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Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Titel: Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Colleen Seilers im Eingang. Was suchte die denn hier? Also keine Auseinandersetzung mit Rosie. Vielleicht hatte Colleen beschlossen, mir doch zu helfen.
    »Ich weiß überhaupt nicht, was ich hier soll«, sagte sie mißmutig. Ihr blondes Haar hing feucht herab, und ihre Brille hatte sich aufgrund der Hitze im Lokal beschlagen.
    »Uber Tom reden.«
    »Vermutlich.«
    »Möchten Sie mir den Rest der Geschichte erzählen?« »Viel mehr gibt es nicht zu erzählen.«
     Wir saßen in der hinteren Nische, die ich meist als meine bezeichne. Ich hatte ihr ein Glas Wein eingeschenkt, das jetzt unberührt vor ihr stand. Sie nahm die Brille ab und hielt sie an der Fassung fest, während sie eine Papierserviette aus dem Spender zog und die Gläser auf eine Weise säuberte, dass ich Angst hatte, sie würde sie zerkratzen. Ohne Brille sah sie verletzlich aus, und Trauer schwebte greifbar zwischen uns in der Luft.
    »Wann haben Sie ihn kennengelernt?«
    »Vor einem Jahr auf einer Konferenz droben in Redding. Er war allein dort.
    Seine Frau habe ich nie kennengelernt. Sie hatte keine Lust, ihn zu begleiten, zumindest habe ich es so gehört. Für mich klang es danach, als sei sie eine ziemliche Nervensäge. Nicht, dass er das je zugegeben hätte, aber andere Leute haben es angedeutet. Ich weiß nicht, was ihr Geheimnis war. Er hat immer von ihr gesprochen, als wäre sie eine Art Göttin.« Sie wischte sich die Haare aus dem Gesicht und steckte sie auf wenig vorteilhafte Weise hinter die Ohren. Dann setzte sie die Brille wieder auf, auf deren Gläsern ich Flecken erkannte.
    »Haben Sie sich zufällig oder geplant kennengelernt?«
    Colleen rollte mit den Augen und ein müdes Lächeln umspielte ihre Lippen.
    »Ich verstehe, worauf Sie hinauswollen, aber okay... ich schlucke den Köder. Ich wußte, dass er dort sein würde, und ich habe ihn angesprochen. Wie finden Sie das?«
    Ich erwiderte ihr Lächeln. »Soll ich Sie einfach erzählen lassen?«
    »Das wäre mir recht«, sagte sie trocken. »Bis zu der Konferenz in Redding hatte ich nur telefonisch mit ihm zu tun. Er klang umwerfend, also wollte ich ihn unbedingt persönlich kennenlernen. Wir haben uns auf Anhieb verstanden und über die Fälle geplaudert, die wir bearbeitet hatten, jedenfalls die interessanten. Sie wissen schon, wie es ist, man tauscht berufliche Anekdoten aus. Wir sind über die Organisation unserer Dienststellen ins Gespräch gekommen, seine Erfahrungen und meine, das Übliche eben.«
    »Ich möchte ja nichts unterstellen, aber jemand war der Meinung, Sie beide seien ziemlich dicke miteinander gewesen.«
    »Dicke?«
     »Dass Sie mit ihm geflirtet hätten. Ich gebe nur wieder, was ich gehört habe.« »Es ist doch nicht verboten, zu flirten. Tom war ein Schatz. Ich habe noch keinen Mann kennengelernt, der keine kleine Stütze für sein Ego brauchen konnte, erst recht nicht in unserem Alter. Mein Gott! Wer hat Ihnen denn solches Zeug erzählt? Jemand, der Ärger machen möchte, das kann ich Ihnen garantieren.«
    »Wie gut kannten Sie ihn?«
    »Ich habe ihn nur zweimal getroffen. Nein, falsch. Ich habe ihn dreimal getroffen. Zuerst ging es nur um die Arbeit, angefangen mit dem Fall, an dem er gearbeitet hat.«
    »Was für ein Fall war das?«
    »Der Sheriff droben in Nota Lake hat in einer öden Gegend einen vermeintlichen Selbstmörder gefunden, einen früheren Häftling namens Ritter, der sich am Ast einer Eiche erhängt hatte. Die Identifizierung wurde durch seine Fingerabdrücke bestätigt, und Tom hat seine Spur bis zu seiner Entlassung aus Chino im Frühjahr '81 zurückverfolgt. Ritter hatte Familie in dieser Gegend; genauer gesagt in Perdido. Tom hat diese Verwandten angerufen, und sie haben ihm erzählt, dass Ritter mit einem Freund unterwegs war.«
    »Alfie Toth«, ergänzte ich. Ich war neugierig auf ihre Version, wollte sie aber nicht in dem Glauben lassen, dass mir die Fakten völlig unbekannt seien.
    »Wie haben Sie von ihm gehört?« wollte sie wissen.
    »Na, ich habe auch meine Quellen, genau wie Sie. Ich weiß, dass Tom im Juni hierhergefahren ist, um nach ihm zu suchen.«
    »Stimmt. Ich war diejenige, die etwas über den Kerl wußte. Toth war hier wegen eines Bagatelldelikts festgenommen worden. Ich rief Tom an, und er sagte, er komme am nächsten Tag. Das war Mitte April. Ich erklärte ihm, dass ich den Kontakt gern herstellen würde, aber er wollte das selbst übernehmen. Ich vermute, dass er dann zuviel zu tun hatte, da es Juni wurde, bis er es

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