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Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht

Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht

Titel: Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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dafür auszudenken, nach hinten zu gehen. Ich wußte, wenn ich ihn zur Rede stellte, würde er mir ins Gesicht lachen, und deshalb habe ich mir ein paar Sachen von Daddy geborgt.«
    » Hatten sie denn eine Affäre?«
    Ihr Gesichtsausdruck war voller Selbstironie. »Er hat ihre Toilette repariert. Eine ihrer Fliegentüren hatte sich gelockert, und dann hat er die auch wieder befestigt. Das Äußerste, was er je getan hat, war, über mich zu jammern, und nicht einmal das war schlimm. Sie bekam einen Anfall und hat ihn zur Schnecke gemacht. Sie hat gesagt, er hätte vielleicht Nerven, wo schließlich ich diejenige sei, die die ganzen Qualen und Mühen auf sich nehmen muß. Dann ist sie noch über ihn hergefallen, weil er bei Jack keinen Finger krumm gemacht hat. Danach hat er angefangen zu kochen, was mir eine große Hilfe war. Es belastet mich, daß ich mich nie bei ihr bedankt habe, aber ich sollte ja gar nicht wissen, daß sie sich für mich eingesetzt hatte.«
    »Woher haben Sie gewußt, wie man eine Wanze einbaut?«
    »Ich habe Daddy dabei zugesehen. Lorna war oft nicht da, daher war es nicht schwer. Die Türklingel hat nicht funktioniert, aber der Klingelkasten war vorhanden. Ich habe einfach ein Loch in den Fußboden gebohrt und bin unter die Hütte gekrochen. Ich mußte lediglich dafür sorgen, daß das Band nahe genug an der Kante der Veranda war, damit ich es ohne Verrenkungen auswechseln konnte. Wir haben die Gartengeräte darunter aufbewahrt. Jedesmal wenn ich Unkraut gejätet habe, habe ich eine Möglichkeit gefunden, das Band abzuhören.«
    »Wie viele Bänder haben Sie aufgenommen?«
    »Ich habe nur ein Band verwendet, aber das erste Mal war ein Reinfall, weil das Mikro defekt war und nicht einmal die Hälfte aufgenommen hat. Beim zweiten Versuch wurde es schon besser, aber der Klang war verzerrt, und man konnte es nicht gut verstehen. Sie hatte das Radio an. Die ganze Zeit hat sie diesen Jazzsender laufen lassen. Ganz vorne ist dieses kleine Bruchstück mit ihr und J. D. drauf. Ich mußte es mir dreimal anhören, um sicherzugehen, daß er es war. Dann fönt sie sich die Haare... ungemein spannend. Ich habe ihren Teil von ein paar Anrufen und diese Geschichte, wo sie J. D. anschnauzt. Dann wieder Musik, bloß daß es diesmal Country ist, und dann redet sie mit irgendeinem Mann. Ich glaube, das war noch vom ersten Versuch.«
    »Haben Sie das der Polizei erzählt?«
    »Es gab nichts zu erzählen. Außerdem war es mir peinlich«, sagte sie. »Ich wollte nicht, daß J. D. erfuhr, daß ich ihm mißtraute, erst recht nicht, als sich herausstellte, daß er unschuldig ist. Ich bin mir wie eine Vollidiotin vorgekommen. Außerdem ist es illegal, warum sollte ich mich da selbst beschuldigen? Ich habe immer noch Angst, daß sie auf die Idee kommen, daß J. D. sie umgebracht hat. Es hat mich zu Tode erschreckt, als Sie bei uns hereingeplatzt sind, aber wenigstens kann ich auf diese Art beweisen, daß die beiden befreundet waren und gut miteinander auskamen.«
    Ich starrte sie an. »Wollen Sie damit sagen, daß Sie die Bänder immer noch haben ?«
    »Ja sicher, aber es ist nur eines«, antwortete sie. »Das erste Mal bestand es fast nur aus Rauschen, deshalb habe ich es gelöscht.«
    »Darf ich es mir anhören?«
    »Sie meinen, jetzt gleich?«
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht.«

15

    Sie entwirrte ihre Gliedmaßen und erhob sich vom Tisch. Dann ging sie hinaus in den Flur und verschwand aus meinem Blickfeld. Einen Moment später kam sie mit einer leeren Kassettenschachtel und einem kleinen Kassettenrecorder wieder, in dem bereits die Kassette steckte, wie man durch das ovale Fensterchen sehen konnte. »Eigentlich hätte ich das nicht aufzuheben brauchen, aber ich habe mich dadurch sicherer gefühlt. Ehrlich, J. D. kann sie gar nicht umgebracht haben, weil er nicht einmal in der Stadt war. Er ist am Freitag morgen zum Angeln gefahren. Sie ist erst am Samstag ermordet worden, als er meilenweit weg war.«
    »Wo waren Sie an diesem Tag?«
    »Ich war auch weg. Ich habe beschlossen, ein Stück mit ihm zu fahren. Er hat mich bis Santa Maria mitgenommen und Jack und mich am Freitag bei meiner Schwester abgesetzt. Ich bin eine Woche bei ihr geblieben und dann mit dem Bus nach Hause gefahren.«
    »Haben Sie etwas dagegen, mir Namen und Telefonnummer Ihrer Schwester zu geben?«
    »Sie glauben mir nicht?«
    »Fangen wir nicht damit an, Leda. Sie sind nicht gerade eine Pfadfinderin«, sagte ich.
    »Ja, ich weiß, aber das heißt

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