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Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Titel: Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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derselbe.«
    »Weshalb herrscht dann drüben so ein Andrang, während es hier ganz leer ist?«
    »Heute ist Donnerstag, und im Galleon gibt’s gegrillte Rippen und einen Aperitif zur >Blauen Stunde< gratis. Der Service ist lausig. Sie versäumen also nichts.«
    Ich begann erneut die Speisekarte zu studieren. »Was ist hier empfehlenswert?«
    »Nicht viel. Die Meeresfrüchte sind tiefgefroren, und die Fischsuppe kommt aus der Büchse. Das Steak ist passabel. Ich bestelle hier immer das gleiche: Filet Mignon mit Röstkartoffeln, Salat mit Roquefort-Dressing und zum Dessert Apfeltorte. Wenn man vorher zwei Martinis trinkt, glaubt man, man habe noch nie so gut gegessen.«
    Ich lächelte. Dwight Shales flirtete. Das war ein neuer Zug an ihm. »Sie leisten mir doch hoffentlich Gesellschaft?«
    »Danke, gern. Ich esse ungern allein.«
    »Ich auch.«
    Die Kellnerin kam, und wir bestellten die Getränke. Ich muss gestehen, dass ich gegen meine Erschöpfung mit einem Martini on the Rocks ankämpfte, die Wirkung war schnell und durchgreifend. Und er schmeckte ausgezeichnet. Während wir uns unterhielten, sah ich mir Dwight Shales genau an. Es ist immer wieder erstaunlich, wie sich Menschen verändern, sobald man sie näher kennen lernt. Der erste Eindruck ist vermutlich der beste, doch es gibt Fälle, da verändert sich ein Gesicht auf nahezu wundersame Weise. Dwight Shales, der äußerlich wie ein Fünfundfünfzigjähriger aussah, wirkte im Gespräch viel jugendlicher.
    Ich hörte ihm mit halbem Ohr und wachsamen Augen zu und versuchte auszumachen, was ihn wirklich bewegte. Wir unterhielten uns darüber, wie wir unsere Freizeit verbrachten. Er bevorzugte Rucksacktouren, während ich mich mit der gekürzten Ausgabe des kalifornischen Strafgesetzbuches und einem Handbuch über Autodiebstahl zu entspannen pflegte. Während er von einer Wandertour und Zecken erzählte, sagten seine Augen etwas ganz anderes. Ich schaltete mein kritisches Denkvermögen aus und stellte alle Antennen auf Empfang, um seine Wellenlänge zu treffen. Dieser Mann war zu haben. Das war der Kern der Botschaft, die rüberkam.
    Ein Salatblatt fiel mir von der Gabel, und meine Zähne bissen ins Metall. Ich bewahrte Contenance und versuchte den Anschein zu erwecken, als schmeckte der Salat mir so am besten.
    Schließlich wechselte ich das Thema, denn ich war neugierig darauf, was passieren würde, wenn wir uns über persönliche Dinge unterhielten. »Was fehlte Ihrer Frau? Ich habe gehört, sie ist gestorben.«
    »Multiple Sklerose. Es gab oft Phasen, in denen es ihr scheinbar besser ging, aber letzten Endes hat die Krankheit sie immer wieder eingeholt. Zwanzig Jahre ging das so. Zum Schluss war sie völlig auf fremde Hilfe angewiesen. Dabei hatte sie noch Glück im Unglück. Es gibt Patienten, bei denen dieses Stadium verhältnismäßig rasch eintritt. Karin hat erst die letzten sechzehn Monate im Rollstuhl verbracht.«
    »Das klingt schrecklich.«
    Er zuckte mit den Schultern. »War es auch. Manchmal meinte man, sie habe die Krankheit besiegt. Monatelang waren die Symptome verschwunden. Das Schlimmste war, dass anfänglich eine falsche Diagnose gestellt wurde. Ihr Arzt hier hat sie auf Gicht behandelt und damit verhindert, dass ihr rechtzeitig richtig geholfen werden konnte. Ich hätte den Kerl vor den Kadi zerren sollen, aber was hätte es schon genützt?«
    »Sie ist nicht zufällig Patientin von Dr. Dunne gewesen?«, warf ich ein.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich habe sie schließlich gezwungen, einen Internisten zu konsultieren. Der hat sie dann zur Untersuchung in die Uniklinik nach Los Angeles geschickt. Aber das war nicht mehr ausschlaggebend. Es wäre wahrscheinlich so und so nicht viel anders gekommen. Sie hat das alles viel besser verkraftet als ich.«
    Mir fehlten die Worte. Er sprach noch eine Weile über seine Frau, bevor er das Thema wechselte.
    »Darf ich Sie nach Ihrer Beziehung zu Shana Timberlake fragen?«, warf ich schließlich ein.
    Er schien kurz zu zögern. »Natürlich, warum nicht? Sie ist eine gute Freundin geworden. Seit dem Tod meiner Frau bin ich häufig mit ihr zusammen gewesen. Ich habe zwar keine Affäre mit ihr, aber ich fühle mich in ihrer Gesellschaft wohl. Klar, dass man sich in der Stadt die Mäuler zerreißt, aber das kümmert mich nicht. Ich bin zu alt, als dass mich das noch treffen könnte.«
    »Haben Sie Shana heute gesehen? Ich habe versucht, sie zu erreichen.«
    »Nein, ich glaube nicht.«
    Ich hob den Kopf und sah,

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