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Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Titel: Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Sie innerhalb der letzten zehn Jahre gegen Wundstarrkrampf geimpft
    worden?«
    Plötzlich fiel mir nichts mehr ein. »Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Dann bringen wir's mal hinter uns«, sagte sie. Ich spürte, wie die Panik in mir aufstieg. »Aber das ist doch wirklich nicht nötig. Es ist kein Problem. Ich habe zwei ausgerenkte Finger, aber die Haut ist nicht aufgeschürft worden. Sehen Sie? Keine Schnittverletzungen, keine Stichwunden. Ich bin ja auf keinen Nagel getreten.«
    »Ich bin gleich wieder da.«
    Mir sank der Mut. In meinem geschwächten Zustand war ich gar nicht auf die Idee gekommen, zu lügen. Ich hätte ihr alles mögliche über meine medizinische Vorgeschichte erzählen können. Sie wäre nie dahintergekommen, und es war schließlich meine Sache. Wundstarrkrampf, mein Gott! Mir wurde alles zuviel. Ich habe eine Spritzenphobie, was bedeutet, dass ich manchmal schon beim Gedanken an einen Einstich in Ohnmacht falle und beim Anblick einer Spritze nervös werde. Ich bin schon umgefallen, wenn ein anderer eine Injektion bekam. Ich würde auch nie in ein Land reisen, das Schutzimpfungen verlangt. Wer will sich schon in einer Gegend aufhalten, wo immer noch Pocken und Cholera unter der Bevölkerung grassieren?
    Was ich auf der ganzen Welt am meisten hasse, sind diese obszönen Nachrichtensendungen, in denen man urplötzlich heulende Kinder auf den Bildschirm geliefert bekommt, denen Injektionsnadeln in ihre süßen, rundlichen Ärmchen gestochen werden. Ihre betrogenen Mienen sind Grund genug, dass einem schlecht wird. Ich spürte, wie meine Handflächen feucht wurden. Obwohl ich lag, fürchtete ich, bewußtlos zu werden.
    Im Handumdrehen kam sie zurück und brachte die Sie-wissen-schon-was wie einen Snack auf einem kleinen Plastiktablett mit. Um wenigstens noch ein bißchen Kontrolle über mein Schicksal auszuüben, überredete ich sie, mich in den Po zu piken und nicht in den Oberarm, obwohl es ein Kunststück war, einhändig die Jeans herunterzuziehen.
    »Ich mag es auch nicht«, gestand sie. »Spritzen jagen mir eine Heidenangst ein. Und jetzt zur Sache.« Stoisch ertrug ich das Unbehagen, das im Grunde gar nicht so schlimm war, wie ich es in Erinnerung hatte. Vielleicht wurde ich doch noch reif und erwachsen.
    »Mist.«
    »Tut mir leid. Ich weiß, dass es brennt.«
    »Das ist es gar nicht. Mir ist nur gerade etwas eingefallen: Meine letzte Tetanusimpfung war vor drei Jahren. Ich hatte eine Kugel im Arm, und sie haben mir gleich eine Spritze verpaßt.«
    »Tja, was soll's«, sagte sie. Sie schob die Spritze in ein Gerät mit der Aufschrift »scharfe Gegenstände« und trennte ordentlich die Nadel ab, als würde ich sie ihr stibitzen und mich zum Spaß noch sechsmal damit stechen. Stets im Dienst, ergriff ich die Gelegenheit und fragte sie nach den Newquists, während wir auf den Arzt warteten. »Ich habe gehört, Rafer und Tom waren gut befreundet«, sagte ich zum Einstieg. »Das stimmt.« »Haben Sie viel zu viert unternommen?« Die Antwort ließ auf sich warten, und so hakte ich nach. »Sie können ruhig offen sprechen. Ich habe alles schon gehört. Kein Mensch mag Selma.«
    Vicky lächelte. »Wir haben uns getroffen, wenn wir mußten. Manchmal konnten wir ihr nicht aus dem Weg gehen, also haben wir das Beste daraus gemacht. Rafer wollte keine Szene, und ich natürlich auch nicht. Ich schwöre bei Gott, einmal hat sie zu mir gesagt - ich zitiere wörtlich – „ich hätte Sie ja eingeladen, aber ich dachte, Sie würden sich bei Ihren eigenen Leuten wohler fühlen“. Ich mußte mir wirklich auf die Zunge beißen. Am liebsten hätte ich gesagt: jedenfalls möchte ich meine Freizeit nicht mit so einem weißen Pack wie dir verbringen. Und um alles noch komplizierter zu machen, ist unsere Tochter Barrett mit ihrem Sohn gegangen.« »Selma war sicher begeistert.«
    »Sie konnte kaum etwas dagegen einwenden. Ständig hat sie ein derartiges Theater darum gemacht, wie vorurteilsfrei sie sei. So ein Witz! Wenn es nicht so erbärmlich wäre, hätte ich mich kaputtgelacht. Diese Frau besitzt weder nennenswerte Bildung noch Intelligenz. Rafer und ich haben beide an der U.C.L.A. studiert. Er hat einen Abschluß in Kriminologie - das war, bevor er sich hier im Sheriffbüro beworben hat. Ich habe eine abgeschlossene Ausbildung in Krankenpflege und bin außerdem diplomierte Krankenschwester.« »Wußte Selma, dass die beiden sich trafen?«
    »Na klar. Sie sind jahrelang fest miteinander gegangen. Tom war

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