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Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Titel: Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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unterhielten sich erneut Leute, und Rafer LaMott erschien. Er schüttelte dem Hilfssheriff die Hand, woraufhin sich dieser rasch entschuldigte und im Flur verschwand. Ich sah Rafers Frau draußen an der Schwesternstation stehen. Ihre Körpersprache signalisierte, dass sie sich seiner Gegenwart durchaus bewußt war. Ich fragte mich, ob sie ihn selbst angerufen hatte. Er sah frisch geduscht und rasiert aus und war in seiner braunen Cordhose und einer weichen roten Kaschmirweste über dem Sporthemd wie aus dem Ei gepellt. Sein Gesichtsausdruck war neutral. Er steckte die Hände in die Taschen und lehnte sich lässig gegen die Wand. Er sah aus wie aus einem Katalog für Herrenbekleidung. »Cecilia war müde, also habe ich sie nach Hause geschickt. Sobald Sie hier fertig sind, fahre ich Sie, wohin Sie wollen.« Es war sechs Uhr morgens, als mich Rafer endlich auf den Beifahrersitz seines Wagens setzte. Das Angebot, mich zu chauffieren, kam einer Entschuldigung schon sehr nahe. Sein wahrer Grund bestand aber zweifellos darin, mich über den neuesten Stand meiner Ermittlungen auszufragen, aber das war mir eigentlich egal. Die Sonne war noch nicht richtig aufgegangen, und der frühmorgendliche Himmel war seltsam düster. Ich konnte mich nicht entscheiden, wo ich mich von ihm absetzen lassen sollte. Die Vorstellung, allein in der Hütte zu sein, war mir unerträglich. Ich nahm nicht an, dass Selma zu dieser Stunde schon auf wäre, und ich konnte mir nicht vorstellen, dass Cecilia meine weitere Gesellschaft erfreut aufnähme. Als läse er meine Gedanken, fragte Rafer: »Wohin?«
    »Am besten setzen Sie mich im Rainbow ab. Ich kann mich dort aufhalten, bis ich weiß, was ich als nächstes tun soll.«
    »Ich würde mir gern die Hütte ansehen. Um sieben kommt ein Spezialist für Fingerabdrücke aus Independence, dann fangen wir gleich an. Vielleicht haben wir ja Glück und stellen fest, dass Ihr Eindringling Fingerabdrücke hinterlassen hat.«
    »Führen Sie gleich einen Exorzismus durch, wenn Sie schon dabei sind. Ich glaube nicht, dass ich gut schlafen werde, bevor ich dort ausgezogen bin.«
    Er sah zu mir herüber. »Spielen Sie mit dem Gedanken, nach Hause zu fahren?«
    »Mit dem spiele ich, seit ich angekommen bin.«
    Er schwieg eine Weile und wandte seine Aufmerksamkeit der Straße zu. Die Stadt erwachte langsam zum Leben. Uns kamen Autos entgegen, deren Scheinwerfer schon fast überflüssig waren, da der Himmel allmählich von Stahlgrau zu Taubenblau überging. An einer Kreuzung befand sich ein Restaurant namens Elmo's, das strahlendhell erleuchtet war und dessen Gäste man durchs Fenster erkennen konnte. Ich sah Köpfe, die sich über Frühstücksteller beugten. Eine Kellnerin ging mit der Kaffeekanne in der Hand von Tisch zu Tisch und schenkte nach. Draußen auf dem Gehsteig waren zwei joggende Frauen ins Gespräch vertieft. Sie kamen an der Ecke an, als die Ampel rot wurde, und begannen, auf der Stelle zu laufen. Wir fuhren weiter. Endlich sagte Rafer etwas. »Das letzte Mal, dass ich etwas mit einem Privatdetektiv zu tun hatte, war, als so ein Kerl daherkam, der behauptete, an einem Vermißtenfall zu arbeiten. Ich habe mir ziemlich viel Mühe gemacht, die Sache zu recherchieren, mir zwei Tage Zeit dafür genommen, um den Gesuchten in einem anderen Bundesstaat aufzutreiben. Und auf einmal stellt sich heraus, dass der Detektiv mich angelogen hatte. Er wollte nur eine offenstehende Schuld eintreiben. Ich war stinksauer.«
    »Das kann ich Ihnen nicht verdenken«, sagte ich. Ich begann krampfhaft zu überlegen, ob ich ihn auch angelogen hatte.
    »Haben Sie eine Theorie zu diesem Angriff heute nacht?«
    »Ich nehme an, es war derselbe Kerl, der mir vom Tiny's aus gefolgt ist«, sagte ich.
    Sein Blick wanderte wieder zur Straße. »Davon habe ich gehört. Corbet hat dafür gesorgt, dass wir eine Kopie des Berichts bekommen. Ich habe ihn an die Highway Patrol weitergeleitet, damit die auch die Augen offenhalten können. Fehlt irgendwas?«
    »Ich habe gar nicht nachgesehen. Ich war zu sehr damit beschäftigt, mich darum zu kümmern«, sagte ich und hob die Hand. »Jedenfalls bezweifle ich, dass Diebstahl das Motiv war. Ich glaube, es ging darum, mich von meinen Ermittlungen abzubringen.« »Warum?«
    »Wenn ich das nur wüßte. Ich habe das Gefühl, er möchte Tom Newquist schützen. Etwas Besseres fällt mir nicht ein.«
    »Ich bin nicht davon überzeugt, dass es irgend etwas mit Tom zu tun hat.«
    »Und ich kann es nicht

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