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Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Titel: Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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aus einst stolzer Höhe dem Boden entgegen. Ein Streifen violetter Purpurwinden wuchs am Zaun hoch, so dass der Maschendraht unter dem Gewicht der Ranken durchhing. Der Rost des eingebauten Grillplatzes war voller rotbrauner Rostflecken. Offenbar war er durch einen tragbaren Grill ersetzt worden, der neben den Stufen stand.
    Shack lehnte sich mit verschränkten Armen an die Wand. »Und was ist der Grund für deinen Besuch?«
    »Ich suche nach Mickey. Die einzige Nummer, die ich habe, wurde abgemeldet.«
    »Hast du etwas mit ihm zu besprechen?«
    »Kann sein. Ich weiß es nicht genau. Brauche ich deine Erlaubnis, bevor ich ihn anrufe?«
    Shack wirkte amüsiert. Bundy hatte ihn ständig provoziert. Vielleicht fehlte ihm die Abwechslung durch Gespräche. Wenn man lang genug allein lebt, vergisst man, wie es ist. Sein Lächeln verblasste etwas. »Nimm’s mir nicht krumm, Mädchen, aber warum lässt du ihn nicht in Ruhe?«
    »Ich will wissen, dass ihm nichts fehlt. Ich habe nicht vor, ihn zu belästigen. Wann hast du ihn denn das letzte Mal gesprochen?«
    »Weiß ich nicht mehr.«
    »Aha. Und hast du irgendeine Ahnung, was bei ihm so läuft?«
    »Ich bin mir sicher, dass es ihm gut geht. Mickey ist ein großer junge. Er braucht niemanden, der ihn beglückt.«
    »Ist mir klar«, sagte ich. »Aber ich möchte mich gern vergewissern. Weiter gar nichts. Hast du seine aktuelle Telefonnummer oder Adresse?«
    Shack schüttelte den Kopf und zog die Mundwinkel nach unten. »Nee. Er meldet sich, wenn ihm danach ist. Zwischendrin störe ich ihn absichtlich nicht. Das haben wir nämlich abgemacht.«
    »Was ist mit Lit?«
    »Roy Littenberg ist tot. Der Krebs hat ihn in nicht einmal sechs Wochen ins Grab gebracht. Schon vor drei Jahren.«
    »Tut mir Leid, das zu hören. Ich mochte ihn.«
    »Ich auch. Ich sehe seinen Jungen hin und wieder. Tim. Du kommst nie drauf, was er macht.«
    »Ich geb’s auf.«
    »Er hat das Honky-Tonk gekauft. Er und Bundys Junge, Scottie, treffen sich immer, wenn Scottie in der Stadt ist.«
    »Tatsächlich«, sagte ich. »Ich kann mich an keinen von ihnen erinnern. Ich glaube, sie waren beide in Vietnam, als Mickey und ich uns hier herumgetrieben haben.« In Santa Teresa lief man früher oder später jedem immer wieder über den Weg. Jetzt wurde die nächste Generation in die Mischung eingewoben. »Fällt dir sonst irgendjemand ein, der wissen könnte, was Mickey macht?«
    Shack musterte mich. »Warum sollte ich mich da engagieren?«
    »Du könntest ihm helfen.«
    »Und warum engagierst du dich?«
    »Ich suche die Antworten auf ein paar Fragen, die ich ihm damals hätte stellen sollen.«
    »Wegen Benny?«
    »Genau.«
    Er setzte ein verschmitztes Lächeln auf und hielt sich eine Hand hinter die Ohrmuschel. »Höre ich da Schuldgefühle heraus?«
    »Wenn du willst.«
    »Ein bisschen spät, findest du nicht?«
    »Wahrscheinlich. Ich weiß es nicht. Jedenfalls brauche ich deine Erlaubnis nicht dazu. Also, hilfst du mir oder nicht?«
    Er überlegte kurz. »Was ist mit dem Anwalt, der ihn vertreten hat?«
    »Bethel? Das könnte ich versuchen. Auf den hätte ich gleich kommen sollen. Das ist eine gute Idee.«
    »Ich habe massenhaft gute Ideen.«
    »Du glaubst, Mickey war unschuldig?«
    »Natürlich. Ich war dabei und habe es gesehen. Dem Typen hat nichts gefehlt, als er ging.«
    »Shack, er hatte eine Stahlplatte im Kopf.«
    »Mickey hat ihn nicht geschlagen. Er hat ihm keinen einzigen Hieb versetzt.«
    »Woher willst du wissen, dass er nicht noch einmal auf ihn losgegangen ist? Die beiden hätten woanders aneinander geraten sein können. Mickey war nicht gerade berühmt für seine Beherrschtheit. Das war ja einer meiner Kritikpunkte.«
    Shack wiegte den Kopf. Die Geste wuchs sich zu einem Nackenrollen aus, mitsamt einem knackenden Geräusch. »Entschuldige bitte. Ich muss nachher mit meinem verfluchten Hals zum Chiropraktiker. Ja, möglich wäre es. Warum nicht? Vielleicht hat mehr dahinter gesteckt, als Mickey zugegeben hat. Ich sage dir nur, was ich gesehen habe, und das war harmlos.«
    »Glaub’ ich dir.«
    »Übrigens — nicht dass es mich etwas anginge — , aber du hättest zu ihm stehen sollen. Das wäre doch wohl das Mindeste gewesen. Und das ist nicht nur meine Meinung. Viele von den Kollegen waren mit deinem Verhalten nicht einverstanden.«
    »Tja, und ich war nicht damit einverstanden, dass Micky verlangt hat, ich solle für ihn lügen. Er wollte, dass ich dem Staatsanwalt sage, er sei an diesem Abend

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