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Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Titel: Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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horchte auf das vertraute Scharren seiner Pflanzkelle im Erdreich. Ich zog die Beine hoch und schlang die Arme um die Knie. »Kannst du dich noch an die Zeit erinnern, als man von »Schwingungen« gesprochen hat?«
    Ich sah, wie Henry lächelte. »Hast du schlechte Schwingungen?«
    »Die übelsten.« Ich hielt meine linke Hand in die Höhe und versuchte, die Finger zu beugen. Sie waren so steif und geschwollen, dass ich fast keine Faust zustande brachte.
    »Fahr nicht. Du brauchst nichts zu beweisen.«
    »Doch, Henry. Ich bin eine Frau. Wir müssen andauernd etwas beweisen.«
    »Was zum Beispiel?«
    »Dass wir hart im Nehmen sind. Dass wir genauso gut sind wie die Männer, was - wie ich erfreut bestätigen kann - gar nicht so schwer ist.«
    »Wenn das stimmt, warum mußt du es dann beweisen?«
    »Das bringt die Sache so mit sich. Nur dass wir es glauben, heißt noch lange nicht, dass die Männer es auch tun.«
    »Wen kümmern schon Männer? Sei doch keine Macha.«
    »Ich kann's nicht ändern. Aber es geht ohnehin nicht um Stolz. Es geht um mein seelisches Gleichgewicht. Ich kann es mir nicht leisten, mich von irgendeinem Kerl dermaßen einschüchtern zu lassen. Glaub mir, irgendwo da oben in Nota Lake lacht er sich den Arsch ab, weil er sich einbildet, er hätte mich aus der Stadt vertrieben.«
    »Der Ehrenkodex des Westens. Eine Frau muß tun, was eine Frau eben tun muß.«
      »Es ist ein widerliches Gefühl. Die ganze Geschichte. Ich kann mich nicht erinnern, jemals solche Angst empfunden zu haben. Dieser Mistkerl hat mir richtig weh getan. Ich will ihm auf keinen Fall Gelegenheit geben, das zu wiederholen.«
    »Wenigstens bist du frisch gegen Tetanus geimpft.«
    »Ja, und davon tut mir immer noch der Hintern weh. Ich habe einen Knoten an der Hüfte, der so groß ist wie ein hartgekochtes Ei.«
    »Und was bereitet dir Kopfzerbrechen?«
    »Was mir Kopfzerbrechen bereitet, ist, dass mir die Finger ausgerenkt wurden, bevor ich überhaupt irgend etwas kapiert habe. Jetzt, wo ich der Geschichte näherkomme, frage ich mich, was der Kerl dann tun wird. Glaubst du, er geht unter, ohne zu versuchen, mich mitzunehmen?«
    »Dein Telefon klingelt«, bemerkte er.
    »Mein Gott, Henry! Wie kannst du das hören? Du bist sechsundachtzig Jahre alt.«
    »Und zwar schon dreimal.«
    Inzwischen war ich aufgestanden und hatte den Garten zur Hälfte durchquert. Ich hatte meine Tür offengelassen und nahm noch im Gehen den Hörer ab, gerade als sich der Anrufbeantworter einschaltete. Ich drückte auf Stop und schnitt so die Ansage ab. »Hallo, hallo, hallo.« »Kinsey, sind Sie das? Ich dachte schon, es sei Ihr Band.« »Hallo, Selma. Sie hatten Glück. Ich war draußen im Garten.« »Tut mir leid, dass ich Sie belästigen muß.« »Kein Problem. Was gibt's denn?«
    »Jemand hat Toms Arbeitszimmer durchsucht. Ich weiß, das klingt seltsam, aber ich bin mir sicher, dass jemand hier drinnen war und die Sachen auf seinem Schreibtisch verstellt hat. Nicht, dass der Raum verwüstet wäre, aber irgend etwas stimmt nicht. Ich kann nicht feststellen, ob etwas fehlt, und außerdem weiß ich sowieso nicht, wie ich es beweisen sollte, wenn es der Fall wäre.«
    »Wie sind die Täter reingekommen?« Sie zögerte. »Ich war nur eine Stunde lang weg, vielleicht ein bißchen länger. Bei so kurzen Zeitspannen sperre ich meistens die Tür nicht ab.«
    »Was macht Sie so sicher, dass jemand drinnen war?« »Das kann ich nicht erklären. Ich bin in Toms Arbeitszimmer gesessen, bevor ich ausgegangen bin. Ich war deprimiert, und es wirkte irgendwie tröstlich auf mich, auf seinem Stuhl zu sitzen. Sie wissen ja, wie es ist, wenn man über etwas nachgrübelt. Man ist sich seiner Umgebung bewußt, weil der Blick zu schweifen beginnt, während man in Gedanken ganz woanders ist. Mir wurde auch langsam klar, wieviel Arbeit Sie sich gemacht haben. Na, jedenfalls, als ich nach Hause kam, habe ich meine Handtasche auf den Küchentisch gestellt und bin noch einmal zum Auto gegangen. Ich hatte mir ein paar Kisten geholt, um Toms Bücher einzupacken. Sowie ich in sein Arbeitszimmer kam, habe ich den Unterschied gesehen.« »Besuch hatten Sie keinen?«
    »Oh, bitte! Sie wissen doch, wie die Leute mich behandelt haben. Ich könnte genausogut ein Schild hinaushängen... »Stadt-Sirene. Ehemänner auf Abwegen bitte hier melden«.«
    »Und Brant? Woher wollen Sie wissen, dass er nicht drinnen war und auf Toms Schreibtisch nach irgend etwas gesucht hat?«
    »Ich habe ihn

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