Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung
jetzt kommt sie nach achtzehn Jahren wieder hoch. Er konnte sich nicht sicher sein, wie viel wir wissen, oder wie kurz wir schon davor stehen, die Verbindung zu ihm herzustellen. Schätzungsweise hat er sich gefragt, was er machen kann, und ist dann auf die Idee gekommen, dass es schlau wäre, jemand anderen zu belasten. Daher wusste er auch, welche kleinen Details er in seine Schilderung einflechten musste. Das heißt zwar nicht, dass er sie umgebracht hat, aber ich glaube, er weiß, wer es war.«
»Und er hat es raffiniert angestellt«, ergänzte ich. »Als er erwähnt hat, dass die Leiche eingewickelt worden war, hat er das so lässig dahingesagt, dass ich dachte, es wäre nur ein nebensächlicher Teil von Frankies Knastgeschwätz. Genau wie die Tatsache, dass sie erstochen worden ist.«
»Das haben Sie nicht erwähnt?«
»Natürlich nicht. Er hat versucht, mir Informationen abzuluchsen, aber das habe ich ihm nicht verraten. Kein Wunder, dass er so große Angst gehabt hat, es würde sich rumsprechen. Frankie würde ausrasten, wenn er glauben müsste, dass Pudgie ihn belastet hat. Ich nehme an, der zweite Satz Fingerabdrücke war auch nicht von Frankie.«
»Nee, verdammter Scheiß. Echt ärgerlich.«
»Finde ich auch. Ich habe gerade mit dem Anstreicher gesprochen, einem Mann namens Lennie Root. Er sagt, Frankie und Pudgie haben Anfang ‘69 beide für ihn gearbeitet. Nach sechs Monaten hat Frankie gekündigt – etwa gegen Mitte Juni. Danach hat er offenbar drei Wochen lang in Blythe gearbeitet. Dort hat er auch Iona Mathis kennen gelernt und geheiratet.«
»Und was ist mit Pudgie? Wo war der?«
»Keine Ahnung, aber ich kann ihn ja noch mal fragen. Ich habe mich auf Frankie konzentriert.«
»Laut Root war er also zur selben Zeit in Quorum wie Charisse?«
»Nicht in Quorum, sondern in Blythe, aber das liegt ja ganz in der Nähe«, sagte ich. »Als sie gegen Ende Juli verschwunden ist, war Frankie schon nach Venice gezogen, fünf Stunden Autofahrt entfernt. Jetzt wollte ich mich gerade Ihrer Ansicht anschließen, dass Frankie unser Mann ist, und nun taucht Pudgie auf, also ist die Theorie erst mal gestorben.«
»Nicht unbedingt. Sie könnten unter einer Decke stecken. Pudgie hat Ihnen zwar erzählt, sie würden sich kaum kennen, aber das war offenbar Schwachsinn.«
»Allerdings. Pudgie kannte Iona, also warum sollte er Frankie nicht auch kennen? Womöglich hat sie die beiden miteinander bekannt gemacht«, mutmaßte ich. »Oder vielleicht war es auch umgekehrt, und Pudgie war derjenige, der Frank Iona vorgestellt hat.«
»Tja, das fällt auch kaum mehr ins Gewicht, nachdem der zweite Satz Abdrücke gar nicht von Frank stammt. Mich persönlich wurmt es ja, dass er in der Sache entlastet ist.«
»Also, irgendjemand hat jedenfalls mit Pudgie im Mustang gesessen, Iona vielleicht?«
Stacey runzelte die Stirn und kratzte sich am Kinn. »Moment, warten Sie mal kurz. Nicht so schnell. Das ist ein Schluss, den wir nicht ziehen dürfen. Wir setzen Pudgie in den Mustang, als das Mädchen ermordet wurde, aber die Fingerabdrücke können ja auch nacheinander entstanden sein statt gleichzeitig. Hat Pudgie die McPhees gekannt?«
»Wenn er das Auto gestohlen hat, spielt es keine Rolle, ob er sie gekannt hat oder nicht.«
»Das Problem ist nur, wenn Pudgie Cornell oder einen von ihnen gekannt hat, dann hatte er womöglich legalen Zugang zu dem Auto. Der Wagen ist in schlimmem Zustand zurückgekommen. Vielleicht hat Ruel ihn gebeten, ihn in den Schuppen zu fahren oder abzuspritzen. Oder vielleicht haben er und Cornell sich in den Schuppen geschlichen, um heimlich eine zu rauchen. Es gibt alle möglichen Erklärungen dafür, warum seine Fingerabdrücke auf dem Auto sind.«
»Immer vorausgesetzt, dass sie sich gekannt haben.«
»Genau.«
Ich überlegte kurz. »Pudgie ist in Creosote aufgewachsen, das liegt nur fünfundzwanzig Kilometer weiter südlich. Ich glaube, unterhalb von Hazelwood Springs.«
»Sag ich ja.«
»Aber selbst wenn sie sich gekannt haben, hätte es trotzdem Pudgie gewesen sein können, der den Mustang gestohlen hat. Als er in Lompoc festgenommen wurde, war er per Anhalter unterwegs. Vielleicht hat er das Auto gestohlen, ist damit nach Lompoc gefahren, hat die Leiche abgelegt und das Auto den Abhang runtergestoßen.«
»Warum fragen wir ihn nicht? Sie haben doch gesagt, seine Schwester hätte ihn hierher geholt, als er aus dem Gefängnis gekommen ist. Haben Sie ihre Adresse?«
»Nein, aber die
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