Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung
Sie etwas Bestimmtes? Wir haben noch nicht zu Mittag gegessen. Ich muss auf den Markt gehen und Brot holen.«
»Es dauert nicht lang«, sagte ich und wischte die Kaffeelache auf. Ich beschloss, mich dem Thema Adrianne und Charisse indirekt zu nähern. »Sind Sie dazu gekommen, mit Cornell zu sprechen?«
»Worüber?«
»Sie hatten Angst, er könnte wütend auf Sie werden, wenn Sie mit mir reden.«
»Darüber ist er weg. Er hat erzählt, dass er Sie bei seinem Dad gesehen hat, also nehme ich an, dass alles verziehen ist. Sie können von Glück sagen«, fügte sie hinzu. Dann brachte sie Zucker und Kaffeesahne an den Tisch, setzte sich wieder und schob die Hände unter die Schenkel.
»Das kam daher, dass Detective Oliphant dabei war. Er und Ruel haben wohl die gleiche Wellenlänge. Haben Sie Stacey schon kennen gelernt?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe zwar gehört, dass ein zweiter Detective gekommen ist, aber ich bin ihm noch nicht begegnet. Die reißen sich ja echt ein Bein aus.«
»Das stimmt. Die Sache ist ihnen sehr ernst.«
»Tja, gut, obwohl ich nicht ganz verstehe, warum das nach so langer Zeit noch eine Rolle spielt.«
»Da sind Cops ganz eigen. Sie geben im Grunde nie auf. Sie warten nur ab.«
»Hören Sie, ich möchte ja nicht unhöflich sein, aber ich muss wirklich los. Die Kinder werden sonst quengelig.«
»Entschuldigen Sie. Ich komme gleich zur Sache«, sagte ich. »Als Stacey heute Morgen mit Cornell gesprochen hat, hat er einen Klassenkameraden von Ihnen erwähnt, einen gewissen George Baum.«
»Klar, ich kenne George. Warum hat er ihn erwähnt?«
»Cornell dachte anscheinend, er hätte was mit Charisse gehabt.«
»Was gehabt?« »Das ist eine vornehme Art auszudrücken, dass er sie gebumst hat.«
»Herrgott noch mal. Das hat er nicht getan. George hatte eine feste Freundin, eine Cheerleaderin namens Swoozie Franks. Sie sind jahrelang miteinander gegangen, mindestens seit der siebten Klasse. Einen Monat nach unserem Highschool-Abschluss haben sie geheiratet.«
»Swoozie?«
»Das ist ein Spitzname. Ihren richtigen habe ich vergessen.«
»Vielleicht hat ihn Swoozie nicht rangelassen, und George hat stattdessen bei Charisse seine Befriedigung gefunden.«
Justine verzog das Gesicht. »Das ist geschmacklos.«
»Warum denn? Sie haben doch alle gesagt, dass sie eine Schlampe war.«
»Ja, schon, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass George so etwas tun würde. Hat er es zugegeben?«
»Soweit ich weiß nicht, aber er hat Stacey erzählt, dass Charisse und Adrianne eng befreundet waren. Ich frage mich, warum uns das niemand gesagt hat.«
»Das stimmt ganz und gar nicht. Warum sagt er denn so was? Der spinnt wohl.«
Zweifelnd entgegnete ich: »Ich weiß nicht, Justine. Er sagt, Charisse sei hinter Cornell her gewesen und hätte sich an Adrianne gehängt, um an ihn ranzukommen. Eigentlich hätte uns Adrianne das von sich aus sagen sollen, sobald sie gehört hatte, dass Charisse tot ist.«
»Sie haben doch gesagt, Sie wären sich nicht mal sicher, dass sie es ist.«
»Na ja, wir haben ihre Identität noch nicht nachgewiesen, aber jetzt, wo wir ihre Zahnunterlagen haben, kommen wir der Sache immer näher. Ich hätte es ja heute Morgen erwähnt, aber vor Ednas Kirchengruppe schien es mir nicht angebracht. Außerdem ist mir da erst klar geworden, wer Adrianne ist. Sie können sich mein Erstaunen vorstellen. Ich sehe sie in der Quorum Highschool. Ich erfahre, dass sie Cornells Schwester ist, und dann höre ich, dass sie und Charisse dicke Freundinnen waren.«
»Sie waren keine Freundinnen. George weiß ja nicht, was er redet. Charisses so genannte Freunde waren ein Haufen Versager von der Lockaby. Die lagen mehr auf ihrer Linie.«
»Tatsächlich. Ihre Mutter hat gesagt, sie hätte furchtbar rumgenervt, weil sie immer mit Ihnen beiden zusammen sein wollte.«
»Wir haben sie manchmal mitgenommen, aber sie war peinlich.«
»Haben Sie gewusst, dass Charisse so in ihn vernarrt war?«
»Oh, bitte.«
»Warum sollte George uns anlügen?«
»Ich habe nicht gesagt, dass er gelogen hat. Ich habe nur gesagt, er hat sich getäuscht. Der Typ ist nicht der Hellste. Außerdem – selbst wenn sie in Cornell verknallt war, was hätte das schon für eine Rolle gespielt? Viele Mädchen waren in ihn verknallt. Er war der beliebteste Junge in unserer Klasse.«
»Aber wie ging es Ihnen damit? Hat Sie das nicht gestört?«
»Ich wusste, dass wir letztlich ein Paar werden würden, also waren mir die
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