Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung
angefangen hatten, die hohlen Schokoladenhasen und folienverpackte chokoladeneier zu probieren. Alle drei hatten leuchtend gelbe Plüschenten bekommen. Der Esstisch war mit dem guten Porzellan gedeckt. In der Mitte stand ein Tafelaufsatz mit einem gigantischen Strauß Osterlilien, die ich von meinem Standort aus riechen konnte.
Justine ging vor uns den Flur entlang. »Wir sind hier draußen in der Küche und machen gerade das Essen fertig.«
»Kein Problem«, sagte Stacey, während wir hinter ihr hergingen.
In der Küche herrschte drückende Hitze, was zum Teil an dem Topf mit grünen Bohnen lag, der auf dem Herd brodelte. Natürlich hatte ich einen Bärenhunger und hoffte, dass wir unser Anliegen bald erledigt hätten, damit wir uns wieder auf die Junkfoodlokale stürzen konnten. Ich war bereits zu dem Schluss gekommen, dass es nicht meine Aufgabe war, Stacey zur Mäßigung anzuhalten. Ich hatte ihn auf den Geschmack gebracht, also konnte ich ihm auch Gesellschaft leisten, wenn er sich voll stopfte.
Adrianne stand an der Arbeitsfläche und verdrehte Eiswürfelbehälter aus Plastik so, dass die Würfel ordentlich in einen großen Glaskrug fielen. Die leeren Behälter reichte sie an Cornell weiter, der sie anschließend wieder auffüllte. Nachdem er den letzten ins Eisfach gestellt hatte, nahm er sich ein Geschirrtuch und trocknete sich die Hände ab. In der Zwischenzeit reihte Justine Salatteller auf und gab auf jeden ein Blatt Kopfsalat. Dann öffnete sie den Kühlschrank, holte eine Jell-O-Form aus Tupperware heraus und hielt sie kurz unters heiße Wasser. Über die Schulter sagte sie zu Stacey: »Was wollten Sie noch?« »Eigentlich hatte ich gehofft, dass Ihre Eltern hier sein würden, damit ich mich nicht wiederholen muss. Ich weiß nicht, ob Lieutenant Dolan es schon erwähnt hat, aber wir brauchen einen Satz Fingerabdrücke von Ihnen allen. Detective Bancroft von der Sheriffbehörde hat gesagt, sie würde sich gleich morgen früh an Sie wenden.«
Cornell lehnte sich gegen die Arbeitsfläche und verschränkte die Arme. Er hatte sein Jackett ausgezogen und die Krawatte gelockert. »Was soll das?«
»Der Zweck ist, Sie auszuschließen. Jeder von Ihnen könnte Abdrücke auf dem Mustang hinterlassen haben. Wenn wir nun unbekannte Abdrücke finden, haben wir etwas, womit wir sie vergleichen können. Das spart Zeit und Nerven.«
»Wir sollen die Finger in Tinte tauchen und auf Papier drücken wie ein Haufen Kriminelle?«, sagte Cornell.
»Nein, nein, Sir. Ganz und gar nicht. Das ist reine Routine, aber es wäre uns eine große Hilfe. Lieutenant Dolan hätte es Ihnen ja selbst gesagt, aber er liegt leider im Quorumer Krankenhaus. Sie haben vermutlich davon gehört.«
Cornell ließ sich durch Dolans körperliche Gebrechen nicht ablenken. »Was ist, wenn wir Nein sagen?«
»Ich wüsste nicht, warum Sie das tun sollten. Es ist völlig normal.«
»Also, für mich ist es nicht normal.«
Adrianne sah ihn an. »Ach, tu’s einfach, Cornell. Warum machst du deswegen einen Aufstand?«
»Er macht keinen Aufstand«, wandte Justine ein. »Er fragt nur, warum wir diesem Scheiß zustimmen müssen.«
»Ich würde nicht so weit gehen, es ›Scheiß‹ zu nennen«, erwiderte Stacey. »Wenn es nach mir ginge, würde ich darauf verzichten, aber Dolan hält es für eine gute Idee. In diesem Punkt hat er das Sagen. Es dauert nur ein paar Minuten, und das Büro liegt höchstens zehn Straßen weit weg. Wenn Sie wollen, fahre ich Sie hin und bringe Sie hinterher wieder nach Hause.«
»Darum geht’s nicht«, sagte Cornell.
»Worum denn dann?«, fragte Adrianne. »Warum führst du dich so auf?«
»Ich habe nicht mit dir gesprochen. Wenn ich deine Meinung hören will, frage ich dich.«
»Entschuldige, dass ich geboren bin.«
»Na gut, ich gehe hin, okay? Es passt mir nur nicht, wenn mir einer sagt, was ich tun soll.«
Stacey sagte: »Wissen Sie was? Ich habe ein tintenfreies Abdruckset im Wagen. Abdrücke mit Tinte sind zwar besser, aber ich verstehe Ihre Bedenken. Wir können es auch gleich machen, wenn Ihnen das lieber ist.«
»Sparen Sie sich’s. Es nervt mich einfach, weiter nichts.«
»Danke für Ihr Verständnis. Dann sage ich der Kollegin, dass die Familie ins Büro kommt.«
»Moment mal. Mom und Dad müssen auch hingehen?«
»Da das Fahrzeug Ihrem Vater gehört, wäre es nicht ungewöhnlich, wenn wir seine Abdrücke darauf finden würden. Das Gleiche gilt für Ihre Mutter. Ist doch sinnlos, Phantomen
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