hefts, sperrig gesetzt, mit einem Minimum an Werbung. In Floral Beach gab es keine Attraktionen, und die wenigen Geschäfte hier kannte sowieso jeder. Ich suchte Shana Timberlakes Nummer heraus und notierte mir ihre Adresse in der Kelley Street.
    Meinem Orientierungsvermögen nach zu urteilen musste die Kelley Street gleich um die Ecke liegen. Bevor ich das Motel verließ, warf ich einen Blick ins Büro, doch es war niemand da.
    Ich ließ meinen Käfer auf dem Parkplatz stehen und ging die kurze Strecke zu Fuß. Jeans Mutter lebte in einer Wohnanlage, die wie ein umgebautes Motel aus den fünfziger Jahren aussah: schmale Fachwerkhäuschen in einem umgekehrten U angeordnet, mit je einem Parkplatz vor der Haustür. Nebenan war die Feuerwehr von Floral Beach untergebracht, eine hellblau gestrichene Garage mit dunkelblauer Umrandung für vier Löschfahrzeuge.
    Nach dem Nest hier wird mir Santa Teresa diesmal sicher wie New York City Vorkommen, dachte ich.
    Vor der Hausnummer 1 parkte ein verbeulter grüner Plymouth. Ich sah durch das Fenster auf der Fahrerseite. Der Schlüssel steckte im Zündschloss. Am Schlüsselring baumelte ein großes metallenes T... T wie Timberlake vermutete ich. Die Leute hier waren reichlich vertrauensselig. Autodiebstahl schien in Floral Beach nicht »in« zu sein. Auf Shana Timberlakes winziger Veranda standen reihenweise Kaffeebüchsen, in die Kräuter gepflanzt und die mit ordentlich beschrifteten Aufklebern versehen waren: Thymian, Majoran, Oregano, Dill und eine Zwei-Liter-Tomatenmarkbüchse voller Petersilie. Die beiden Fenster rechts und links neben der Flaustür waren einen Spaltbreit geöffnet, die Vorhänge waren zugezogen. Ich klopfte.
    »Ja?«, ertönte ihre Stimme sofort.
    »Mrs. Timberlake?«, sagte ich durch die geschlossene

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