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Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Titel: Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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wie Ann Fowler das Lokal betrat.
    »Da ist ja Ann«, sagte ich.
    Dwight drehte sich um, fing ihren Blick auf und winkte ihr erfreut zu. Als sie näher kam, stand er auf, holte einen Stuhl vom Nebentisch und stellte ihn zwischen uns. Ann war noch immer schlecht gelaunt. Sie wirkte verkrampft, ihr Mund war ein schmaler Strich. Falls Dwight das bemerkte, ließ er sich nichts anmerken.
    Er rückte den Stuhl für sie zurecht. »Möchten Sie was zu trinken?«
    »Ja, einen Brandy.« Sie machte der Bedienung ein Zeichen, bevor Dwight Shales etwas unternehmen konnte. Er setzte sich wieder. Mir fiel auf, dass Ann es vermied, mich anzusehen.
    »Haben Sie schon was gegessen?«, erkundigte ich mich.
    »Sie hätten mir ruhig sagen können, dass Sie heute Abend nicht mit uns essen.«
    Ich fühlte, wie ich bei diesem Ton rot wurde. »Tut mir Leid. Daran habe ich überhaupt nicht gedacht. Ich wollte eigentlich kurz schlafen, als mir eingefallen ist, dass ich den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte. Ich habe nur geduscht und bin sofort hierher gegangen. Hoffentlich war’s nicht so schlimm.«
    Ann machte sich nicht einmal die Mühe, darauf zu antworten. Ich merkte deutlich, dass sie ganz unbewusst die Strategie ihrer Mutter verfolgte und die Märtyrerin spielte. Für diese Spielform zwischenmenschlicher Beziehungen habe ich überhaupt nichts übrig.
    Die Kellnerin kam und fragte Ann nach ihren Wünschen. Bevor sie wieder verschwinden konnte, hielt Dwight sie zurück. »Dorothy, ist Shana Timberlake heute schon hier gewesen?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Normalerweise isst sie mittags hier. Aber vielleicht ist sie nach San Luis gefahren. Donnerstags geht sie immer einkaufen.«
    »Wenn du sie siehst, sag ihr bitte, dass sie mich doch anrufen möchte.«
    »Wird gemacht.« Dorothy wandte sich wieder ab.
    »Wie geht es Ihnen, Dwight?«, fragte Ann gezwungen höflich. Es war klar, dass sie mich aus der Unterhaltung ausklammern wollte.
    Aber ich war für Spielchen dieser Art zu müde. Ich trank meinen Kaffee aus, warf einen Zwanzigdollarschein auf den Tisch und verabschiedete mich.
    »Sie wollen schon gehen?«, sagte Dwight mit einem hastigen Blick auf die Uhr. »Es ist nicht mal halb zehn.«
    »Es war ein langer Tag, und ich bin geschafft.«
    Es folgte das Abschiedszeremoniell, wobei Ann nur geringfügig freundlicher war als zuvor. Ihr Brandy kam, als ich ging. Ich hatte den Eindruck, dass Dwight über mein Weggehen etwas enttäuscht war, aber vielleicht machte ich mir was vor. Martinis wecken immer die Romantikerin in mir. Und verursachen Kopfschmerzen, falls das jemanden interessieren sollte.

19

    Es war eine klare Nacht. Der Mond stand fahl-golden am Himmel, und die grauen Flecken in seinem Gesicht wirkten wie Druckstellen auf einem Pfirsich. Die Tür zu Pearls Billardsalon stand offen, als ich vorbeiging. Doch an den Spieltischen war niemand zu sehen. Aus der Musikbox dudelte ein Country-&-Western-Song. Auf der Tanzfläche tummelte sich nur ein Pärchen. Die Frau starrte mit steinernem Gesichtsausdruck über die Schulter des Mannes, der mit schwingenden Hüften einen Two-Stepp tanzte. Er führte seine Partnerin im Kreis, während sie sich auf der Stelle drehte. Ich ging langsamer, als ich die beiden erkannte. Sie waren bei der Gerichtsverhandlung gewesen: Pearls Sohn und Schwiegertochter. Einem plötzlichen Impuls folgend, ging ich hinein.
    Ich kletterte auf einen Barhocker und drehte mich so weit um, dass ich die beiden beobachten konnte. Er schien völlig mit sich beschäftigt zu sein. Sie wirkte gelangweilt. Sie erinnerten mich an eines jener Paare mittleren Alters, die mir häufig in Restaurants auffallen, deren Interesse füreinander längst erloschen war. Er trug ein hautenges weißes T-Shirt, das über den Speckringen um seine Taille spannte. Die Jeans saßen tief auf den Hüften und endeten doch viel zu hoch über den Cowboystiefeln. Er hatte lockiges blondes Haar, das vor Pomade glänzte und vermutlich nach Moschus duftete. Sein rundes, pausbackiges Gesicht mit Boxernase und Schmollmund trug einen Ausdruck zur Schau, der deutlich sagte, dass er sich großartig fand. Ich schätzte, dass der Junge viel Zeit vor Spiegeln verbrachte und sich das Haar kämmte, während eine Zigarette in seinem Mundwinkel hing. Daisy folgte meinem Blick.
    »Sind das Pearls Sohn und Schwiegertochter?«
    »Jawohl. Rick und Cherie.«
    »Scheint ja ein glückliches Paar zu sein. Was macht er beruflich?«
    »Schweißer bei einer Tankfirma. Er ist ein

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