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Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht

Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht

Titel: Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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sagen Sie es eben nicht. Wenn jemand es wiederhaben will, rufen Sie mich einfach an und holen es sich wieder ab.«
    »Sie sind ganz schön verschlagen, Hector.«
    »Sind wir das nicht alle?«
    Er nahm die Seite mit meinen Notizen und ging in den Nebenraum, um sich eine Kopie zu machen, während ich wartete. Dann gab ich ihm eine Visitenkarte, auf deren Rückseite ich meine Privatadresse und die Telefonnummer schrieb. Als ich das Studio verließ, hatte Beauty mich anscheinend als Mitglied ihres Rudels akzeptiert, wenn ich auch wesentlich niedriger in der Hackordnung stand und daher als schutzbedürftig galt. Sie war so freundlich, mich an die Treppe zu bringen, wobei sie ihren Schritt dem meinen anglich und mir nachsah, wie ich die Treppen hinaufstieg und in die Vorhalle hinausging. Ich warf einen Blick zurück und sah sie immer noch dort stehen, wie sie nach oben spähte und mir fest in die Augen sah. Ich sagte: »Gute Nacht, Beauty.«
    Als ich aus dem Parkplatz von K-SPL fuhr, erhaschte ich einen kurzen Blick auf einen Mann auf einem Fahrrad, der über die Kreuzung raste. Er fuhr die Kurve weit aus und verschwand außer Sichtweite, während die Reflektoren an seinen Speichen Lichtkreise zeichneten. Einen Moment lang fühlte ich in meinen Ohren ein Tosen aufsteigen, und an den Rändern meines Gesichtsfeldes sammelte sich die Dunkelheit. Ich kurbelte das Fenster hinunter und pumpte mir frische Luft in die Lungen. Eine feuchtkalte Welle überspülte mich und wich wieder zurück. Ich fuhr auf die leere Kreuzung, bremste ab und äugte nach rechts, aber er war nicht mehr zu sehen. Die Straßenlaternen verliefen in einer Reihe von kleiner werdenden Senkrechten, die zu einem Punkt zusammenschrumpften und verschwanden.
    Ich fuhr in Richtung untere State Street und kreuzte durch Danielles Revier. Ich brauchte entweder Gesellschaft oder ausreichend Nachtschlaf, was immer sich zuerst anbot. Wenn ich Danielle fand, würden wir zwei uns vielleicht Sekt und Orangensaft kaufen und die Gläser auf Lorna erheben, einfach im Gedenken an alte Zeiten. Dann würde ich heimfahren. Ich bog in den Parkplatz von Neptune’s Palace ein und stieg aus dem Wagen.
    Vom hinteren Ende des Parkplatzes her war der Geräuschpegel um einiges lauter, als ich vom vorherigen Mal in Erinnerung hatte. Die Masse tobte. Die Seitentüren zum Parkplatz standen offen, und eine Traube Nachtschwärmer war herausgekommen. Ein Mann fiel zur Seite und riß zwei Frauen mit sich. Lachend lagen die drei auf dem Asphalt. Das war typisch für Donnerstagabend, wenn sich jeder, schon fast manisch vor Energie und wild entschlossen, sich zu amüsieren, für das bevorstehende Wochenende rüstete. Die Musik donnerte gegen die Wände. Zigarettenrauch schwebte in Kringeln und Schwaden durch die kühle Nachtluft. Ich hörte Glas splittern, gefolgt von irrem Lachen, als ob ein Geist freigelassen worden wäre. Dann sah ich auf dem Parkplatz ein Polizeiauto stehen. Die Freunde und Helfer kamen im allgemeinen alle zwei Stunden hier vorbei. Der Beamte vom zuständigen Revier parkt und arbeitet sich auf der Suche nach Verstößen gegen die Alkoholgesetze und Kleinkriminellen durch das Lokal.
    Ich wappnete mich und drängte mich durch die Tür. Wie ein Fisch, der gegen den Strom schwimmt, schob ich mich die Bar entlang und suchte unter den zahlreichen Gästen nach Danielle. Sie hatte gesagt, daß sie meist um elf Uhr zu arbeiten anfinge, aber es konnte ja sein, daß sie zuerst an der Bar etwas trank. Sie war nirgends zu sehen, dafür entdeckte ich Berlyn, wie sie gerade zur Tanzfläche ging. Sie trug einen kurzen, schwarzen Rock und ein rotes Satintop mit Spaghettiträgern. Ihr Haar war ein wenig zu kurz für den Haarknoten, den sie sich offenbar einbildete, und so hing mehr nach unten weg, als oben zusammengehalten wurde. An den Ohren trug sie große, straßbesetzte Doppelreifen, die glitzerten und gegen ihren Hals schlugen, wenn sie sich bewegte. Zuerst dachte ich, sie sei allein, doch dann sah ich einen Mann, der sich vor ihr einen Weg durch das Getümmel bahnte. Die anderen auf- und abhüpfenden Tänzer schlossen sie ein, und sie war nicht mehr zu sehen.
    Ich ging wieder zur Eingangstür zurück und suchte ohne Erfolg den Parkplatz ab. Dann warf ich den VW an und fuhr durch das Viertel, wobei ich an sämtlichen Straßenecken anhielt, an denen Prostituierte herumstanden. Noch zehn Minuten mehr von diesem Scheiß, und ich würde nach Hause fahren. Schließlich stoppte ich am Randstein,

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