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Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Titel: Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafton,Sue
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doch alle. Ich weiß nicht, warum ich auf ›Cedric‹ bestehe. Es ist ja albern, wenn man bedenkt, was für ein Mensch er ist.« Sie hockte sich auf einen Plastikstuhl, der ein Gegenstück zu meinem war. Dann streckte sie die Hand aus, rückte einen Stapel Zeitschriften zurecht, holte wie in Gedanken ihr Staubtuch heraus und fuhr damit über den Tisch, um unsichtbare Staubpartikel aufzuwischen.
    Stacey räusperte sich. »Sie sind nur zu zweit?«
    »Ja. Er hat Ärger gemacht, seit ich denken kann. Unsere Eltern haben sich getrennt, als er gerade achtzehn Monate alt war. Mom ist mit einem Typen durchgebrannt, der verzinkte Rohre verkauft hat. Daddy hat sich vor gut zwei Jahren zu Tode getrunken. Ich war acht, als mein Bruder zur Welt gekommen ist. Daddy war damals schon ein Wrack, also habe ich ihn selbst aufgezogen. Sie können sich vorstellen, wie das gelaufen ist.«
    »Harter Job in dem Alter.«
    »Das können Sie laut sagen. Ich hab’s wohl auch nicht so gut hingekriegt, weil Cedric andauernd Scherereien gehabt hat, seit er neun Jahre alt war. Ich weiß, dass ich aufhören müsste, ihn immer wieder zu retten, rauszupauken und wieder aufbauen zu wollen. Es bringt rein gar nichts. Seine einzige Begabung ist es, jeder Arbeit aus dem Weg zu gehen. Außerdem klaut er manchmal Autos.«
    »Was hat er denn gemacht, seit er aus dem Gefängnis gekommen ist?«, erkundigte ich mich.
    »Das Gleiche wie immer. Er trinkt, raucht, leiht sich Geld von mir und liegt auf der faulen Haut. Gelegentlich hilft er mir mal, aber nur, wenn ich laut genug schreie. Dann spült er manchmal ab oder geht einkaufen. Irgendwie warte ich wohl darauf, dass er sich mal aufrafft.«
    »Hat er Arbeit gesucht?«
    »Er behauptet’s, aber hier am Ort gibt es nicht viel zu tun. Im Dairy Queen ist eine Stelle frei, aber das findet er unter seiner Würde. Ich weiß nicht, wo er das her hat. Er ist so tief gesunken, dass unter ihm nichts mehr kommt, soweit ich sehe. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er wieder Mist baut. Ich kapiere nicht, wie das funktioniert. Jedes Mal, wenn ein Typ was verbockt, ist irgendwo in der Nähe ein Mädchen, dem er Leid tut. In seinem Fall bin das ich.«
    »Ich kenne auch so jemanden«, sagte ich und musste an Iona denken.
    »Das sind die Schuldgefühle«, meinte Stacey. »Ja? Hm, vermutlich. Er kommt mir immer so aufrichtig vor. Jedes Mal, wenn ich ihn anschaue, sehe ich ihn mit neun. Da haben sie ihn erwischt, als er bei der Frau gegenüber zwei silberne Bilderrahmen geklaut hat. Was zum Teufel wollte er mit zwei silbernen Bilderrahmen? Dann hat er geweint wie ein Baby und alle heiligen Eide geschworen, dass er es nie wieder tun würde.«
    »Wie lang hat das gehalten?«
    »Etwa einen Monat. Ich habe vergessen, was er als Nächstes gestohlen hat – irgendwas genauso Nutzloses. Ich kann ihm Standpauken halten, so viel ich will; ich kann brüllen und schreien. Er weiß genau, was er sagen muss, um mich wieder einzuwickeln. Er ist absolut nicht dumm, aber er ist ein fauler Strick, wie er im Buche steht. Er tut das, was in der Situation am besten funktioniert, ohne auch nur einen Gedanken an die Folgen zu verschwenden. Entschuldigen Sie, ich weiß gar nicht, wie ich jetzt so ins Reden gekommen bin. Soll ich ihm ausrichten, dass er Sie anrufen soll, wenn er wiederkommt?«
    »Das wäre prima«, sagte Stacey und zückte einen Kugelschreiber. »Haben Sie einen Zettel? Dann gebe ich Ihnen die Nummer.«
    »Die können Sie auf den Umschlag von der Cosmopolitan hier schreiben. Die werfe ich nie weg.«
    Stacey notierte den Namen unseres Motels, die Telefonnummer und unsere beiden Zimmernummern auf der Zeitschrift.
    »Sie könnten auch noch Ihre Namen dazuschreiben, damit ich sie nicht vergesse«, sagte sie, was hieß, dass das bereits geschehen war.
    Stacey kritzelte unsere Namen hin, ließ die Mine zurückschnappen und steckte den Stift ein. »Wenn er ausgeht, haben Sie eine Ahnung, wohin? Wir können uns gern umschauen und probieren, ob wir ihn selbst finden.«
    »Es gibt da so eine Kneipe – ein ganz winziger Schuppen ist das – drüben an der Vine Street. Dort könnten Sie es versuchen. Ich weiß nicht, wo er sonst sein könnte, es sei denn, er ist nach Blythe gefahren.«
    »Mit wem trifft er sich?«
    »Niemand, den ich kenne. Er ist so oft im Gefängnis gewesen, dass er nicht mehr viele Freunde hat. Am Donnerstagabend hat er zwei Anrufe gekriegt. Über den ersten weiß ich nichts. Da ist er selbst rangegangen. Beim zweiten Mal

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