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Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Titel: Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafton,Sue
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kam mir seltsam vor, vor allem angesichts meines Verdachts, dass bei mir jemand eingedrungen war. Falls der Betreffende meine Notizen gelesen und Medoras Namen entdeckt hatte, konnte ihr Haus ohne weiteres seine nächste Anlaufstelle sein. Ich stieß die Tür auf, trat leise ein und schloss sie hinter mir wieder. Abgesehen vom Schein einer kleinen Tischlampe lag das Zimmer im Dunkeln. Medora lag auf dem Rücken auf der Couch und hatte die Hände über der Brust gefaltet. Ich ging näher heran. Sie schnarchte und stieß bei jedem Ausatmen Alkoholschwaden aus. Falls sie aufwachte und mich über sich gebeugt sah, bekäme sie einen Schreck, aber ich wollte nicht gehen, bevor ich mich vergewissert hatte, dass ihr nichts fehlte. Eine halb gerauchte Zigarette, die am Rand des Aschenbechers lag, war zu drei Zentimetern Asche abgebrannt und dann ausgegangen. Das Eis in ihrem Longdrinkglas war schon lange geschmolzen. Die Fläschchen mit ihren rezeptpflichtigen Medikamenten schienen voll und ordentlich verschlossen zu sein. Zumindest hatte sie allem Anschein nach keine Überdosis genommen, obwohl ihre Gewohnheit, Whiskey mit Schmerztabletten zu mischen, gefährlich war.
    Im Haus war es kalt, und ich spürte einen Lufthauch. Ich ging in die Küche und machte Licht. Die Hintertür stand offen, was einen Durchzug erzeugte, der sämtliche Wärme aus den Räumen gesogen hatte. Ich hob den Kopf und lauschte in der Stille nach irgendeinem Geräusch. Dabei blieb ich still stehen und sah mich genau um. Die Hintertür war intakt – kein gespaltenes Holz, kein zerschmetterter Rahmen und kein zersplittertes Glas. Die Fenster waren geschlossen und die Riegel zugezogen. Auf den Arbeitsflächen standen zahlreiche Konservendosen, Schachteln mit Getreideflocken und Crackern, Packungen mit Papierservietten, Toilettenpapier, Küchenkrepp und Putzmittel. Es sah aus, als wäre seit einer Woche nicht abgespült worden, obwohl sie nichts anderes als Getreideflocken und Suppe zu essen schien. Der Abfalleimer war am Überquellen, aber abgesehen von der Unordnung hatte es nicht den Anschein, als ob irgendetwas angerührt worden wäre.
    Ich sah zu Medora hinüber, erschreckt von der Vorstellung, wie verletzlich sie war. Jeder hätte hereinspazieren und sie berauben, niederschlagen oder umbringen können, während sie da auf ihrem Sofa lag. Wäre ein Feuer ausgebrochen, so hätte sie es wohl kaum bemerkt. Ich zog die Hintertür zu und schloss sie ab. Dann machte ich einen Rundgang durch die restlichen Räume, die nicht mehr umfassten als ein enges, schäbiges Badezimmer und zwei kleine Schlafzimmer. Medoras Haushaltsführung, falls man überhaupt von einer solchen sprechen konnte, machte es unmöglich festzustellen, ob jemand anders hier gewesen war und rasch alles durchsucht hatte.
    Ich kehrte ins Wohnzimmer zurück und beugte mich über sie. »Medora, ich bin’s, Kinsey. Ist alles in Ordnung?«
    Sie regte sich nicht.
    Ich legte ihr sachte eine Hand auf den Arm und sagte: »Hey.«
    Nichts. Ich schüttelte sie sanft, doch sie schien nichts zu registrieren. Sie war in die trüben Tiefen des Alkohols abgeglitten, wohin kein Laut drang und kein Licht reichte. Ich schüttelte sie noch einmal. Sie gab eine Art Grunzen von sich, reagierte aber nicht weiter. In diesem Zustand wollte ich sie nicht allein lassen, also suchte ich nach dem Telefon, das ich schließlich in der Küche fand, an die Wand zum Flur montiert. Ich durchwühlte eine Schublade nach der anderen, bis ich das Telefonbuch fand. Dann schlug ich Justines Nummer nach und rief bei ihr an. Sie meldete sich nach dem vierten Klingeln.
    »Justine? Hier ist Kinsey. Entschuldigen Sie bitte die Störung, aber ich bin gerade bei Ihrer Mutter vorbeigefahren und habe beide Türen offen vorgefunden. Sie ist anscheinend bewusstlos. Ich glaube, ihr fehlt weiter nichts, aber ich kriege sie einfach nicht wach. Könnten Sie rüberkommen? Ich möchte sie nicht allein lassen, bevor Sie nach ihr gesehen haben.«
    »Verdammt. Ach, Herrgott. Ich komme so schnell ich kann.«
    Abrupt legte sie auf. Es tat mir Leid, dass ich sie verärgert hatte, aber so ist das Leben. Ich kehrte zum Sofa zurück und hockte mich auf den Rand des Couchtischs. Dann nahm ich Medoras Hand und tätschelte sie leicht. »Medora, wachen Sie auf. Können Sie aufwachen?«
    Benommen schlug sie die Augen auf. Zuerst konnte sie nicht scharf sehen, doch schließlich koordinierte sie ihre Augen und sah sich orientierungslos im Zimmer um.
    »Ich

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