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Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Titel: Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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gehörte.
    Dr. Yee fuhr fort: »Ritters mumifizierte Leiche wurde vollständig bekleidet und mit verschiedenen persönlichen Gegenständen in den Taschen gefunden: ein abgelaufener kalifornischer Führerschein, Kreditkarten. Die Identifizierung verlief anhand seiner Fingerabdrücke, die rekonstruiert werden mußten. Da draußen muß es trocken gewesen sein, denn Bakterienwachstum und Verwesung kommen zum Stillstand, wenn die Körperflüssigkeit auf unter fünfzig Prozent sinkt. Ritters Fleisch war so steif wie Leder, aber Kirchner ist es gelungen, alles außer Daumen und Ringfinger der rechten Hand wiederherzustellen. Ritters Fingerabdrücke waren schon seit 1972 gespeichert. Eine absolut miese Ratte. Richtiger Abschaum.«
    »Ich wußte gar nicht, dass man Fingerabdrücke auf diese Art rekonstruieren kann.«
    Er zuckte mit den Achseln. »Manchmal muß man erst die Finger abtrennen. Um sie wieder zu hydratisieren, kann man sie ein oder zwei Tage in dreiprozentige Lauge oder einprozentige Lösung aus Photo-Flo 200 von Eastman Kodak legen. Eine andere Methode ist, immer schwächere Alkohollösungen zu verwenden, indem man mit einer neunzigprozentigen anfängt und dann langsam runtergeht. Bei Ritter hat man zuerst auf Selbstmord getippt, obwohl Kirchner sagte, er habe große Zweifel und der Sheriff auch. Bedenken Sie, vor Ort wurde kein Abschiedsbrief gefunden, andererseits gab es aber auch keine Kampfspuren in der Umgebung und keine Verletzungsmerkmale an der Leiche. Kein gebrochenes Zungenbein, das auf eine Hirnquetschung schließen ließe, kein Hinweis auf Stichwunden, Schädelbrüche, Einschüsse...«
    »Anders ausgedrückt, keine Anzeichen für ein Verbrechen.« »Genau. Was aber nicht heißen muß, dass er nicht doch irgendwie überwältigt wurde. Genau wie bei Toth, außer dass bei dem keine persönlichen Gegenstände gefunden wurden. Das Sheriffbüro hat Vermißtenanzeigen aus den vergangenen Monaten überprüft und mit Verwandten gesprochen. So haben sie auch die erste Übereinstimmung entdeckt.« »Und was haben wir hier vor uns?« fragte ich und drehte das Foto so, dass er es auch betrachten konnte.
    »Allem Anschein nach haben beide Männer einen Strick um einen Felsbrocken gebunden, sich eine Schlinge um den Hals gelegt, den Stein durch die Gabelung zweier Äste eines Baumes geschoben und sich stranguliert. Die Ähnlichkeiten kamen erst später ans Licht.«
    Ich starrte ihn an. »Das ist aber seltsam.« Ich blickte auf ein Foto herab, auf dem ich nun einen in Schlangenlinien verlaufenden Strick ausmachen konnte, der sich um einen Felsbrocken vom Ausmaß einer großen Wassermelone wand. Toth' Rumpf und Beine hatten sich gelöst und waren in einem Haufen auf eine Seite des Baumes gefallen, während die obere Hälfte seines Körpers, nach wie vor vom Gewicht des Steins gezogen, auf die andere gestürzt war. »An dem Strick ist nichts Besonderes, falls Sie sich das fragen. Eine stinknormale Wäscheleine, die man in jedem Supermarkt oder Haushaltswarengeschäft kaufen kann«, sagte Dr. Yee und musterte mein Gesicht. »Ich möchte ja nicht rassistisch werden, aber die Methode paßt eher zu einem asiatischen Gemüt. Wie kommt irgendein Kerl droben in Nota County überhaupt auf so was? Und dann noch ein zweiter hier bei uns? Ich meine, es ist ja möglich, dass Toth vom angeblichen Selbstmord seines Freundes gehört und seine Methode imitiert hat, aber es kommt einem trotzdem abwegig vor. Soweit ich weiß, hat die Polizei von Nota Lake die Einzelheiten für sich behalten. Diese Angaben wurden ausschließlich behördenintern weitergegeben.«
    »Tatsächlich. Wenn Alfie Toth sich umbringen wollte, sollte man annehmen, dass er sich ein Loch ins Hirn pustet; etwas Simples und Direktes, das besser zu seinem Lebensstil paßt.«
    Dr. Yee rutschte mit einem Quietschen auf seinem Stuhl nach hinten. »Eine plausiblere Erklärung wäre, dass beide Opfer vom selben Täter ermordet wurden. Die Polizei ist deshalb so paranoid, weil sie Spinner und Nachahmungstäter abschrecken will. Wenn jemand auftaucht und ein Geständnis abgibt, möchten sie sichergehen, dass niemand anders als der Mörder die Einzelheiten kennen kann. Bis jetzt haben die Zeitungen noch keinen Wind davon bekommen. Sie wissen zwar, dass hier ein Toter gefunden wurde, aber das ist auch schon alles. Ich weiß nicht, ob die Reporter bezüglich des Toten in Nota Lake zwei und zwei zusammengezählt haben. Das wurde hier unten kaum publik.« »Was ist der geschätzte

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