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Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Titel: Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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festgestellt«, mischte Pearl sich ein. »Natürlich wollte Bailey jeden glauben machen, er habe zu diesem Zeitpunkt längst im Bett gelegen.«
    Ich sah Rick an. Er hätte jedenfalls zu Hause im Bett gewesen sein sollen. »Wie alt sind Sie damals gewesen? Siebzehn?«
    »Wer? Ich? Ich war in der Unterstufe der Highschool.«
    »Und kamen von einer Verabredung mit einem Mädchen nach Hause?«
    »Nein, von meiner Großmutter. Sie hatte einen Schlaganfall gehabt, Dad hatte mich zu ihr geschickt, damit ich bei ihr bleibe, bis die Gemeindeschwester kam.« Rick zündete sich die nächste Zigarette an.
    Cheries Gesicht war die ganze Zeit über ausdruckslos geblieben. Nur gelegentlich hatten ihre Mundwinkel gezuckt. Was hatte das zu bedeuten? Sie betrachtete interessiert ihre Fingernägel und setzte dann die Maniküre mit Hilfe ihrer Zähne fort.
    »Und wann sind Sie nach Hause gekommen?«
    »Um zehn nach zwölf. So um den Dreh rum jedenfalls.«
    »Die Krankenschwester von der ersten Schicht war krank, deshalb hatte ich Rick gebeten, zu bleiben, bis die von der zweiten Schicht gekommen war«, meldete sich Pearl erneut zu Wort.
    »Ich nehme an, dass Ihre Großmutter gleich in der Nachbarschaft gewohnt hat?«
    »Was sollen diese Fragen?«, konterte Rick.
    »Sie sind der einzige Zeuge, der Bailey am Tatort gesehen haben will.«
    »Aber er war dort! Das gibt er doch selbst zu. Ich hab gesehen, wie die beiden aus seinem Lieferwagen gestiegen sind.«
    »Und ein anderer konnte es nicht gewesen sein?«
    »Ich kenne Bailey. Hab ihn mein ganzes Leben gekannt. Und er war nicht weiter weg als von hier bis dort. Die beiden sind zum Strand runtergefahren, er hat den Wagen geparkt, und dann sind sie ausgestiegen und die Treppe hinuntergegangen.« Ricks Blick schweifte erneut zu seinem Vater. Er log wie gedruckt.
    »Entschuldigt mich«, sagte Cherie. »Ich hoffe, es stört niemanden, wenn ich mich jetzt verdrücke. Ich hab Kopfschmerzen.«
    »Geh ruhig nach Hause, Baby«, erwiderte Pearl. »Wir kommen bald nach.«
    »Hat mich gefreut, Sie kennen zu lernen«, wandte sie sich knapp an mich und stand auf. Zu Rick sagte sie kein Wort. Pearl sah ihr nach. Es war ihm anzumerken, dass er sie gern hatte.
    Ich fing Ricks Blick auf. »Haben Sie vielleicht gesehen, ob jemand ins Motel gegangen oder von dort herausgekommen ist?« Ich wusste, dass ich insistierend wirkte, aber vielleicht war dies meine einzige Gelegenheit, ihm ein paar Fragen zu stellen. Die Gegenwart des Vaters war vermutlich eher hinderlich, aber ich hatte keine andere Wahl.
    »Nein.«
    »Nichts Ungewöhnliches?«
    »Das habe ich doch schon gesagt. Es war alles wie immer. Völlig normal.«
    »Ich finde, Sie haben das Thema jetzt genügend breitgetreten, oder?«, mischte Pearl sich erneut ein.
    »Ja, scheint so«, murmelte ich. »Ich hoffe eben noch immer, irgendeinen Anhaltspunkt zu finden.«
    »Da müssten Sie nach all den Jahren schon verdammt viel Glück haben.«
    »Manchmal bin ich ein richtiger Glückspilz«, entgegnete ich.
    Pearl beugte sich über den Tisch. Sein Doppelkinn bebte. »Ich will Ihnen mal was sagen. Damit kommen Sie nie auf einen grünen Zweig. Es ist sinnlos. Bailey hat gestanden, und das bleibt eben an ihm hängen. Royce will nicht glauben, dass er schuldig ist, und das kann ich irgendwie verstehen. Er stirbt und will nicht mit einem Fleck auf der Weste abtreten. Der Alte tut mir Leid, aber das ändert nichts an den Tatsachen.«
    »Woher wollen wir heute eigentlich die Tatsachen kennen?«, hielt ich entgegen. »Jean ist vor siebzehn Jahren gestorben. Und ein Jahr danach ist Bailey untergetaucht.«
    »Genau, was ich immer sage«, bemerkte Pearl. »Das ist doch Schnee von gestern. Da geht nichts mehr. Bailey hat sich schuldig bekannt. Mittlerweile hätte er längst wieder draußen sein können. Der wird auch nicht schlauer. Jetzt ist er schon wieder getürmt. Und wer weiß wohin. Jeder von uns kann in Gefahr sein. Wir wissen schließlich nicht, was in seinem Kopf vorgeht.«
    »Pearl, ich will zwar nicht mit Ihnen streiten, aber ich gebe so schnell nicht auf.«
    »Dann sind Sie noch dümmer als er.«
    Von streitbaren älteren Herren hatte ich allmählich genug. Wer hatte ihn überhaupt nach seiner Meinung gefragt? »Ich schätze Ihr Urteil, und werd’s mir merken.« Ich sah auf die Uhr. »Zeit zu gehen.«
    Weder Rick noch Pearl schienen darüber traurig zu sein. Ich fühlte ihren Blick in meinem Rücken, als ich den Billardsalon verließ, und hatte das Bedürfnis

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