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Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Titel: Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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nein. Alles in Ordnung. Mehr oder weniger. Ich wollte Sie fragen, ob Sie ein paar Minuten erübrigen könnten, um mit mir über Ihren Bruder zu sprechen.« »Was ist mit ihm?«
    »Hat Selma Ihnen erzählt, warum ich hier in Nota Lake bin?« »Sie hat nur gesagt, dass sie Sie engagiert hat. Ich weiß nicht einmal, was Sie von Beruf sind.«
    »Tja, also ich führe für die California Fidelity Insurance Ermittlungen durch. Selma macht sich Gedanken wegen der Haftung in bezug auf Toms Tod.« »Haftung wofür?«
    »Gute Frage. Leider darf ich mich nicht näher dazu äußern. Wissen Sie, offiziell war er nicht im Dienst, aber sie glaubt, er sei an dem Abend, als er starb, womöglich in einer dienstlichen Sache unterwegs gewesen. In diesem Fall kann sie Ansprüche geltend machen.« Ich erwähnte nicht, dass Tom Newquist gar nicht bei der CFI versichert war oder dass der Laden mich vor etwa anderthalb Jahren gefeuert hatte. Ich hätte ihr sogar den eingeschweißten Mitarbeiterausweis mit dem Foto gezeigt, den ich nach wie vor besaß. Vorne drauf prangte das Firmenlogo der CFI und darunter ein Foto von mir, das aussah, als würde es der Grenzschutz an der Wand hängen lassen, um es immer parat zu haben.
    Sie starrte mich ausdruckslos an, und einen beklemmenden Augenblick lang fragte ich mich, ob sie kürzlich erst aus irgendeiner undurchsichtigen Kreisverwaltungsbehörde in den Ruhestand getreten war. Sie machte den Eindruck, als grübelte sie über sämtliche Regeln und Vorschriften nach, um zu ergründen, welche an dem betreffenden Abend gegolten hatten. Ich war versucht, meine Angaben weiter auszuschmücken, fürchtete dann aber, mich zu weit vorzuwagen. Beim Lügen ist es am besten, wenn man wie eine Libelle über die Oberfläche hüpft. Je mehr man zu Beginn behauptet hat, desto mehr muß man später widerrufen, falls sich herausstellt, dass man wirklich ins Fettnäpfchen getreten ist. Sie hielt die Tür auf, um mich durchzulassen. »Kommen Sie lieber rein. Ich muß Ihnen allerdings sagen, dass das ein schmerzliches Thema ist.« »Das kann ich mir vorstellen, und es tut mir leid, wenn ich Sie belästige. Macon habe ich auch schon kennengelernt.«
    »Der taugt nichts«, erklärte sie. »Wir können uns nicht leiden. Natürlich hat Selma in meinen Augen auch nie zur Familie gehört, und ich wette, sie sieht es umgekehrt genauso.«
    Cecilia Bodens Wohnung war mit meiner Hütte vergleichbar, also trist, schwach beleuchtet und ein wenig schäbig. Der Hauptunterschied bestand darin, dass meine Unterkunft eiskalt war, während sie die Raumtemperatur bei sich irgendwo auf der Stufe »Vorglühen« zu halten schien. Der Fußboden war mit Linoleum bedeckt, das einem Holzparkett nachgebildet war. Sie hatte kieferngetäfelte Wände und zu dick gepolsterte Sitzmöbel mit veilchenfarbenen Häkelüberwürfen. Ein großer Fernseher beherrschte die eine Ecke, und sämtliche Möbel waren auf ihn ausgerichtet. Cecilias Lesebrille lag auf der Armlehne des Sofas, das dem Fernseher am nächsten stand. Ich sah, dass sie gerade dabei war, das Kreuzworträtsel in der Lokalzeitung zu lösen. Dies tat sie mit Kugelschreiber und ohne sichtbare Korrekturen. Ich revidierte meine Meinung von ihr nach oben. Ich würde so etwas nicht einmal schaffen, wenn man mir eine Pistole an den Kopf hielte. Wir setzten uns ein paar Minuten ins Wohnzimmer. Meine Geschichte klang zwar plausibel, ließ mir aber nicht viel Spielraum, um mich nach Toms Charakter zu erkundigen. Und wie kam ich überhaupt darauf, dass Cecilia irgend etwas darüber wissen könnte, was er am Abend seines Todes vorhatte? Ich merkte jedoch, dass sie meine Absichten nicht in Frage stellte, und je länger wir plauderten, desto deutlicher zeichnete sich ab, dass sie vollkommen bereitwillig über Tom und seine Frau, ihre Ehe und alles andere redete, wonach ich sie hatte fragen wollen. »Selma sagt, Tom sei in den letzten paar Wochen wegen irgend etwas bedrückt gewesen. Haben Sie eine Ahnung, was das gewesen sein könnte?«
    Cecilias Augen wurden schmal, während sie ein Stück Fußboden musterte.
    »Wie kommt sie darauf, dass er irgendwelche Probleme hatte?«
     »Also, genau weiß ich das auch nicht. Sie hat gesagt, dass er angespannt wirkte, mehr rauchte als sonst und sie auch den Eindruck hatte, dass er Gewicht verlor. Sie hat mir berichtet, dass er schlecht schlief und ohne Erklärung das Haus verließ. Soweit ich weiß, war das nicht typisch für ihn. Hat er Ihnen irgend etwas

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