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Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Titel: Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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irgendeinem Säufer durchgebrannt und man hätte nie mehr von ihr gehört. Dolores sagt, sie wisse noch, wie sie als Kind einmal mitten in der Nacht aufgewacht ist. Pinkie war draußen im Gebüsch hinter dem Haus mit einer Motorsäge zugange. Auf dem Boden stand eine Laterne und warf riesenhafte Schatten gegen die Bäume. Motten flatterten um das Licht herum. Sie hat immer noch Alpträume davon. Sie war die Jüngste in der Familie und damals sechs Jahre alt. Ich glaube, die Älteste war fünfzehn. Dolores ist am nächsten Tag rausgegangen. Die ganze Erde war umgegraben, wahrscheinlich um das Blut zu verbergen. Sie kann sich noch an den Geruch erinnern - wie die Verpackung von einem Hühnchen, das schlecht geworden ist und weggeworfen werden muß. Von der Mutter hat man nie wieder etwas gesehen oder gehört.«
    »Klingt, als sei Pinkie wirklich ein ausgesprochen übler Typ gewesen.«
    »Der allerübelste.«
    »Also hätte jeder ihn umbringen können, seine Kinder eingeschlossen. Wollen Sie das damit sagen?«
    »Im großen und ganzen schon«, bestätigte er. »Aber als er ums Leben kam, standen sie natürlich alle nicht mehr unter seinem Einfluß. Die anderen Geschwister hatten sich in sämtliche Himmelsrichtungen zerstreut. Ein paar von ihnen leben noch in Kalifornien, aber wir haben nicht allzuviel Kontakt zu ihnen.« Homer spülte den letzten Teller und drehte den Wasserhahn zu. Ich fuhr fort, Besteck abzutrocknen, während er das saubere Geschirr aufräumte.
    »Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«
    »Im März vor fünf Jahren. Sowie er aus Chino rauskam, hat er sich auf den Weg hierher gemacht. Am fünfundzwanzigsten ist er angekommen und eine Woche geblieben.«
     »Gutes Gedächtnis«, lobte ich.
    »Die Polizei hat mich das auch schon gefragt, also habe ich es nachgeschlagen.
    Ich habe das Datum rekonstruieren können, weil ich am Tag von Pinkies Abreise fünfhundert Dollar von meinem Sparbuch abgehoben habe. Von dem Tag habe ich zurückgerechnet, und das Datum ist mir in Erinnerung geblieben. Möchten Sie mich noch etwas anderes fragen?«
    »Ich wollte Sie nicht unterbrechen. Fahren Sie fort.«
    »Dolores war das einzige seiner Kinder, das noch hier in der Gegend lebte, also war er natürlich der Meinung, dass sie ihm Kost und Logis schuldig war, solange er wollte.«
    »Und sie hat eingewilligt?«
    »Natürlich.«
    »Hatten Sie denn keine Einwände?«
    »Doch, aber in dieser Debatte zog ich zwangsläufig den kürzeren. Dolores hatte Schuldgefühle. Sie ist ein tolles Mädchen, aber seien Sie froh, dass Sie nicht wissen, was sie durchgemacht hat. Fazit ist jedenfalls, dass sie es gern jedem recht machen möchte und sich leicht manipulieren läßt, vor allem von ihm. Sie wollte die Liebe dieses Mannes erringen. Verlangen Sie angesichts dessen, was sie gelitten hat, keine Erklärung von mir. Er war nach wie vor ihr Daddy, und sie konnte ihn nicht abweisen. Er war genau wie immer: anspruchsvoll und kritisch. Er weigerte sich, auch nur einen Finger zu rühren, und erwartete, dass sie ihn von vorn bis hinten bediente. Schließlich hatte ich die Schnauze voll und habe ihm gesagt, dass er verschwinden soll. Pinkie meinte: »Okay, kein Problem. Ich bleibe nirgends, wo ich nicht erwünscht bin. Fahr zur Hölle. Er war stocksauer und hat sich furchtbar schlecht behandelt gefühlt, aber ich bin hart geblieben.«
    »War Toth damals mit ihm zusammen?« »Ab und zu. Ich glaube, Alfies Exfrau hat irgendwo hier im Ort gewohnt. Er hat bei ihr schmarotzt, wenn er nicht gerade hier war und bei uns schmarotzt hat.«
    »Und die beiden sind zusammen weggefahren?« »Soweit ich weiß. Zumindest hatten sie das vor.« »Und wohin wollten sie?«
    »Los Angeles. Hinterher hat man alles rekonstruiert und herausgefunden, dass sie in Los Angeles ein Auto gestohlen haben und damit nach Lake Tahoe gefahren sind.«
    »Was war mit Pinkies Bewährungshelfer? Hätte sich Pinkie nicht bei ihm melden müssen?«
    »He, wir sprechen hier von einem Berufskriminellen. Sich an die Regeln zu halten war nicht gerade seine Stärke. Woher zum Teufel soll ich wissen, wie er damit durchgekommen ist? Bei Toth ist es das gleiche.« »Glauben Sie, dass ihnen vielleicht irgend jemand auf den Fersen war?« »Keine Ahnung«, antwortete er. »Pinkie machte nicht den Eindruck, als ob er sich bedrängt fühlte. Warum? Glauben Sie, dass ihnen jemand gefolgt ist?« »Möglich«, sagte ich.
    »Ja, aber es ist genausogut möglich, dass Pinkie endlich einmal seine Grenzen

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