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Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Titel: Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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vorgenommen. Das ist der Gerichtspathologe für die Landkreise Nota und Mono. Zwei von uns waren dabei. Es wurde nichts Auffälliges gefunden. Keine Überraschungen, nichts Unerwartetes. Tom starb an einem schweren, akuten Herzinfarkt infolge massiver Arteriosklerose. Sie werden sehen. Es steht alles hier drin. Teile der Koronararterien waren zu fünfundneunzig bis hundert Prozent verstopft. Er war dreiundsechzig Jahre alt. Eigentlich ist es ein Wunder, dass er so lange gelebt hat.«
    »Sonst hat sich nichts ergeben?«
    »Was aus dem Rahmen fiele? Nein. Leber, Gallenblase, Milz und Nieren waren allesamt ohne Befund. Die Lungen sahen schlimm aus. Er hat zeit seines Lebens geraucht, aber es gab keine Hinweise auf eine invasive Erkrankung. Er hat kurz zuvor Nahrung zu sich genommen. Unserem Bericht zufolge hat er in einem Lokal etwas zu Abend gegessen. In seinem Verdauungstrakt waren weder Pillen noch Kapseln zu finden, und die Untersuchung auf Gifte hat auch nichts ergeben. Warum fragen Sie?«
    »Selma hat gesagt, er hätte abgenommen. Ich frage mich, ob er etwas wußte, das er ihr verschwiegen hat.«
    »Nein. Kein Krebs, falls Sie das meinen. Keine Tumoren, keine Blutgerinnsel und keine inneren Blutungen, vom Herzmuskel abgesehen«, erklärte er. »Der Doc meinte, es gebe Anzeichen für einen kleinen Herzinfarkt in der Vergangenheit.«
    Ich dachte darüber nach. »Also wußte er vielleicht, dass seine Tage gezählt waren. Das könnte ihm Anlaß zum Grübeln gegeben haben.«
    »Möglich«, sagte er. »Tom war jedenfalls nicht bei bester Gesundheit, das kann ich Ihnen versichern. Das Fehlen pathologischer Merkmale besagt nicht unbedingt, dass man sich besonders wohl fühlt. Ich kannte ihn seit Jahren und habe ihn nie klagen hören, aber er hatte fast dreißig Kilo Übergewicht. Er hat geraucht wie ein Schlot und gesoffen wie ein Fisch, um beide Klischees zu bemühen. Aber er war ein phänomenaler Fahnder, das kann ich Ihnen sagen.
    Worüber zerbricht sich Selma denn den Kopf?«
    »Schwer zu sagen. Ich glaube, sie hat das Gefühl, dass er etwas vor ihr verborgen hat, dass er irgendwelche Geheimnisse hatte. Sie hat ihn nicht um Antworten bedrängt, daher ist die Sache jetzt ungeklärt, und das belastet sie sehr.«
    »Und sie hat keine Ahnung, was es war?«
    »Vielleicht ist es auch überhaupt nichts; so sieht es jedenfalls für mich aus. Haben Sie irgendwelche Theorien?«
    »Ich glaube nicht, dass Sie irgend etwas Skandalöses aufdecken werden. Tom war Kirchgänger und eine gute Seele. Beliebt und geachtet im ganzen Ort und großzügig mit seiner Zeit. Wenn er irgendwelche Fehler hatte, so würde ich sagen, dass er zu streng, zu puritanisch war. Er sah die Welt in Reinschwarz und Reinweiß mit nicht viel dazwischen. Vermutlich konnte er das Grau wahrnehmen, wußte aber nicht viel damit anzufangen. Er hielt nichts davon, die Regeln zu verletzen, obwohl ich es ihn ab und zu habe tun sehen. Er war ein ganz geradliniger Mann, aber das ist in meinen Augen positiv. Wir könnten ein paar mehr von seiner Sorte gebrauchen. Er wird uns hier fehlen.« »Haben Sie ihn in den letzten paar Wochen einmal länger gesprochen?« »Eigentlich nicht. Ich sah ihn meist in beruflichem Rahmen. Verständlicherweise stehen das Sheriffbüro und der amtliche Leichenbeschauer so miteinander«, sagte er und kreuzte zwei Finger. »Ich bin ihm manchmal im Ort begegnet. Einmal hab' ich mit ihm Billard gespielt, ein paar Biere gekippt. Letzten Herbst sind wir mit ein paar Leuten auf einen Angelausflug gefahren, aber wir sind nicht gerade nachts dagelegen und haben uns gegenseitig das Herz ausgeschüttet. Der Mann, mit dem Sie sprechen müssen, ist sein Partner Rafer.«
    »Den hat Selma schon erwähnt. Wie heißt er denn mit Nachnamen?« »LaMott.«

6
    Ich saß in meinem Mietwagen auf dem Parkplatz vor Kirchner & Sons und blätterte Tom Newquists Autopsiebericht durch. Aus dem Totenschein gingen weitere Einzelheiten sowie die genaue Todesursache hervor. Alter, Geburtsdatum, Sozialversicherungsnummer und Anschrift; Ort und Ursache seines Todes und wie mit seinen sterblichen Überresten verfahren worden war. Er war bereits tot in der Notaufnahme des Nota County Hospital eingetroffen, die Autopsie wurde einen Tag später vorgenommen und noch einen Tag später wurde er beigesetzt. Auf dem Papier wirkte sein Gang ins Grab übereilt, aber wenn der Tod erst einmal eingetreten ist, ist der menschliche Körper im Grunde nur noch ein großes Stück Fleisch, das

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