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Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Titel: Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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getan hatte, vermutlich sogar an derselben Stelle.
    Gurgelnd rann das Wasser in den Abfluß, während ihr die Tränen übers Gesicht liefen. Schließlich hielt ich es nicht mehr aus. Ich langte hinüber und drehte den Hahn zu. Wenn man genug Trockenperioden durchgemacht hat, kann man keine Verschwendung sehen. Nachdem ihr Kummer zunächst echt ausgesehen hatte, vermutete ich nun, dass die Gefühle mittlerweile aus Gründen der Effekthascherei zur Schau gestellt wurden. Unter heftigem Geschneuze und eingehender Begutachtung ihrer Nasenerzeugnisse riß sie sich schließlich zusammen. Wir spülten das Geschirr zu Ende, und Selma zog sich in ihr Zimmer zurück, aus dem sie kurz darauf in Nachthemd und Bademantel wiederkam, um sich ein Glas heiße Milch zu machen und ins Bett zu gehen.
    Ich floh aus dem Haus, sowie es mir mit Anstand möglich war. Nichts macht einen so hartherzig wie die Gegenwart einer selbsternannten Leidenden. Margaret und Hatch wohnten in der Nähe des Ortskerns in der Second Street. Ich hatte von Selma aus angerufen, bevor ich das Haus verließ. Kaum hatte ich mich gemeldet, da unterbrach sie mich schon. »Dolores hat gesagt, dass Sie bei ihr waren. Worum geht es überhaupt?«
    Angesichts des Mordes an ihrem Vater lag die Antwort eigentlich auf der Hand. »Ich versuche herauszufinden, was mit Ihrem Vater passiert ist«, antwortete ich. »Ich würde Sie gern heute abend sprechen. Kommt Ihnen das ungelegen?«
    Sie schien von meinem Ansinnen völlig verblüfft zu sein und willigte zögerlich ein. Ich konnte ihre Haltung zwar nicht nachvollziehen, schrieb es aber meiner Einbildung zu. Schließlich war das Thema zwangsläufig verstörend, vor allem angesichts Ritters früherer Gewalttätigkeit. Zweimal legte sie die Handfläche über die Sprechmuschel und beriet sich mit jemandem im Hintergrund. Ich nahm an, dass es Hatch war, doch sie erwähnte ihn nicht. Die Fahrt hinüber war trotz der rutschigen Straßen und dem anhaltenden Graupelschauer ereignislos. Bis jetzt war noch kein Schnee liegengeblieben, doch der Asphalt glänzte, und meine Reifen pfiffen jedesmal, wenn ich auf eine glatte Stelle kam. Ich mußte die Bremsen überlegt einsetzen und bereits einen halben Häuserblock vorher aufs Pedal treten, wenn ich vor mir eine Ampel auf Rot schalten sah. Paranoid, wie ich inzwischen war, fiel mir auf, wie nahe das Haus der Brines an dem Parkplatz vor Tiny's Tavern lag, wo ich bedroht worden war. Nachdem Wayne und Earlene die Brines zu Hause abgesetzt hatten, hätte Hatch ohne weiteres noch einmal zurückfahren können. Ich ertappte mich dabei, wie ich die Straßen nach einem schwarzen Lieferwagen absuchte, doch natürlich sah ich nichts.
    Ich gelangte in eine Siedlung aus Backsteinbungalows, die vielleicht fünfzehn Jahre alt sein mochten, wie ich aus dem Zustand der Bepflanzung ringsum schloß. Die Baumstämme waren bereits kräftig und maßen etwa zwanzig Zentimeter im Durchmesser, und die Kletterpflanzen hatten schon lange die Fensterbretter erreicht. Ich bremste ab, als ich die Hausnummer erkannte. In und vor der Einfahrt der Brines parkten zwei Autos und ein Pickup. Ich fand zwei Häuser weiter einen Parkplatz, hielt am Straßenrand an und fragte mich, ob bei ihnen eine Party stattfand. Ich drehte mich auf meinem Sitz um und musterte das Haus. Vorne brannte trübes Licht, heller erleuchtet waren die Seiten und der Teil nach hinten zu, den ich von meinem Standort aus sehen konnte. Es war Samstag abend. Margaret hatte weder eine Tupper-Party noch eine Bibelstunde erwähnt und auch nicht vorgeschlagen, dass ich zu einem anderen Zeitpunkt kommen solle. Vielleicht hatten sie Freunde eingeladen, um ein bißchen Kabelfernsehen zu gucken. Ich rang mit mir. Ich hatte keine Lust, in ein geselliges Beisammensein hineinzuplatzen, vor allem, da ich ja genausogut morgen mit ihr sprechen konnte. Andererseits hatte sie gesagt, dass ich vorbeikommen könne, und sie heute noch zu treffen würde meine Rückkehr zu Selma verzögern. Ich hatte nach wie vor ihren Hausschlüssel, und es war ausgemacht, dass ich selbst aufschließen würde, wenn ich abends zurückkam. Je länger ich sitzen blieb, desto kälter wurde es im Wagen. Es war ein ruhiges Viertel mit wenig Verkehr und ohne irgendwelche Fußgänger. Falls jemand aus dem Fenster blickte, würde er vermuten, dass ich gekommen sei, um die Bude auszukundschaften.
    Ich stieg aus und schloß den Wagen ab. Die Gehsteige waren offenbar wärmer als die Straße. Die

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