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Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Titel: Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Dicht nebeneinander standen in einer Schachtel lauter identische kleine Plastikmädchen, geschlechtslos und unversehrt, deren Brustkörbe von einem ähnlichen Lochmuster durchbohrt waren wie bei altmodischen Radiolautsprechern. Daneben befand sich eine Schachtel mit den Köpfen der kleinen Mädchen, deren Augen sittsam geschlossen waren und deren Mundwinkel sich auf beiden Seiten der perfekten Lippen lächelnd nach oben zogen. »Chatty Cathys«, erklärte sie. »Das ist mein neues Hobby. Ich repariere ihre Stimmen, damit sie wieder sprechen können.«
    »Ist ja toll.«
    »Ich lasse euch Frauen mal allein. Ihr habt eine Menge zu besprechen.«
    Er schloß die Tür von außen, mit sich selbst so zufrieden wie ein Elternteil, das zwei zukünftige beste Freundinnen miteinander bekannt macht.
    Meine unselige Vergangenheit mit Ersatzkindern hatte er freilich nicht erraten. Meine erste Puppe, eine Betsy Wetsy, hätte irgendwann eine Psychotherapie gebraucht, wenn sie überlebt hätte. Im Alter von sechs Jahren fand ich es ätzend, ihr diese kleinen Wasserfläschchen zu trinken geben zu müssen, und es nervte mich jedesmal tierisch, wenn sie mir auf den Schoß pinkelte. Als ich herausgefunden hatte, dass es das Wasser war, verweigerte ich ihr jegliche Nahrung und benutzte sie als Fußgängerin, die ich mit meinem Dreirad überfuhr. Das war meine Definition mütterlicher Liebe und erklärt vermutlich, warum ich heute keine Kinder habe.
    »Wie viele Barbies haben Sie denn?« fragte ich und heuchelte Begeisterung für die kleinen Protofrauen.
    »Etwas über zweitausend. Das hier ist der Star meiner Sammlung, eine Barbie der ersten Generation in Originalverpackung. Der Verschluß ist zwar aufgerissen, aber sie ist quasi unberührt. Ich traue mich gar nicht, Ihnen zu sagen, was ich dafür bezahlt habe«, sagte sie. Ihre Redeweise war flach und ihre Art ungekünstelt. Sie hielt nur selten Blickkontakt und richtete die meisten ihrer Kommentare an die Puppe, während sie weiterarbeitete.
    »Homer hat mich immer sehr unterstützt.«
    »Das sehe ich«, sagte ich.
    »Ich bin ein bißchen puristisch. Viele Sammler interessieren sich auch für die anderen aus der Reihe - Sie wissen schon, Francie, Tutti und Todd, Jamie, Skipper, Christie, Cara, Casey, Buffy. Ich hatte für die nie etwas übrig. Und für Ken erst recht nicht. Hatten Sie als Kind eine Barbie?«
    »Kann ich nicht behaupten«, antwortete ich. Ich nahm eine in die Hand und musterte sie. »Sie sieht aus, als litte sie an irgendwelchen Eßstörungen, finden Sie nicht? Was hat Sie veranlaßt, sich mit den Chatty Cathys zu beschäftigen? Die liegen doch für eine Barbie-Puristin ganz weit vom Schuß.«
    »Die meisten der Chattys gehören mir gar nicht. Ich repariere sie für eine Freundin, die das professionell betreibt. Es ist gar nicht so abwegig, wie es scheint. Chatty Cathy wurde 1960 eingeführt, ein Jahr nach Barbie. Chatty Cathy war realistischer - Sommersprossen, vorstehende Zähne, ein kleines Bäuchlein - und konnte außerdem sprechen.
    Trotz Barbie nennt man die Zeit zwischen 1967 und 1973 die Sprechära, zu der auch die Twist'n'Turn Dolls gehören. Das wissen nur wenige.« »Ich wußte es jedenfalls nicht«, sagte ich. »Was ist das hier?« »Das ist die kleine Drei-Zoll-Vinyl-Schallplatte mit Cathys Aussprüchen. Wenn man an der Schnur zieht, wird eine Feder aktiviert, die diesen kleinen Gummiriemen den Plattenspieler antreiben läßt. Die früheren Versionen der Puppe hatten elf Sprüche, aber sie wurden auf achtzehn ausgeweitet. Das Ungewöhnliche an den Chattys ist, dass keine zwei gleich sind. Natürlich werden sie massenhaft produziert, aber sie wirken alle verschieden. Es ist schon fast unheimlich. Aber Sie sind garantiert nicht den ganzen Weg hierhergefahren, um sich über Puppen zu unterhalten. Sie interessieren sich ja für meinen Vater.«
    »Homer hat mich schon aufgeklärt, aber ich würde gern Ihre Version hören«.
    »Soweit ich weiß, haben er und Alfie Toth eine Zeitlang bei Ihnen gewohnt, nachdem sie aus Chino entlassen worden waren.«
    »Das stimmt. Paps war voller Selbstmitleid, weil keines seiner anderen Kinder etwas mit ihm zu tun haben wollte. Einmal hat er versucht, bei meinem Bruder Clint zu übernachten - er wohnt in Inglewood gleich beim Flughafen von L. A.
    Clint ist immer noch wütend auf Paps. Er hat sich geweigert, ihn hereinzulassen, und hat ihm erklärt, er könne ja im Werkzeugschuppen schlafen, wenn er wolle. Paps war natürlich

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