Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung
worden.«
»Ne, echt nicht. Pudgie ist in seinen Zellenblock zurückgekommen und hat überall große Töne gespuckt. Er hat erzählt, dass Sie was ganz Besonders für ihn tun würden. Und im nächsten Moment war er schon draußen.«
»Er hat mich um Zigaretten angehauen, aber ich habe Nein gesagt. Das war alles. Er hat nichts rausgeschunden. «
»Ha ha ha. Erzählen Sie mir ‘nen anderen Witz.«
»Würden Sie mir bitte mal zuhören? Iona, überlegen Sie doch. Ich habe überhaupt nicht die Macht, ihn rauszuholen. Wie soll ich das denn anstellen?«
»Da hat der Typ aber was anderes gesagt.«
»Tja, der Typ hat sich getäuscht. Ich habe nicht die Befugnis, mit irgendjemandem eine Abmachung zu treffen. Ich bin keine Polizistin. Ich bin eine normale Bürgerin, genau wie Sie.«
»Oh.«
»Ja, allerdings ›oh‹«, fauchte ich. »Wenn Sie Frankie das nächste Mal sprechen, würden Sie ihn dann bitte aufklären? Falls er es von mir selbst hören will, kann er mich anrufen. Aber bis dahin Finger weg von Pudgie. Er hat überhaupt nichts getan.«
Entnervt legte ich den Hörer auf. Frankie Miracle auf Rachefeldzug hatte uns gerade noch gefehlt. Allerdings musste ich zugeben, dass ich hier im Grunde haarspalterisch argumentierte. Pudgie hatte selbstverständlich mit dem Finger auf Frankie gezeigt, aber nicht, um für sich selbst etwas herauszuschinden. Er wollte uns lediglich ablenken, was ihm auch gelungen war, allerdings nur vorübergehend. Jetzt, wo seine Fingerabdrücke auf dem gestohlenen Fahrzeug aufgetaucht waren, geriet er erneut ins Visier. Sein Versuch, Frankie zu belasten, machte sein eigenes Verhalten nur umso verdächtiger, also war der Schuss im Grunde nach hinten losgegangen. Leider traute ich Frankie keinen Sinn für die Feinheiten des Verpfeifens zu. Für ihn war ein Verräter ein Verräter. Ich sah in meinen Notizen nach und griff erneut zum Telefon, um Felicia Cliftons Nummer in Creosote zu wählen. Ich hörte es an ihrem Ende nicht mal klingeln, bevor sie sich mit »Hallo?« meldete.
»Felicia? Kinsey Millhone hier. Wie geht’s?«
»Nicht gut. Cedric ist nicht nach Hause gekommen, und ich mache mir schreckliche Sorgen um ihn.«
»Aber so lang ist er doch noch nicht weg, oder? Sie haben gesagt, er hat das Haus heute Morgen verlassen. Das sind ja bloß ein paar Stunden.«
»Er könnte auch schon seit gestern Abend weg sein. Das Einzige, was ich weiß, ist, dass er nicht da war, als ich aufgestanden bin. So oder so hätte er sich inzwischen melden müssen. Das passt überhaupt nicht zu ihm.«
»Haben Sie in der Kneipe angerufen? Der Barmann hat gesagt, er kommt immer zur Happy Hour.«
»Jerry hat ihn auch nicht gesehen. Ich habe keine Ahnung, wo er sein könnte.«
»Vielleicht hat er ein Mädchen kennen gelernt und ist mit ihr nach Hause gegangen.«
»Das glaube ich nicht. Ich habe ihm kein Geld gegeben, also hat er nicht mal genug für Drinks gehabt. Mein Auto steht auch noch da; folglich muss er zu Fuß unterwegs sein. Er hätte zwar zu Fuß zur Kneipe gehen können, aber nicht irgendwo anders hin. Sie haben den Ort ja gesehen. Wir sitzen hier mitten in der Einöde, und alles macht um sechs Uhr dicht.«
»Haben Sie es schon bei der Polizei versucht?«
»Das könnte ich wohl tun«, sagte sie zögerlich. »Ich habe schon die beiden Krankenhäuser angerufen – das in Quorum und das andere in Blythe –, aber da scheint er auch nicht zu sein.«
»Tja, das ist doch erfreulich, oder?«
»Wohl schon.«
»Halten Sie es für möglich, dass er die Stadt verlässt, ohne Ihnen Bescheid zu sagen?«
»Sie meinen, ein für allemal verschwinden? Warum sollte er das tun?«
»Nun, er hat ein bisschen Ärger mit Frankie Miracle, Ionas Ex.«
»Mist. Weiß Pudgie das?«
»Ich bin mir sicher, dass es ihm ziemlich klar ist. Vielleicht hat er beschlossen unterzutauchen.«
»Wo kann er ohne Geld schon hin?«
»Gute Frage. Hören Sie, warum versuchen Sie’s nicht bei der Polizei? Vielleicht hat man ihn festgenommen. Womöglich sitzt er schon wieder im Gefängnis.« »Glauben Sie mir, wenn das der Fall wäre, hätte er mich schon längst wegen der Kaution angerufen.«
»Tja, ich hoffe, er taucht bald auf, aber wenn nicht, sagen Sie mir Bescheid. Vielleicht fällt uns noch was anderes ein.«
»Glauben Sie wirklich, dass ihm nichts fehlt?«
»Ihm fehlt bestimmt nichts, aber ich gebe zu, dass es beunruhigend ist«, sagte ich. Wir plauderten noch ein Weilchen und versuchten uns gegenseitig in Sicherheit zu
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