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Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Titel: Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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schneller zu gehen.
    Es war kurz nach zehn, und auf der gegenüberliegenden Straßenseite parkten zwei Streifenwagen. Zwei junge Polizisten lehnten an den Kotflügeln, Kaffeebecher in der Hand, während ihr Funkgerät unaufhörlich quakte. Rick ging mir nicht aus dem Kopf. Ich wusste, dass er log, hatte jedoch keine Ahnung, weshalb. Es sei denn, er hatte Jean selbst umgebracht. Vielleicht hatte er sie angemacht und sich einen Korb eingehandelt. Möglicherweise hatte er sich damals auch nur wichtig machen wollen... als der Letzte, der Jean gesehen hatte. So was war dazu angetan, ihm in einer Gemeinde von der Größe von Floral Beach einen gewissen Status zu verleihen.
    Ich nahm meine Schlüssel aus der Tasche, als ich die Außentreppe hinaufstieg. Auf dem Absatz im ersten Stock war es dunkel. Zigarettenrauch stieg mir in die Nase. Ich blieb abrupt stehen.
    Im Schatten des Automaten gegenüber meiner Zimmertür stand jemand. Ich holte die Taschenlampe aus der Handtasche und knipste sie an.
    Es war Cherie.
    »Was machen Sie denn hier?«
    Sie trat aus dem Dunkeln. Im Schein der Taschenlampe war ihr Gesicht sehr blass. »Ich habe Rick satt.«
    Ich schloss meine Zimmertür auf. »Möchten Sie reinkommen und reden?«
    »Lieber nicht. Wenn er nach Hause kommt und ich bin nicht da, will er wissen, wo ich gewesen bin.«
    »Er hat gelogen, stimmt’s?«
    »Es war nicht Mitternacht, als er die beiden gesehen hat. Es war eher zehn. Er war auf dem Weg zu mir. Er wusste, wenn sein Dad herausbekam, dass er seine Großmutter allein gelassen hatte, würde er ihn halb tot schlagen.«
    »Was also ist passiert? Er hat seine Großmutter allein gelassen und ist später zurückgekommen?«
    »Ja, rechtzeitig bevor die Nachtschwester aufgetaucht ist. Als bekannt wurde, dass Jean Timberlake ermordet worden war, hat er gesagt, dass er sie mit Bailey beobachtet hatte. Er ist damit rausgeplatzt, bevor ihm klar wurde, dass er damit auch in der Tinte saß. Deshalb hat er eine falsche Zeit angegeben, um keine Prügel zu beziehen.«
    »Und Pearl hat noch immer keine Ahnung?«
    »Da bin ich nicht sicher. Für Rick würde er alles tun. Vielleicht hat er einen Verdacht. Aber es schien ja auch nicht mehr wichtig zu sein, nachdem Bailey ein Geständnis abgelegt hatte. Er hat gesagt, dass er sie umgebracht hat, und um die Tatzeit hat sich niemand mehr gekümmert.«
    »Hat Rick Ihnen erzählt, wie’s wirklich gewesen ist?«
    »Also, er hat gesehen, wie sie ausgestiegen und zum Strand runtergegangen sind. Das hat er mir damals erzählt, aber Bailey konnte tatsächlich nach Hause gelaufen und dort ohnmächtig geworden sein, wie er’s behauptet hat.«
    »Warum kommen Sie damit zu mir?«
    »Das geht mich nichts mehr an. Ich verlasse ihn sowieso... bei der erstbesten Gelegenheit.«
    »Und das haben Sie sonst noch nie jemandem erzählt?«
    »Wo Bailey all die Jahre verschwunden war? Wem hätte ich was sagen sollen? Rick hat mich schwören lassen, den Mund zu halten, und daran habe ich mich gehalten. Aber ich kann das blöde Geschwätz nicht mehr hören. Ich will ein reines Gewissen haben, wenn ich verdufte.«
    »Wohin wollen Sie?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Los Angeles. San Francisco. Ich habe hundert Piepen für den Bus. Mal sehen, wie weit ich damit komme.«
    »Wäre es möglich, dass Rick was mit Jean hatte?«, fragte ich.
    »Ich glaube nicht, dass er sie umgebracht hat, wenn Sie das meinen. Sonst wäre ich nicht bei ihm geblieben. Und die Polizei weiß sowieso Bescheid, dass Rick bei der Zeitangabe gelogen hat. Aber das scheint sie nicht weiter gekümmert zu haben.«
    »Die Polizei weiß Bescheid?«
    »Das nehme ich stark an. Vermutlich haben sie die beiden selbst auch gesehen. Um zehn sind immer Polizisten unten am Strand. Dann machen sie Kaffeepause.«
    »Mein Gott, die Leute hier scheinen ja mit Bailey als Sündenbock hochzufrieden zu sein.«
    Cherie wurde unruhig. »Ich muss nach Hause.«
    »Melden Sie sich, wenn Ihnen noch was einfällt?«
    »Vorausgesetzt, ich bin überhaupt noch hier. Aber darauf würde ich mich an Ihrer Stelle nicht verlassen.«
    »Ich bin Ihnen trotzdem dankbar. Passen Sie gut auf sich auf.«
    Doch Cherie war bereits gegangen.

20

    Es war elf Uhr, als ich endlich ins Bett kam. Ich war so erschöpft, dass jeder Muskel meines Körpers wehtat. Ausgestreckt lag ich auf der Matratze und hörte auf meinen Herzschlag und fühlte das Blut in den Armen pulsieren. So hatte es keinen Sinn. Das war klar. Ich schleppte mich ins

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