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Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Titel: Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafton,Sue
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mit Dr. Nettleton gesprochen habe.«
    Vor dem Sheriffbüro legte Dolan den Leerlauf ein und zog die Handbremse an. Dann verließ er den Fahrersitz, während ich auf meiner Seite ausstieg, um die Motorhaube herumging und seinen Platz hinter dem Steuer einnahm. Noch bevor ich mich orientieren konnte, hatte er sich schon eine Zigarette angezündet und war davongegangen. Ich brauchte eine Weile, bis ich Sitz und Rückspiegel passend eingestellt hatte und ein Gefühl für den alten Chevy entwickelte, der mir nach meinem putzigen VW-Käfer wie ein Panzer vorkam. Sowie ich fertig war, ging der Motor aus. Ich drehte den Schlüssel in der Zündung und drückte leicht aufs Gaspedal, mehrmals und mit viel Gefühl, bis der Motor endlich wieder lief.
    Ich kam mir vor wie ein kleines Kind. Als ich über die lange Motorhaube hinwegspähte, wünschte ich, ich könnte mir ein New Yorker Telefonbuch unter den Po schieben, obwohl meine Füße auch so schon kaum bis zu den Pedalen reichten.
    Ich zog meine Tasche zu mir her, schlug im Notizbuch die Adresse nach, die man mir gegeben hatte, und zog den Stadtplan zurate. Quorum war etwa fünfundzwanzig Straßen breit und wurde von fünf großen Hauptverkehrsadern durchschnitten, die von Ost nach West verliefen. Eine Reihe kleinerer, ebenfalls in Ost-West-Richtung verlaufender Straßen steckte ein genaueres Raster ab, das es leicht machte, sich zurechtzufinden. Dr. Nettletons Tochter wohnte im Banner Way in einer kleinen Siedlung am nördlichen Stadtrand. Ich löste die Handbremse, manövrierte vorsichtig rückwärts aus der Parklücke und lenkte den Wagen dann langsam auf die Hauptstraße. Die Fahrt dauerte etwa vier Minuten.
    Das Haus, das ich suchte, erwies sich als ein weiterer einstöckiger Backsteinbungalow unter hoch gewachsenen Bäumen. Die Doppelgarage war ans Haupthaus angeschlossen, und ich vermutete, dass sie inzwischen als Gästetrakt diente. Große Kübel mit pinkfarbenen Begonien säumten die Veranda mit ihrem weit überhängenden Dach.
    Ich klingelte und wartete. Eine Frau Ende vierzig öffnete die Tür. Ich hatte sie wohl mitten in ihrer Morgengymnastik erwischt, da ihr Gesicht gerötet und sie außer Atem war. Im Hintergrund sah ich Jane Fonda die Beine schwenken.
    »Ich suche Dr. Nettleton. Sind Sie seine Tochter?«
    »Genau. Und Sie sind wahrscheinlich die Privatdetektivin. Alana Gary hat mir gesagt, dass Sie vielleicht vorbeischauen würden. Kommen Sie rein.«
    »Mein Name ist Kinsey Millhone.«
    »Vonda Landsberg«, erwiderte sie. »Dad ist in seinem Zimmer – den Flur runter und die letzte Tür links. Wenn es Ihnen recht ist, können Sie allein hintergehen.«
    »Kein Problem. Erwartet er mich?«
    »Schwer zu sagen. Er hat einen scharfen Verstand, aber sein Gedächtnis setzt ab und zu aus. Er kann meinen Mann beim Schach nach wie vor um Längen schlagen, aber er ist schnell erschöpft, also bleiben Sie bitte nicht zu lang.«
    »Maximal fünfzehn Minuten.«
    Vonda kehrte auf ihre Übungsmatte zurück, während ich den Flur zum letzten Zimmer entlangging. Die Tür war nur angelehnt. Ich stieß sie auf. Dr. Nettleton saß in einem Bugholz-Schaukelstuhl und schaute zum Fenster hinaus, das etwa fünfzehn Zentimeter weit offen stand. Draußen auf dem Fenstersims hatte jemand Sonnenblumenkerne ausgestreut. Ein Eichhörnchen hockte da und äugte zu ihm hinein.
    Man sah dem alten Herrn seine neunzig Jahre an. Zerbrechlich und gebückt kauerte er mit einer leichten Decke über den Knien auf seinem Stuhl. Er hatte ein langes Gesicht, und seine Ohrläppchen hingen herab wie schmelzendes Kerzenwachs. Die Haare waren ihm zum größten Teil ausgegangen, doch die verbliebenen waren strahlend weiß und kurz geschnitten. Fleischfarbene Hörgeräte füllten seine Ohrmuscheln aus wie platt gedrückte Klumpen Kaugummi.
    »Dr. Nettleton?«
    Er wandte sich zu mir um, sah mich mit wässrigen Augen an und hielt sich eine Hand hinters Ohr. »Was sagen Sie?« Seine Stimme klang pulverig und trocken, als hätte sich Staub in seiner Luftröhre angesammelt.
    »Darf ich reinkommen?«
    »Sind Sie die Pflegeschwester?«
    »Ich bin Privatdetektivin.« Im Zimmer stand ein kleiner, einfacher Stuhl. Ich zog ihn neben seinen und setzte mich. Er schien mit meinem Erscheinen vollkommen einverstanden zu sein. Vielleicht hatte er im jetzigen Stadium seines Lebens den Anspruch auf persönliche Grenzen und Ungestörtheit schon aufgegeben. Mit leicht erhobener Stimme erklärte ich, wer ich war und was ich von ihm

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