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Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Titel: Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafton,Sue
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anderen egal.«
    »Ich meine vor allem Charisse.«
    »Sie war ein Nichts. Ein Luder. Sie war mir vollkommen egal.«
    »Mann, das ist ja erstaunlich. Als ich in der Highschool war, war ich total unsicher. Da müssen Sie wesentlich mehr Selbstbewusstsein besessen haben.« »Das würde ich nicht sagen. Es kam mir nur einfach wie Schicksal vor. Sowie ich Cornell sah, stand es für mich fest. Das war in der Grundschule. Wir sind in der Mittelstufe auf verschiedene Schulen gegangen und erst im letzten Schuljahr vor dem Abschluss wieder zusammengekommen.«
    »Liebe auf den ersten Blick.«
    »Genau.«
    »Also hat es gar keine Rolle gespielt, ob Charisse und Adrianne befreundet waren, was die Auswirkungen auf Sie betraf.«
    »Charisse hat tun und lassen können, was sie wollte. War nicht mein Bier.« Sie sah auf die Uhr und signalisierte mir damit, dass meine Zeit abgelaufen war. Bei ihrem Talent für nonverbale Kommunikation hätte sie Psychoanalytikerin sein können.
    Ich hielt eine Hand in die Höhe. »Nur noch eines, dann lasse ich Sie in Ruhe. Kommt es Ihnen nicht ein klein wenig auffällig vor, dass Ihr Vater fast zur selben Zeit verschwunden ist wie Charisse?«
    Justine starrte mich an. »Ich begreife nicht, was Sie meinen.«
    »Kommen Sie, Justine. So naiv sind Sie nicht.«
    »Wollen Sie andeuten, dass die beiden gemeinsam losgezogen sind?«
    »Ist Ihnen der Gedanke nie in den Sinn gekommen?«
    »Natürlich nicht. Daddy ist im Juni gegangen. Charisse war danach noch Monate und Abermonate bei uns.«
    »Eigentlich nur bis Ende Juli. Vielleicht sechs Wochen oder so. Was, wenn sie eine Affäre miteinander hatten?«
    Justine lachte auf. »Puh, das ist ja widerlich. Ich mag mir schon nicht vorstellen, dass er Sex mit meiner Mutter gehabt hat, geschweige denn mit so einer wie ihr. Das ist doch ekelhaft.« »Sie finden es vielleicht ekelhaft, aber in den Annalen der Menschheitsgeschichte wäre es nicht gerade das erste Mal. Das habe ich auch schon zu Ihrer Mutter gesagt. Charisse war doch nicht wählerisch, also warum nicht mit ihm?«
    Justine klappte den Mund zu und starrte zu Boden. Erregt steckte sie sich eine bleiche Haarsträhne hinters Ohr.
    »Hören Sie, ich will hier keine Behauptungen aufstellen«, sagte ich. »Niemand von uns kennt die Fakten. Das ist reine Spekulation.«
    »Vor allem ist es geschmacklos«, erwiderte sie und erhob sich.
    »Dann lasse ich Sie jetzt lieber gehen. Vielleicht sollte ich noch mit Cornell plaudern.«
    »Ich weiß nicht, ob er daran Interesse hat.«
    »Er schien jedenfalls nichts dagegen zu haben, dass ich mit Ihnen rede.«
    »Er war nur höflich.«
    »Eine Eigenschaft, die ich an einem Mann schon immer bewundert habe. Aber Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, weil ich jetzt ohnehin nicht dazu komme. Ich muss erst etwas anderes erledigen.«
    Auf meiner Landkarte von Kalifornien war Hazelwood Springs ein winziger Punkt am Highway 78, sechzehn Kilometer südlich von Quorum. Der Ort erwies sich als so klein, dass ich glatt hindurchfuhr, ohne es zu merken. Ich wendete in der nächsten passenden Einfahrt und kehrte um. Der ganze Ort bestand aus einem kleinen Supermarkt, zwei Seitenstraßen, vereinzelten Häusern und einer richtig altmodischen Tankstelle mit zwei Zapfsäulen, wo tatsächlich noch ein Tankwart herauskam, einem den Tank füllte, die Windschutzscheibe wischte und einen schönen Tag wünschte. Ich ließ erneut für zwanzig Dollar Sprit in Dolans Schiff hineinschütten, doch im Gegenzug war der Mann so nett, mir den Weg zu Lennie Roots Haus zu weisen, das direkt gegenüber lag.
    Lennie Roots kleines, weißes Holzhaus stand auf Stützen aus nacktem Waschbeton, durch die ein flacher Raum entstand, in dem er seine Malerutensilien lagern konnte. An dem hölzernen Rahmen über der Haustür hing eine blumenverzierte Keramikplakette mit der Aufschrift THE ROOTS, MYRA AND LENNIE.
    Lennie öffnete auf mein Klopfen hin die Tür. Er war etwa Mitte sechzig, hatte ein schmales, schlaffes Gesicht und dicke Ringe unter den Augen. Seine buschigen grauen Haare waren mit winzigen Fleckchen getrockneter roter Farbe gesprenkelt. Über Chinos und einem weißen T-Shirt trug er eine lange Schürze mit Rüschen am Latz. In der Hand hielt er ein zerknittertes Anzughemd wie einen streunenden Kater, den er zur Tür hinauswerfen wollte.
    »Mr. Root? Mein Name ist Kinsey Millhone. Ich hoffe, Sie können mir ein paar Fragen über einen früheren Angestellten von Ihnen beantworten. Erinnern Sie sich an

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