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Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Titel: Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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zinsloses Darlehen mit fünf Jahren Laufzeit. Ich wollte wissen, ob das Geld zurückgezahlt wurde, als es fällig war.« Scottie begann mit einem Fuß zu klopfen, was sein Knie zum Zucken brachte. Er schlug die Beine übereinander, um seine Erregung zu verbergen.
    »Wann war das?«, fragte Shack, immer noch Cop genug, um das Offenkundige zu verfolgen.
    »Am fünfzehnten Januar. Etwa um die Zeit, als Mickey öfter hier aufgetaucht ist«, sagte ich. »Wusstest du nichts von dem Darlehen?«
    »Möchten Sie einen Drink? Ich gehe an die Bar«, sagte Scottie. Er war bereits aufgestanden und musterte mich eindringlich.
    »Für mich nichts, danke.«
    »Was ist mit dir, Dad? Del?«
    »Ich trinke noch einen. Und ich bin mit Zahlen dran«, sagte Del. Er beugte sich vor und zog seinen Geldbeutel aus der rechten hinteren Hosentasche.
    Scottie winkte ab. »Das übernehme ich. Was trinkst du denn? Noch mal das Gleiche?«
    »Das war’ prima.«
    »Zweimal«, fügte Shack hinzu.
    Als Scottie gegangen war, wechselte Shack das Thema und verwickelte mich in dermaßen banales Gequatsche, dass ich glaubte, schreien zu müssen. Ich ertrug etwa drei Minuten seines hirnlosen Gewäschs und nutzte schließlich Scotts Abwesenheit, um von meinem Platz aufzustehen.
    »Du verlässt uns?«, fragte Shack.
    »Ich bin mit jemandem verabredet. War nett, dich zu sehen.«
    »Geh nicht einfach weg«, sagte er.
    Ich entgegnete nichts. Del und ich nickten uns zu. Ich schulterte meine Tasche, drehte mich um und musterte während meiner Flucht die Menge. Noch immer keine Spur von Duffy, was mir auch recht war. Ich wollte nicht, dass Tim oder Scottie sahen, wie ich mit ihm sprach.

21

    Die Luft draußen war kalt. Es war noch vor zehn Uhr, und auf der Hauptstraße von Colgate herrschte reger Verkehr mit dröhnenden Autoradios. In jedem Wagen schienen vier oder fünf Personen zu sitzen, die Fenster waren heruntergedreht, und jeder suchte nach Action unbekannter Art. Ich hörte ein Hupkonzert und sah zu meiner Rechten eine lange pinkfarbene Pullmann-Limousine mit einem Brautpaar heranfahren. Sie standen auf dem Rücksitz, und ihre Oberkörper ragten durch das Schiebedach. Die Braut umfasste mit der einen Hand ihren Schleier, der hinter ihr her wallte wie eine Rauchwolke. Mit der anderen Hand hielt sie ihren Brautstrauß in die Luft, den Arm in einer Stellung nach oben gereckt, der die Freiheitsstatue imitierte. Der Bräutigam schien kleiner und etwas befremdet zu sein, gerade achtzehn Jahre alt, in einem lavendelfarbenen Smoking mit Rüschenhemd, violetter Fliege und Kummerbund. Sein Haar war kurz geschnitten und seine Ohren von der Kälte rot gerändert. Zahlreiche Autos folgten der Limousine, alle hupten, und die meisten waren mit Papierblumen, Girlanden und klappernden Blechdosen geschmückt. Ihr Ziel schien das mexikanische Restaurant einen Block hinter dem Tonk zu sein. Weitere Fahrer hupten, und Fußgänger jubelten, als diese Parade an ihnen vorüberzog.
    Ich erreichte mein Auto, stieg ein und reihte mich in den Verkehr hinter den letzten der Hochzeitsgäste ein. Zwangsläufig fuhr ich langsam und schließlich nur noch Schritttempo, während ein Wagen nach dem anderen in den Parkplatz des Restaurants abbog und den Gegenverkehr abwarten musste. Als ich einen Blick nach rechts warf, entdeckte ich Carlin Duffy, wie er mit gesenktem Kopf und in den Jackentaschen vergrabenen Händen die Straße entlangmarschierte. Ich hatte den Mann erst zweimal gesehen, aber seine Größe und sein gelbes Haar waren unverwechselbar. War er im Tonk gewesen, und ich hatte ihn übersehen? Er schien in Richtung Gärtnerei zu gehen, eine Strecke von vielleicht zweieinhalb Kilometern. Wie ein Geschenk drehte der Mann sich um und streckte die rechte Hand mit erhobenem Daumen aus.
    Ich bremste ab, fuhr an den Straßenrand und beugte mich über den anderen Sitz, um die Beifahrertür aufzumachen. Er schien sich sehr darüber zu wundern, dass ihn um diese Zeit überhaupt jemand mitnahm, noch dazu eine Frau. »Ich kann Sie bis zur 101, Nähe Peterson, mitnehmen«, sagte ich. »Passt Ihnen das?«
    »Das wär’ gut.«
    Seine Sporen klirrten, als er sich auf den Beifahrersitz setzte und die Tür zuknallte. Verächtlich schnaubend blickte er hinter sich. »Haben Sie die Bohnenfresser gesehen? So ein Haufen Kanaken. Der Bräutigam sieht aus wie dreizehn. Hat sie vermutlich geschwängert. Er hätte seinen Schwanz lieber in der Hose gelassen.«
    »Das sind ja schöne Reden«, sagte ich.
    Er sah

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