Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Titel: Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafton,Sue
Vom Netzwerk:
wiegen. Als ich aufgelegt hatte, fragte ich mich, wen ich da eigentlich zum Narren halten wollte. Ich konnte mir zwar nicht vorstellen, dass Frankie eine Haftstrafe wegen Körperverletzung (oder Schlimmerem) riskieren würde, aber er war auch nicht gerade berühmt für seine Selbstbeherrschung. Wer konnte schon wissen, was er jetzt tun würde, nachdem Iona ihn aufgehetzt hatte?
    Am Sonntagmorgen um Viertel vor neun saßen Stacey und ich auf dem Parkplatz der Quorumer Baptistenkirche auf unserem Beobachtungsposten. Es war Ostern, und die meisten Frauen und Mädchen trugen pastellfarbene Kostüme und Kleider mit Blumenmustern. Viele hatten sich kleine Buketts aus Schnittblumen angesteckt, und mancher Hut bog sich unter künstlichen Blumen. Die McPhees kamen mit drei Autos auf den Kirchenparkplatz gefahren. Wir waren bereits seit einer halben Stunde da, den Mietwagen diskret hinter einer einen Meter hohen Hecke versteckt. Ich war zwar nach wie vor der Meinung, dass es sinnvoller gewesen wäre, direkt zum Haus zu fahren, aber ich glaube, Stacey mochte es lieber dramatisch und wollte es so haben. Als Erste kamen die älteren McPhees. Sie parkten, stiegen aus und warteten, bis Adrianne hinter ihnen eingebogen war und ihren Wagen in der Nähe abgestellt hatte. Kurz darauf trafen Justine und Cornell mit ihren drei Mädchen ein. In ihrem Sonntagsstaat sahen die acht aus wie eine Bilderbuchfamilie. Edna trug einen Hut. Ruel hatte sich die Haare mit Gel geglättet, und sein hellblauer Anzug war nur ein bisschen zu groß. Die drei gleich gekleideten Mädchen mit ihren Hüten und den weißen Baumwollhandschuhen gingen an der Kirche vorbei und betraten das Sonntagsschulgebäude dahinter.
    Stacey und ich blieben, wo wir waren. Einige der Kirchenfenster standen offen, und wir vernahmen Orgelmusik und verschiedene Kirchenlieder. Die Predigt selbst hörte man nicht so weit. Stacey hatte sich die Palo Verde Valley Times gekauft, und während der Gottesdienst seinen Lauf nahm, beschäftigten wir uns mit den Lokalnachrichten. »Haben Sie eigentlich was von Pudgie gehört?«, erkundigte er sich.
    »Kein Wort. Ich habe gestern Abend angerufen, aber Felicia hat gesagt, er wäre nicht aufgetaucht. Ich rufe heute Nachmittag noch mal an. Wenn ich Glück habe, ist er dann wieder da, und wir können mit ihm sprechen. Ich wette was, dass er sich eine Ausrede zusammengeschustert hat, um seine Fingerabdrücke auf dem Mustang zu erklären.«
    Ich las den Vorderteil und die Comicseite, und Stacey vergnügte sich damit, Anzeigen, in denen billige Wüstengrundstücke angeboten wurden, laut vorzulesen. Ich blickte auf. »Greifen Sie zu, Stacey. Jetzt, wo Sie obdachlos sind, könnten Sie doch hierher ziehen.«
    »Zu heiß. Ich spiele mit dem Gedanken, Dolan zu fragen, ob ich bei ihm einziehen kann.«
    »Hey, das finde ich gut. Er braucht jemanden, der seinen ausschweifenden Lebensstil überwacht.« »Dann müsste ich mein Junkfood ja heimlich verdrücken. Das ist das Einzige, was mir Kopfzerbrechen macht.« Raschelnd schlug Stacey die Seite um und wandte sich dem Sportteil zu.
    »Ihnen würde ein bisschen Mäßigung auch nicht schaden.«
    »Wo wir gerade dabei sind, was möchten Sie denn als Nächstes ausprobieren? Taco Bell, Long John Silver’s oder Jack in the Box?«
    »Ich dachte, wir fahren zu den McPhees.«
    »Danach, meine ich. Männer brauchen was zu essen.«
    Nach dem Gottesdienst warteten wir, bis alle Familienmitglieder herauskamen, und folgten ihnen zum Haus. Ruel und Edna bogen eine Straße früher ab. »Was soll das denn? Wollen die uns abschütteln?«, fragte ich und spähte ihnen nach.
    »Das machen sie jede Woche – sie besuchen vor dem Sonntagsessen jemanden, der bettlägerig ist.«
    »Sie sind unglaublich«, sagte ich. »Gibt’s eigentlich irgendwas, was Sie nicht wissen?«
    Justine ließ uns ein. Sie und Adrianne hatten offenbar die Küche unter sich, bis Edna nach Hause kam. Das Haus roch nach dem gebackenen Schinken, den sie in den Ofen geschoben haben musste, bevor sie zur Kirche aufgebrochen war. Ich roch Anflüge von Ananas und braunem Zucker sowie das Aroma verbrannten Zuckers, das der Saft ausdünstet, der aus schmorenden Süßkartoffeln auf den Herdboden tropft. Justines Töchter hatten sich an den Couchtisch im Wohnzimmer gesetzt und spielten mit nur geringfügigen Streitigkeiten ein Brettspiel. Ihre Osternester hatten sie auf dem Boden abgestellt. Aus den Fetzen zerknüllter Alufolie schloss ich, dass die Mädchen bereits

Weitere Kostenlose Bücher