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Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Titel: Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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er verwundet wurde, aber wir haben nie erfahren, wie ernst es war.«
    »Und was dann?«
    Yount hielt inne, um seine Zigarette auszudrücken. Er verfehlte den Aschenbecher komplett und drückte die brennende Glut in den Tresen. »Mehr weiß ich nicht. Er hätte mit dem Hubschrauber ausgeflogen werden sollen, aber er ist nie zurückgekehrt. Der Hubschrauber hat mit einem Bauch voller Leichensäcke und einer Hand voll Verwundeter abgehoben. Vierzig Minuten später ist er ohne Duncan an Bord wieder gelandet. Sein Vater hat Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt und einen hohen Beamten des Pentagon dazu gebracht, eine Untersuchung einzuleiten, aber es ist nicht viel dabei herausgekommen.«
    »Und das war alles?«
    »Leider ja. Haben Sie Hunger? Wenn Sie mich fragen, ist jetzt Essenszeit.«
    »Einverstanden«, sagte ich.
    Porter winkte dem Barkeeper, der in unsere Richtung zurückgeschlendert kam. »Sag Patsy, sie soll uns zwei Hot Browns machen.«
    »In Ordnung«, meinte er. Er legte sein Handtuch beiseite, kam hinter der Theke hervor und ging zu der Tür, von der ich vermutete, dass sie zu Patsy in die Küche führte.
    »Ich wette, Sie haben noch nie eins gegessen«, sagte Yount.
    »Was ist ein Hot Brown?«
    »Wurde im Brown Hotel erfunden. Warten Sie’s ab. Also, wo war ich stehen geblieben?«
    »Beim Versuch, das Schicksal von Duncan Oaks aufzuklären«, sagte ich.
    »Er ist tot.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Man hat seither nichts mehr von ihm gehört.«
    »Wäre es nicht denkbar, dass er in Panik geraten und zu Fuß losmarschiert ist?«
    »Ohne Leiche ist alles denkbar, würde ich sagen.«
    »Aber nicht wahrscheinlich.«
    »Ich glaube nicht. Die Nordvietnamesen waren überall und haben das Gebiet nach Verwundeten abgesucht, die sie dann zum Spaß umgebracht haben. Duncan hatte keine Ausbildung. Er wäre vermutlich allein keine hundert Meter weit gekommen.«
    »Vielleicht darf ich Ihnen mal was zeigen.« Ich hievte meine Tasche von ihrem Platz neben meinen Füßen in die Höhe und holte das Foto, den Presseausweis und die Hundemarken mit Duncans Namen heraus.
    Yount steckte sich seine Zigarette in den Mundwinkel und musterte alles durch eine Rauchwolke. »Dasselbe Zeug, das mir Magruder gezeigt hat. Wie ist er zu den Sachen gekommen?«
    »Ein Mann namens Benny Quintero hatte sie. Kennen Sie ihn?«
    »Der Name kommt mir nicht bekannt vor.«
    »Da auf dem Bild, das ist er. Ich nehme an, der andere ist Duncan.«
    »Stimmt. Wann wurde das aufgenommen?«
    »Quinteros Bruder meint, in Ia Drang. Benny wurde am siebzehnten November verwundet...«
    »Genau wie Duncan«, sagte er. »Das müsste eines der letzten Bilder sein, die je von ihm gemacht wurden.«
    »Sie haben Recht. Daran habe ich noch gar nicht gedacht, aber wahrscheinlich stimmt es.«
    Yount gab mir das Foto wieder, und ich steckte es in die Tasche. »Benny stammt auch aus Louisville. Er kam 1972 in Santa Teresa ums Leben — vermutlich durch Mord, obwohl nie jemand verhaftet wurde.« Ich schilderte ihm in wenigen Minuten die Geschichte von Bennys Tod. »Hat Mickey das nicht erwähnt?«
    »Mit keinem Wort. Was hat Quintero mit der ganzen Sache zu tun?«
    »Ich kann Ihnen darauf eigentlich keine Antwort geben. Sein Bruder sagt, er ist auf die Manual gegangen — ich vermute, zur selben Zeit, als Duncan auf der Male war. Es kommt mir komisch vor, dass Duncans persönliche Sachen schließlich bei ihm gelandet sind.«
    Porter schüttelte den Kopf. »Wissen Sie, warum er sie aufbewahrt hat?«
    »Keine Ahnung«, sagte ich. »Sie waren in einer Metallkassette in seinem Zimmer. Sein Bruder ist vor vielleicht sechs Monaten darauf gestoßen und hat sie mit nach Kalifornien genommen.« Ich überlegte kurz und sagte dann: »Was macht Duncan mit einem Satz Hundemarken, wenn er nie bei der Army war?«
    »Er hat sie sich selbst anfertigen lassen. Das entsprach seinem Hang zum Theatralischen — ein weiteres Beispiel für seinen Charakter. Wie ein Soldat auszusehen war für ihn gleichbedeutend damit, einer zu sein. Es wundert mich, dass er nicht auch noch eine Uniform getragen hat, aber ich nehme an, das wäre zu weit gegangen, selbst für einen Kerl wie ihn. Ich mochte Duncan, aber er war kein Mann von ehernen Grundsätzen.«
    Eine Frau, vermutlich Patsy, kam mit einer dampfenden Auflaufform in jeder ihrer mit dicken Topfhandschuhen versehenen Hände aus der Küche. Sie stellte vor jeden von uns eine Form und reichte uns zwei in Papierservietten gerollte Bestecke. Yount

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