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Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht

Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht

Titel: Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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konservativ. Er findet, Männer sollten sich nicht den Kopf rasieren.«
    »Ja, aber was macht das schon, wo er doch sonst überall so viele Haare hat?« sagte ich.
    Trinny verzog das Gesicht. »Ich mag keine Männer mit Haaren auf dem Rücken.«
    »Hübsche Ohrringe trägt Berlyn da. Wo hat sie die gekauft? Ich hätte auch gern solche.«
    »Das ist bloß Straß.«
    »Straß? Das ist ja cool. Von hier aus wirken sie wie echte Diamanten, finden Sie nicht?«
    »Oh, natürlich. Als ob sie echte Diamanten tragen würde.«
    »Vielleicht hat sie sie in einem Laden gekauft, wo es imitierten Schmuck gibt. Sie wissen schon, Smaragde, Rubine und so. Wenn ich mir solches Zeug ansehe, erkenne ich keinen Unterschied.«
    »Ja, vielleicht.«
    Ich sah auf. Ein Typ, der mit dem Kinn ruckte und mit den Fingern schnippte, stand neben Trinnys Stuhl. Sie stand auf und fing auf der Stelle mit dem Hüftwackeln an. Ich fuhr mit den Händen durch die Luft und versuchte, durch ihre um sich schlagenden Arme die Tanzfläche im Blick zu behalten. »Wenn Sie mich entschuldigen?«
    Die beiden begannen auf die Tanzfläche zuzutanzen. Auf einmal entdeckte ich Berlyn und ihren Verehrer wieder und behielt ihre auf und ab hüpfenden Köpfe in den Augen. Dann beugte ich mich vor, als wollte ich mir den Schuh binden, und ließ eine Hand in ihre Umhängetasche gleiten. Ich spürte ihre Brieftasche, die Schminksachen und eine Haarbürste. Dann setzte ich mich wieder auf und nahm einfach die Tasche von der Lehne des Stuhls, auf dem sie gesessen hatte, und ließ statt dessen meine dort hängen. Ich schlang mir den Riemen um die Schulter und machte mich auf den Weg zur Damentoilette.
    An den Waschbecken standen fünf oder sechs Frauen, die ihre Kosmetikutensilien auf den dafür vorgesehenen Borden verteilt hatten. Alle waren hektisch damit beschäftigt, ihre Haare aufzupeppen, Rouge zu verteilen und sich die Lippen nachzuziehen und sahen nicht einmal auf, als ich in eine Kabine ging und den Riegel vorschob. Ich hängte die Tasche auf einen Haken, den die Geschäftsleitung in weiser Voraussicht dort angebracht hatte und begann mit der richtigen Durchsuchung.
    Berlyns Brieftasche war nicht besonders aufschlußreich: Führerschein, ein paar Kreditkarten und mehrere zusammengefaltete Kreditkartenquittungen, die zwischen das Bargeld geschoben waren. In ihrem Scheckheft waren einige wöchentliche Einzahlungen verzeichnet, die wohl das Gehalt waren, das sie von Kepler-Installationen bezog. Das Mädchen war massiv unterbezahlt. Ich ging die letzten Monate durch, wobei mir gelegentliche Einzahlungen von zweitausendfünfhundert Dollar auffielen, meist gefolgt von Schecks, die auf Holiday Travel ausgestellt waren. Das war interessant. Außerdem fand ich die kleine, samtbezogene Juwelierschachtel, in der sie vermutlich die Ohrringe aufbewahrte.
    Ich zog den Reißverschluß des Innenfachs auf und stöberte durch alte Einkaufszettel, Kassenzettel von Thrifty’s Drugstore und Einzahlungsbelege. Dahinter steckten zwei Sparbücher. Das erste war ungefähr einen Monat nach Lornas Tod mit einer Einzahlung von neuntausend Dollar eröffnet worden. Immer wieder waren zweitausendfünfhundert Dollar abgehoben worden, womit der Stand inzwischen auf eintausendfünfhundert Dollar gesunken war. Auf dem zweiten Sparbuch lagen weitere sechstausend Dollar. Vermutlich gab es irgendwo noch ein drittes. Berlyn hatte die Durchschläge ihrer Ein- und Auszahlungsbelege hinten in eines der Sparbücher gelegt — Informationen, die sie nicht zu Hause aufzubewahren wagte. Wenn Janice ihr Versteck mit den geheimen Guthaben gefunden hätte, wären heikle Fragen aufgekommen. Ich nahm aus jedem Sparbuch einen Durchschlag.
    Jemand klopfte an die Tür. »Sind Sie da drin gestorben?«
    »Moment noch«, sagte ich.
    Ich drückte auf die Toilettenspülung und ließ es lautstark rauschen, während ich alles wieder in die Handtasche zurückstopfte. Mit der Tasche über der Schulter trat ich aus der Kabine. Ein schwarzes Mädchen mit einem Siebziger-Jahre-Afro-Look ging in die Kabine, aus der ich gekommen war. Ich fand ein freies Waschbecken und schrubbte mir heftig die Hände, da ich fand, daß sie es nötig hatten. Dann verließ ich die Toilette und kehrte eilig zum Tisch zurück, da die Musik gerade auf ein tosendes Finale zusteuerte. Von der Tanzfläche ertönte frenetischer Beifall, mitsamt schrillen Pfiffen und Getrampel. Ich ließ mich auf meinen Stuhl gleiten, schnappte mir meine Tasche von Berlyns

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