Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung
auf Band, dass mich einer von beiden anrufen solle, sobald sie eintrafen. Mittlerweile war es drei Uhr nachmittags, und selbst wenn sie zum Mittagessen Halt gemacht hatten, müssten sie binnen einer Stunde in Santa Teresa sein. Aus Angst, ihren Anruf zu verpassen, wagte ich nicht, das Zimmer zu verlassen. Ich versuchte zu lesen, ertappte mich aber – wenig erstaunlich – dabei, wie ich über Pudgies Tod nachgrübelte. Ich dachte auch über mein Gespräch mit Iona Mathis nach und fragte mich, wie sie auf die bescheuerte Idee gekommen war, ich hätte einen Kuhhandel mit Pudgie geschlossen, um ihn aus dem Gefängnis zu holen. Ich hoffte, ihre irrigen Annahmen hatten nicht zu Pudgies Tod beigetragen. Falls ja, so trug ich eine gewisse Verantwortung für das, was ihm zugestoßen war. Der Gedanke machte mich krank.
Ich zog die Schuhe aus, schlüpfte unter die Laken und zog die Tagesdecke über mich. Dann nahm ich mein Buch und las ein Weilchen, in der Hoffnung, mich damit ablenken zu können. Ich hatte es warm. Im Zimmer war es ruhig. Langsam nickte ich ein, und als das Telefon endlich klingelte, zuckte ich zusammen und nahm mit klopfendem Herzen den Hörer ab. Der Adrenalinstoß erreichte sein Maximum und ebbte wieder ab. Es war Dolan.
Ich setzte mich auf, schwang die Füße über die Bettkante und rieb mir das Gesicht, während ich ein Gähnen unterdrückte. »Wie war die Fahrt? Sie klingen müde.« »Ich war schon mal munterer«, antwortete er. »Stacey hat mich vor einer halben Stunde abgesetzt. Er ist sofort zum Sheriffbüro gerast, um mit Mandel zu reden. Auf dem Rückweg will er bei sich vorbeifahren und seine Sachen holen. Danach werden wir mal ans Abendessen denken.«
»Wohnt er jetzt bei Ihnen?«
»Vorübergehend. Sie wissen ja, dass der Mietvertrag für seine Wohnung ausläuft und er Ende des Monats draußen sein muss. Er hat sich ja eingebildet, dass er bis dahin zwei Meter unter der Erde liegt, aber da haben ihm die Götter wohl ein Schnippchen geschlagen. Ich habe ihn gefragt, ob er hier wohnen will, bis er was anderes findet. Ich kann Gesellschaft gebrauchen.«
»Schön. Das müsste Ihnen beiden gut tun, wenn Sie es schaffen, sich das Streiten zu verkneifen.«
Dolan rang sich netterweise ein Lachen ab. »Wir streiten uns nicht. Wir sind nur verschiedener Meinung«, entgegnete er. »Und wie läuft’s bei Ihnen? Wir hatten ein ganz schlechtes Gewissen, dass wir Sie alles allein ausbaden lassen. Haben Sie sich ein bisschen amüsiert?«
»Witzig, dass Sie das fragen.« Dann erzählte ich ihm von Pudgies Tod, den wir ausgiebig debattierten. Mitten beim Sezieren der Ereignisse sagte Dolan: »Moment mal kurz. Stacey ist gerade reingekommen. Ich sage ihm schnell, was los ist.«
Er legte eine Hand über die Sprechmuschel, um mir die Wiederholung zu ersparen, und setzte Stacey rasch ins Bild. Selbst in der gedämpften Fassung hörte ich Staceys Fluchen.
Er nahm Dolan den Hörer ab. »Das war das letzte Mal, dass ich Sie allein lasse. Was zum Teufel ist da los?«
»Sie wissen genauso viel wie ich.« Er stellte seine eigenen Fragen in Bezug auf Pudgie, und dann plauderten wir über Frankie. Stacey versprach, sie würden tun, was sie konnten, um ihn aufzuspüren und zu überprüfen, ob er nachweisen konnte, wo er ab Freitagmorgen gewesen war. »Übrigens haben wir gute Neuigkeiten. Charisses Zahnschema passt zu dem unserer Unbekannten, also ist wenigstens das geklärt. Die Gerichtsmedizin ist auch schon fast bereit, zu beschwören, dass die Haare, die wir gefunden haben, ebenfalls von ihr stammen. Jetzt brauchen wir nur noch die Entsprechungen zu dem zweiten Satz Fingerabdrücke, dann sind wir im Geschäft. Sind die McPhees schon erschienen?«
»Ich nehme es an. Morgen früh frage ich mal nach, damit ich es sicher weiß«, sagte ich. »Wann wollen Sie wieder herkommen?«
»So bald wie möglich. Ich presche los, sowie hier alles unter Kontrolle ist.«
Ich hörte Dolan im Hintergrund etwas knurren.
Stacey sagte: »Ach ja. Dolan hat seine Pistole im Kofferraum liegen lassen. Er will wissen, ob sie noch da ist.«
»Ich hatte bis jetzt noch keine Gelegenheit, den Kofferraum aufzumachen, aber ich schaue nach, sobald ich dazu komme. Was soll ich denn mit ihr machen?«
Dolan sagte etwas zu Stacey.
»Er meint, lediglich dafür sorgen, dass er sie wiederkriegt, sobald Sie wieder hier sind.«
»Selbstverständlich.«
Dolan flüsterte ihm noch etwas zu, das ich nicht verstand.
»Moment bitte«, sagte Stacey zu
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