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Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Titel: Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Aluminiumrahmen.
    Ein Pfeil unter einem Strichmännchen im Rollstuhl wies auf einen behindertengerechten Eingang irgendwo zur Linken hin. Die Büsche vor dem Gebäude waren auf Fensterhöhe gestutzt, und von der Fahnenstange flatterte sowohl die amerikanische als auch die kalifornische Flagge im Wind. Auf dem Dach standen sechs Funkantennen wie eine Reihe aufgerichteter Angeln. Wie bei der Feuerwehr von Nota Lake, die nebenan untergebracht war, handelte es sich hier um anspruchslose Architektur, einen reinen Zweckbau. Kein einziger Steuerdollar war achtlos verschwendet worden.
    Das Innere entsprach der nüchteren Fassade und erinnerte stark an das Sheriffbüro, das zwei Häuser weiter lag: eine abgesenkte Decke aus Leuchtstoffröhren und Schalldämmplatten, metallene Aktenschränke und Arbeitsflächen aus Laminat mit Holzdekor. Auf den Schreibtischen sah ich von hinten zwei Computermonitore mit den dazugehörigen Rechnern, aus denen unzählige Kabel wie Luftwurzeln wucherten.
    Der diensthabende Beamte war M. Corbet, ein Mann Mitte Vierzig mit einem weichen, runden Gesicht, schütter werdendem Haar und einem leicht pfeifenden Atem. »Dass iss Asthma, nicht, dass Sie denken, es sei was Ansteckendes«, erklärte er. »Die kalte Luft setzt mir zu, und diese trockene Hitze macht es auch nicht besser. Entschuldigen Sie mich einen Moment.« Er setzte sich einen kleinen Inhalator an den Mund und atmete den Sprühnebel, der seine Bronchien öffnen sollte, tief ein. Kopfschüttelnd legte er das Gerät beiseite. »Dass iss vielleicht 'ne verfluchte Sache! Bis vor ein paar Jahren hatte ich nie irgendwelche Probleme. Und auf einmal stellt sich raus, dass ich gegen Hausstaub, Tierhaare, Pollen und Schimmelpilze allergisch bin. Was soll man da machen? Gar nicht mehr atmen ist - soweit ich weiß - das einzige, was hilft.«
    »Harte Methode«, sagte ich.
    »Der Arzt meint, es kriegen immer mehr Leute Allergien. Er sagt, er hat eine Patientin, die auf klimatisierte Raumluft reagiert. Synthetische Stoffe, Chemikalien und Mikroben, die durch die Heizungsschlitze kommen. Die arme Frau muß überallhin einen Sauerstoffwagen mitschleppen. Sie verliert das Bewußtsein und fällt um, sowie sie mit irgendwelchen fremden Krankheitserregern in Berührung kommt. Gott sei Dank bin ich nicht so schlimm dran wie sie, obwohl mich der Chef schon aus dem aktiven Dienst nehmen und hier an den Schreibtisch setzen mußte. Na ja, das war meine Geschichte. Und was kann ich für Sie tun?«
    Da ich meine Glaubwürdigkeit untermauern wollte, bevor ich ihm mein Erlebnis mit dem Lieferwagen schilderte, gab ich ihm meine Visitenkarte.
    Officer Corbet war höflich, aber ich sah ihm geradezu an, dass die Geschichte über jemanden, der mich aus einer Kapuzenmütze heraus penetrant anstarrte, beim Dezernat für körperliche Übergriffe, das vermutlich aus ihm allein bestand, nicht als gravierender Fall behandelt werden würde. Mit pfeifenden Lungen nahm er meinen Bericht auf und notierte die Einzelheiten mit Blockbuchstaben auf dem entsprechenden Formular. Er legte die Hände auf den Tresen und klopfte mit den Fingern, als spiele er ein kleines Lied. »Ich kenne jemanden mit so einem Lieferwagen.«
    »Wirklich?« sagte ich überrascht.
    »Ja, Ma'am. Klingt nach Ercell Riccardi. Er wohnt gleich hier um die Ecke, etwa drei Häuser weiter. Stellt seinen Lieferwagen immer in der Einfahrt ab.
    Es wundert mich, dass Sie ihn auf dem Weg hierher nicht gesehen haben.«
    »Ich bin nicht aus dieser Richtung gekommen. Ich bin von der Hauptstraße abgebogen.«
    »Tja, vielleicht möchten Sie mal einen Blick auf den Wagen werfen. Ercell läßt ihn immer draußen stehen, wenn er ihn nicht benutzt.«
    »Mit den Schlüsseln im Zündschloß?«
    »Ja, Ma'am. Nota Lake ist schließlich nicht die Welthauptstadt des Autodiebstahls. Ich schätze, er hat vor fünf, sechs Jahren damit angefangen.
    Wir hatten eine Reihe von Autoaufbrüchen, eine Bande von Jugendlichen, die Autos geknackt, Scheiben eingeschlagen, Kassettenrecorder geklaut und Spritztouren gemacht haben. Ercell hatte die Nase voll davon, immer wieder die Stereoanlage zu ersetzen, also beschloß er, „auf- und nachzugeben“ wie er es ausdrückt. Als sein Lieferwagen das letzte Mal aufgebrochen wurde, hat er nicht einmal mehr Anzeige erstattet. Er sagt, das treibe nur seine Versicherungsprämie in die Höhe, also zur Hölle mit dem ganzen Zeug. Jetzt läßt er den Wagen offen stehen, mit den Schlüsseln im Zündschloß und

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