Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht
nicht, daß ich jemanden umbringen würde.«
»Was ist mit J. D.? Kann er seinen Aufenthaltsort nachweisen?«
»Sie können Nick, den Mann meiner Schwester, fragen. Mit dem ist er nämlich nach Nacimiento gefahren.«
Ich notierte mir Namen und Nummer.
Leda drückte auf die Wiedergabetaste. Nach einem kurzen Rauschen schien der Klang einen geradezu anzuspringen. Die Aufnahme war schlecht und voller Rumpeln und Klappern von den Bewegungen der Personen. Da das Abhörgerät so nahe war, hörte sich das Klopfen an der Tür an wie ein Donnerschlag. Ein Stuhl scharrte, und jemand polterte über den Boden.
»Ob, hallo. Komm rein. Ich habe den Scheck schon vorbereitet.«
Die beiden tauschten ein paar unverständliche Bemerkungen aus. Dann schloß sich die Haustür mit dem Geräusch einer gedämpften Explosion.
Polternde Schritte. »Wie geht’s Leda?«
»Sie ist irgendwie total fertig mit den Nerven, aber das war sie letztes Mal auch schon. Sie fühlt sich dick und häßlich. Sie ist der festen Überzeugung, daß ich losziehe und sie mit anderen Frauen betrüge, deshalb fängt sie jedesmal zu heulen an, wenn ich aus dem Haus gehe.«
Ich streckte die Hand aus. »Moment mal. Das ist J. D.s Stimme?«
Sie drückte auf »Pause«, und das Gerät stoppte. »Ja, ich weiß schon. Sie ist schwer zu erkennen. Ich mußte es mir selbst zwei- oder dreimal anhören. Wollen Sie es noch einmal hören?«
»Wenn Sie nichts dagegen haben«, sagte ich. »Ich habe Lornas Stimme nie gehört, aber ich nehme an, Sie können sie ohne weiteres identifizieren.«
»Ja, sicher«, sagte Leda. Sie drückte auf die Rückspultaste. Als das Band stehenblieb, schaltete sie auf Wiedergabe, und wir lauschten erneut dem Anfang. »Oh, hallo. Komm rein. Ich habe den Scheck schon vorbereitet.«
Wieder die erstickten Bemerkungen der beiden und das Schließen der Haustür wie ein Überschallknall.
Polternde Schritte. »Wie geht’s Leda?«
»Sie ist irgendwie total fertig mit den Nerven, aber das war sie letztes Mal auch schon. Sie fühlt sich dick und häßlich. Sie ist der festen Überzeugung, daß ich losziehe und sie mit anderen Frauen betrüge, deshalb fängt sie jedesmal zu heulen an, wenn ich aus dem Haus gehe.«
Lorna sagte: »Was hat sie denn für Probleme? Sie sieht doch süß aus.«
»Ja, das finde ich auch, aber sie hat eine Freundin, der das passiert ist.«
Schritte rumpelten über den Boden, und ein Stuhl scharrte, was sich anhörte wie das Gebrüll eines Löwen im Dschungel.
»Sie hat bei Jack nur fünfzehn Pfund zugenommen. Wie kann sie sich da dick Vorkommen? Man sieht es nicht einmal. Meine Mutter hat bei mir sechsundvierzig Pfund zugelegt. Das ist echt scheußlich. Ich habe Fotos gesehen. Der Bauch hängt bis hier runter. Die Titten haben wie Fußbälle ausgesehen und die Beine wie Stöckchen.« Lachen. Gemurmel. Rauschen.
» Ja, ehrlich, es ist einfach nicht real, und deshalb kann man es ihr auch nicht ausreden. Du weißt ja, wie sie ist... [murmel, murmel]... unsicher.«
»Das hast du davon, daß du dich mit jemandem eingelassen hast, der nur halb so alt ist wie du.«
»Sie ist einundzwanzig!«
»Geschieht dir recht. Sie ist ein Baby. Hör mal, soll ich auf Jack aufpassen, solange ihr beide essen geht?« Weiteres Gemurmel.
»xxxxxxx« Die Antwort fehlte, da sie vom Rauschen verschluckt war.
»...Problem. Er und ich kommen prima miteinander aus. Dafür kannst du mir auch einen Gefallen tun und die Hütte für mich ausräuchern, wenn ich verreist bin. Die Spinnen nehmen langsam überhand.«
»Danke... Quittung in deinen Briefkasten.« Stühle scharrten. Polternde Schritte durchquerten die Hütte. Erstickte Stimmen. Das Gespräch setzte sich draußen fort und brach dann abrupt ab. Stille. Als die Aufnahme wieder einsetzte, ertönten Countryklänge, über denen das hohe Jaulen eines Haarföns zu hören war. Ein Telefon begann zu klingeln. Der Fön wurde abgestellt. Stampf, stampf, stampf erklangen die Schritte, wie eine Reihe von Schüssen. Das Telefon wurde abgenommen, und Lorna erhob bei der Begrüßung ihre Stimme. Danach beschränkte sich ihr Beitrag zu dem Gespräch weitgehend auf mehrere kurze Antworten... mhm, klar, sicher, okay, das ist gut. Das Palace wurde beiläufig erwähnt, was mich überlegen ließ, ob sie mit Danielle sprach. Schwer zu sagen, da andauernd die Countryklänge die Oberhand gewannen. Es folgte ein zweites Gespräch zwischen J. D. und Lorna, das in etwa dem entsprach, was Leda bereits angedeutet
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