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Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Titel: Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Strauch oder einem Büschel Gras, das das eintönige, nichtssagende Aussehen der Umgebung aufgebrochen hätte. Als Veranda diente ein Betonsockel mit einer Stufe, die zur Haustür führte, und einem kleinen Vordach, das einem Schutz bot, wenn man klingelte. Die Tür bestand aus Furnierholz, aus dessen Unterkante lange, scharfe Holzsplitter fehlten. Es sah aus, als hätte ein Hund an der Schwelle gekaut. Der Mann, der mir die Tür öffnete, trocknete sich die Hände an einem Handtuch, das er sich in den Hosenbund gesteckt hatte. Er war mindestens Anfang Sechzig, vielleicht einssiebzig groß und hatte ein grob gefurchtes Gesicht und eine schüttere grau-weiße Haartracht, die an Holzasche erinnerte. Seine Augen waren haselnußbraun und seine Brauen ein Gewirr aus borstigem Schwarz und Grau. »Immer mit der Ruhe«, sagte er gereizt.
    »Entschuldigung. Ich dachte, die Klingel sei kaputt. Ich wußte nicht einmal, ob überhaupt jemand zu Hause ist. Ich suche Dolores Ruggles.«
    »Wer zum Teufel sind Sie?«
    Ich reichte ihm meine Karte und sah, wie sich seine Lippen bewegten, während er meinen Namen las. »Ich bin Privatdetektivin«, erklärte ich.
    »Das sehe ich. Es steht ja hier. Nachdem wir das geklärt haben, könnten Sie mir vielleicht sagen, was Sie von Dolores wollen? Sie ist im Moment beschäftigt und möchte nicht gestört werden.«
    »Ich brauche eine Auskunft. Vielleicht können Sie mir helfen, dann ersparen wir ihr die Umstände. Ich bin wegen ihres Vaters hier.«
    »Der kleine Scheißkerl wurde ermordet.«
    »Das ist mir bekannt.«
    »Was wollen Sie dann noch?«
    »Ich versuche herauszufinden, was geschehen ist.«
    »Was spielt das jetzt für eine Rolle? Der Mann ist tot, und das für meinen Geschmack nicht früh genug. Ich habe Jahre damit zugebracht, die Schäden zu bereinigen, die er angerichtet hat.«
    »Kann ich hereinkommen?«
    Er starrte mich an. »Machen Sie, was Sie wollen«, sagte er unvermittelt, drehte sich auf dem Absatz um und überließ es mir, ihm zu folgen. Ich huschte hinter ihm her und erstellte im Vorübergehen eine schnelle Bestandsaufnahme des Wohnzimmers. Ich möchte ja nicht sexistisch klingen, aber der Raum sah aus, als hätte ihn ein Mann eingerichtet. Der Boden bestand aus nacktem Hartholz und war dunkel gebeizt. Mein Blick fiel auf eine schlaffe Couch und einen eingesunkenen Polstersessel, beides von schweren, handgewebten Indianerdecken verhüllt. Zuerst hielt ich den Couchtisch für antik, doch beim Näherkommen sah ich, dass seine einzige Patina aus Staub bestand. Die Wände waren voller Bücher: aufrecht, seitwärts, schief, gestapelt, in Zweier- und manchmal sogar in Dreierreihe in die Regalbretter gequetscht. Die Ansammlung von Illustrierten, Zeitungen, Postwurfsendungen und Katalogen ließ auf eine erstickende Gleichgültigkeit gegenüber jeglicher Form von Ordnung schließen.
    »Ich bin gerade am Abspülen«, erklärte er, während er in der Küche verschwand. »Schnappen Sie sich ein Geschirrtuch und helfen Sie mit. Sie können sich ruhig nützlich machen, solange Sie mich ausfragen. Übrigens, ich heiße Homer und bin Dolores' Mann. Mr. Ruggles für Sie.«
    Sein Ton hatte sich von unverblümter Grobheit zu etwas Schroffem, aber nicht Unangenehmem gewandelt. Ich konnte sehen, dass er zu seiner Zeit ziemlich gutaussehend gewesen sein mußte; nicht umwerfend attraktiv, sondern mehr als das - ein Mann mit einem gewissen Maß an Charakter und einer anziehenden Ausstrahlung. Seine Haut war tief gebräunt und von zahlreichen Sonnenflecken übersät, als hätte er sich sein ganzes Leben auf den Feldern abgerackert. Er trug ein erdbraunes Hemd mit einer in Gold und Schwarz üppig bestickten Passe, dazu Cowboystiefel, die vermutlich seine Körpergröße um ein paar Zentimeter erhöhen sollten.
    Als ich in der Küche ankam, hatte er das Wasser aufgedreht und sich wieder an die Arbeit gemacht. Er spülte Teller und Gläser. »Geschirrtücher sind da drin«, sagte er und nickte zu der Schublade direkt links von ihm. Ich nahm ein frisches Geschirrtuch heraus und griff mir einen Teller, der vom Spülwasser noch heiß war. »Sie können das Geschirr auf dem Küchentisch stapeln. Ich räum's dann auf, wenn wir fertig sind.«
    Ich warf einen Blick auf den Tisch. »Ahm, Mr. Ruggles, der Tisch muß abgewischt werden. Haben Sie einen Schwamm?«
    Homer wandte sich um und sah mich an. »Das ist ein auffälliger Charakterzug von Ihnen, stimmt's?«
    »Aber sicher«, sagte ich.
    »Lassen Sie das

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