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Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Titel: Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Sachen ausgeleert. Ich bin draußen in der Küche und mache das Abendessen fertig. Sie kennen sich ja hier aus, aber rufen Sie ruhig, wenn Sie etwas brauchen.« »Danke.« Nachdem sich die Tür hinter mir geschlossen hatte, sah ich mich voller Unbehagen im Zimmer um. Der Teppich hier war quietsch-rosa und hatte einen Flor aus Baumwollvelours. Dazu kam ein Himmelbett mit Baldachin und eine aufgeblähte Steppdecke aus rosa-weiß kariertem Gingham. Der gleiche Stoff war auch für die Rüschenvolants und die gerüschten Zierkissen verwendet worden, die sich in drei Lagen stapelten. Eine Sammlung von sechs gesteppten Teddybären saß auf einer Fensterbank. Die Tapete hatte ein Muster aus rosa-weißen Streifen mit einer Blütenbordüre als oberen Abschluß. Außerdem gab es einen altmodischen Toilettentisch mit gepolstertem Hocker und einem weiß-rosa Rüschenvolant. Alles war mit überdimensionalen weißen Litzen verziert. Das Gästebad war eine Fortsetzung dieses beschwingten Einrichtungsthemas, nicht zu vergessen die gehäkelte Hülle für die Ersatzrolle Toilettenpapier. Das Zimmer roch, als wäre es geraume Zeit verschlossen gewesen, und die Hitze hier drinnen wirkte noch intensiver als im übrigen Haus. Ich merkte, wie ich vor Sehnsucht nach frischer Luft zu hyperventilieren begann.
    Ich ging zum Fenster hinüber wie ein Dieb auf frischer Tat, der zu entkommen versucht. Ich schaffte es, das Fenster drei Zentimeter weit hochzuschieben, nur um vor massiv gebauten Sturmfenstern mit Doppelverglasung zu stehen. Ich bearbeitete die Riegel, bis ich sie alle gelockert hatte. Dann versetzte ich dem Sturmfenster einen Stoß, wodurch es auf der Stelle aus dem Rahmen fiel und in das Gebüsch darunter plumpste. Hoppla Ich steckte meinen Kopf durch den Spalt und ließ mir ergeben den Graupelschauer ins Gesicht wehen. Das Sturmfenster war genau außerhalb meiner Reichweite gelandet, also ließ ich es, wo es war, nämlich in den Wacholderbüschen. Ich schob die Fensterscheibe wieder herab und zog die Rüschenvorhänge zurecht, damit man das Fehlen des Sturmfensters nicht gleich bemerkte. Wenigstens konnte ich mich zur Schlafenszeit in einer vernünftig abgekühlten Atmosphäre zur Ruhe begeben. Selma hatte mich gedrängt, mich frisch zu machen, und ich befolgte ihren Rat, um meine Rückkehr in die Küche zu verzögern. Ich pinkelte, wusch mir die Hände und putzte mir die Zähne, froh, mir die Zeit mit diesen vertrauten Waschungen vertreiben zu können. Ich stand im Badezimmer und musterte mich im Spiegel, während ich mich fragte, ob ich wohl je Interesse an der schmerzhaften Prozedur, mir die Augenbrauen zu zupfen, entwickeln würde. Unwahrscheinlich. An meinem Kinn saß immer noch ein Bluterguß, und ich nahm mir die Zeit, seine wechselnde Schattierung zu bewundern. Dann ging ich ins Schlafzimmer zurück und sah mich noch einmal um. Ich nahm meine Pistole aus der Reisetasche und versteckte sie zwischen der Matratze und den Sprungfedern am Kopfende des Betts. So würde ich zwar niemanden überlisten, aber zumindest hätte ich die Waffe in Reichweite. Ich hielt es für unklug, in dieser Stadt ein Schießeisen spazierenzutragen, erst recht ohne die entsprechende Erlaubnis. Schließlich war nichts mehr zu tun, als tief durchzuatmen und mich am Abendessenstisch zu präsentieren. Selma gab sich zurückhaltend. Nachdem sie ihren Willen durchgesetzt hatte, verblüffte mich ihre Art. Ich war wieder in Nota Lake und wohnte bei ihr im Haus, was das letzte war, was ich wollte. »Ich habe keine großen Umstände gemacht. Ich hoffe, es ist Ihnen recht«, erklärte sie. »Aber sicher.«
    Sie brauchte einen Moment, um ihre Zigarette auszudrücken und die letzten Rauchschwaden seitlich auszustoßen. Für einen Raucher bedeutet das Etikette. Wir zogen unsere Stühle heraus und setzten uns an den Küchentisch. Angesichts meiner gewohnten Ernährung ist ein selbstgekochtes Essen normalerweise ein Genuß für mich. Oder zumindest dachte ich das, bevor ich mit der Mahlzeit konfrontiert wurde, die Selma zubereitet hatte. Dies war die Speisenfolge: Eistee mit bereits eingerührtem Süßstoff, ein grünes Wackelpeter-Quadrat mit Obstsalat und einem durchgezogenen Streifen Miracle Whip, Eisbergsalat mit Dressing aus der Flasche, das die Farbe eines Sonnenuntergangs aufwies. Zum Hauptgang gab es Instant-Kartoffelbrei mit Margarine und eine dicke Scheibe Hackbraten, die in verdünnter Champignoncremesuppe schwamm. Während des Essens stieß ich mit der

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