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Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Titel: Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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zurückgekommen.«
    »Ach, das. Ich wusste, dass er weggefahren war, aber er hat nicht erzählt, wohin. Was wollte er dort?«
    »Woher soll ich das wissen? Ich hatte gehofft, Sie könnten es mir sagen. Angesichts seiner finanziellen Lage fällt es mir schwer, zu begreifen, warum er fünf Tage verreist ist. Das Flugticket hat ein Vermögen gekostet, und vermutlich musste er noch Mahlzeiten und darüber hinaus ein Motelzimmer bestreiten.«
    »Da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen. Ich weiß nur, dass er weggefahren ist, aber er hat mir nicht verraten, warum. Ich wusste nicht einmal, dass er Kalifornien verlassen hat. Er flog ja nicht gern. Es wundert mich, dass er überhaupt ein Flugzeug bestiegen hat, um irgendwohin zu kommen.«
    »Hat er mit jemand anders gesprochen? Könnte er irgendjemandem aus dem Haus davon erzählt haben?«
    »Möglich, aber ich bezweifle es. Er hatte nicht direkt Freunde, denen er sich anvertraut hätte. Hören Sie, wissen Sie, was uns weiterhelfen könnte? Es ist mir gerade eingefallen. Als mal sein Telefon gesperrt war, ist er öfter zu mir gekommen und hat meines benutzt. Er hat jeden Anruf einzeln bezahlt, doch es war ihm wichtig, mir nichts schuldig zu bleiben. Ich kann die Nummern heraussuchen, wenn Sie wollen.«
    Ich schloss die Augen und sandte Stoßgebete gen Himmel. »Wary, ich wäre Ihnen mein Leben lang dankbar.«
    »Hey, cool. Ich lege mal den Hörer ab und sehe auf meinem Schreibtisch nach.«
    Ich hörte ein Poltern und vermutete, dass der Hörer nun auf seinem Nachttisch ruhte, während er herumtapste, wahrscheinlich mit nacktem Hintern. Eine ganze Minute verging, dann kam er wieder an den Apparat und sagte: »Sind Sie noch dran?«
    »Allerdings.«
    »Ich habe die Rechnung hier. Sie schicken sie immer am fünfzehnten, also war sie gestern in der Post. Ich habe sie noch nicht einmal aufgemacht. Ich weiß, dass er mehrmals aus Kalifornien heraustelefoniert hat, weil er mir einen Zehner hingelegt und gesagt hat, er würde den Rest später bezahlen, wenn die Rechnung kommt.«
    »Aha. Haben Sie je gehört, was gesprochen wurde?«
    »Nein. Ich habe absichtlich jedes Mal den Raum verlassen. Ich dachte mir, dass es um Privatsachen ging. Sie kennen ihn ja — er hat nie irgendetwas verlauten lassen, erst recht nicht, wenn es um seine Arbeit ging. Er hat noch unter den günstigsten Voraussetzungen mit Enthüllungen gegeizt.«
    »Wie kommen Sie darauf, dass es um seine Arbeit ging?«
    »Seine Art, schätze ich. Bullenmäßig, würde ich sagen. Man sah es seinem Körper an, seiner Haltung. Selbst wenn er schon halb hinüber war, beherrschte er sein Metier.« Ich hörte, wie er mit Blättern raschelte. Gedankenverloren sagte er: »Ich suche immer noch. Haben Sie irgend was gehört?«
    »Über Mickey? In letzter Zeit nicht. Ich könnte Aldo eventuell anrufen, aber ich traue mich nicht, ihn zu fragen.«
    »Da haben wir’s. Okay. Ach. Es war nur einer. Und zwar am siebten Mai. Hier steht’s. Sie haben Recht. Er hat in Louisville angerufen.« Er las mir die Nummer vor. »Genauer gesagt hat er zweimal dieselbe Nummer angerufen. Der erste Anruf war kurz, nicht mal eine Minute. Der längere — zehn Minuten — folgte kurz darauf.«
    Ich sah das Telefon stirnrunzelnd an. »Es muss ihm wichtig gewesen sein, wenn er gleich am nächsten Tag hingeflogen ist.«
    »Ein Mann der Tat«, sagte Wary. »Hören Sie, ich muss jetzt aufhören, weil ich pinkeln gehen muss, aber ich rufe Sie gerne wieder an, wenn mir noch was einfällt.«
    »Danke, Wary.«
    Nachdem ich aufgelegt hatte, saß ich da, starrte das Telefon an und versuchte »meine Mitte zu finden«, wie wir in Kalifornien sagen. Hier war es zwanzig nach zehn — also zwanzig nach eins in Kentucky. Ich hatte keine Ahnung, wen Mickey angerufen hatte, daher fiel mir auch keine List ein. Ich würde mir während des Gesprächs etwas einfallen lassen müssen. Ich wählte die Nummer.
    »Louisville Male High School. Terry am Apparat. Kann ich Ihnen helfen?«
    Male High School? Terry klang wie eine Schülerin, die vermutlich im Büro arbeitete. Ich war so baff, dass mir nichts einfiel, was ich hätte sagen können. »Hoppla. Da hab’ ich mich verwählt.« Ich legte den Hörer auf. Verspätet begann mein Herz zu klopfen. Wie war denn das zu verstehen?
    Ich atmete mehrmals tief durch und wählte erneut.
    »Louisville Male High School. Terry am Apparat. Kann ich Ihnen helfen?«
    »Ähm, ja. Könnte ich vielleicht den Konrektor sprechen?«
    »Mrs. Magliato? Moment

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