Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung
wiederzusehen.«
»Freut mich auch.« Es schien ihr peinlich zu sein, dass ich dicht genug bei ihr stand, um zu sehen, was sie tat. »Glauben Sie bloß nicht, dass ich diesen Strafzettel gekriegt hätte. Der stammt von meinem Mann. Am Freitagabend hat er in einer Feuerwehreinfahrt geparkt, um es noch rechtzeitig ins Kino zu schaffen. Das macht er andauernd. Ganz egal, wie oft ich ihm auch sage, dass er es lassen soll.«
Hilfssheriff Chilton sagte: »Warum bezahlen Sie dann für ihn? Auf die Art lernt er es nie.«
»Ach, Sie haben ja so Recht. Ich bin einfach zu gut zu ihm. Eigentlich sollte er sich selber darum kümmern. Würde ihm recht geschehen.« Sie sah zu mir her. »Sie sind die Privatdetektivin, aber ich habe Ihren Namen vergessen. Edna hat uns das mit diesem Stoff in ihrer Patchworkdecke erzählt.«
»Kinsey Millhone«, sagte ich. »Haben Sie Ihre Rundbriefe alle verschickt?«
»Die sind verschickt und mittlerweile angekommen.« Sie wandte sich wieder an Chilton. »Wie laufen die Ermittlungen? Der arme Cedric hatte ein jämmerliches Leben und dann so ein schreckliches Ende.«
»Wir machen alle Überstunden und tun, was wir können. Die Polizei von Quorum hilft mit, also wird’s schon klappen.«
»Das ist gut.« Sie steckte das Scheckheft in die Handtasche. »Tja, ich muss los – Besorgungen machen. Ich wollte das hier nur hinter mich bringen, bevor ich es vergesse. War nett, mit Ihnen zu plaudern.«
Sowie sie weg war, sagte ich: »Ich bin eigentlich auf der Suche nach Detective Lassiter, aber der ist wohl nicht da, oder?«
»Er ist am Tuley-Belle. Der Leichenbeschauer meint, Pudgie sei mit einem Montiereisen erschlagen worden, aber das ist noch nicht aufgetaucht. Detective Lassiter glaubt, es könnte noch da draußen liegen – weggeworfen oder vergraben. Detective Oliphant hat auch schon ein paarmal angerufen und ihn sprechen wollen, aber das wird warten müssen. Ich weiß, dass er wegen dieser Geschichte mit den Fingerabdrücken der McPhees unzufrieden ist, aber wir haben unser gesamtes Personal am Leichenfundort, also könnten wir nicht mal was machen, wenn sie herkämen.«
»Na ja. Eines nach dem anderen. Ich sage Stacey, dass ihn später jemand zurückruft. Er wüsste sicher gern über die neuesten Entwicklungen Bescheid.«
26
Ich saß vor dem Sheriffbüro im Auto und dachte über Montiereisen nach. Unter den Mordwaffen hat das bescheidene Montiereisen den Vorzug, dass es geschlechtslos und leicht zu beschaffen ist. Viele Leute haben eines. Montiereisen sind zwar vermutlich nicht so verbreitet wie Küchenmesser, aber sie sind billig, schnell zur Hand, haben keine beweglichen Teile und kein Mensch käme auf die Idee, einen zur Rede zu stellen, weil man eines besitzt. Man braucht weder eine Lizenz, um eines zu erwerben, noch muss man eine dreitägige Wartezeit einhalten, während der Mann vom Eisenwarenladen überprüft, ob man eine weiße Weste hat.
Ich hatte in der Vorwoche ein Montiereisen gesehen. Ich wusste, dass es weltweit nur eines von Millionen war, und es war relativ weit hergeholt, dass ich genau das Montiereisen gesehen hatte, das auf Pudgies Kopf benutzt worden war. Trotzdem erschien es mir als sinnvolle geistige Übung. Wo hatte ich Werkzeug gesehen? In McPhees Autosattlerei, und zwar sowohl in der Doppelgarage, in die er sich zum Rauchen setzte, als auch in der zweiten Garage, wo Dolan und ich den Mustang gefunden hatten. Außerdem in Cornells Garage, wo er eine Hundehütte für den Welpen seiner Töchter gebaut hatte. Die Frage war, ob irgendeiner dieser Orte einen zweiten Blick lohnte. Mir kam es wie Zeitverschwendung vor, wenn man mal davon absah, dass ich nichts anderes zu tun hatte.
Während Detective Lassiter und seine Gehilfen das Gelände ums Tuley-Belle durchkämmten, hatte der Mörder womöglich Blut und Gehirnmasse von der Mordwaffe geschrubbt und das Montiereisen wieder dort abgelegt, wo es zuvor gewesen war. Also würde es nichts bedeuten, wenn man es fand, und es würde auch nichts bedeuten, wenn man es nicht fand. Zu dumm. Ich beschloss, mich auf etwas Produktiveres zu verlegen.
Ich ließ den Wagen an und fuhr zum Ocean View zurück. Von dort konnte ich Felicia anrufen und mich erkundigen, wie es ihr ging. Außerdem wollte ich wissen, was für Vorkehrungen sie für Pudgies Beerdigung getroffen hatte. Mein Anrufbeantworter blinkte. Also wählte ich die 6 und erfuhr, dass Lieutenant Dolan um zehn Uhr angerufen hatte. Da es erst zwanzig nach zehn war, hoffte ich,
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