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Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Titel: Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafton,Sue
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sicher. Das gebe ich zu, aber so war es bei vielen Jungs, Mr. Saubermann eingeschlossen.«
    Ich schmunzelte. »Mr. Saubermann?«
    »Klar. Cornell. Wir haben ihn so genannt, weil er bei seinem Dad gearbeitet und ständig schmutzige Hände gehabt hat. Er hat sie immer mit Schmierseife geschrubbt, aber es hat nie was genutzt.«
    Mein Lächeln war verschwunden, weil ich seine Erklärung ausblendete und nur darauf horchte, was er eigentlich gesagt hatte. »Cornell hat Charisse gebumst?«
    »Sicher. Und Justine hat darauf gehofft, ihn zu heiraten. Sie kam von ganz unten. Also, ihre Familie war absolut übel – «
    »Ich weiß«, fiel ich ihm ins Wort.
    »Sie hat Cornell als die Erfüllung ihrer Träume betrachtet. Und sie war nicht bereit, mit ihm zu schlafen, wenn er sie nicht heiratete.«
    Ich überlegte. »Ich habe gehört, dass Charisse scharf auf ihn war.«
    »Ja, sicher. Sie war auch eifersüchtig auf Justine. Verglichen mit ihrem Leben sah sogar das von Justine besser aus, also hat sie mit ihr gewetteifert.«
    »Und Justine wusste Bescheid?«
    »O nein. Nein, nein. So dumm war Charisse nicht. Schließlich hat sie bei Justine gewohnt. Sie wollte ja nicht rausgeworfen werden.«
    »Das heißt also, dass Cornell genauso auf dem Pulverfass gesessen hat wie Sie.«
    »Und wie. Sogar noch schlimmer. Er galt überall als der große Held – schulische Leistungen, Sport, Schülermitverwaltung, was Sie wollen. Wir haben alle zu ihm aufgesehen.«
    »Wer wusste noch darüber Bescheid außer Ihnen?« »Adrianne, schätze ich. Sie hat die beiden drüben im Tuley-Belle mal in flagranti erwischt. So hat sie es erfahren.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Weil sie es mir erzählt hat.«
    »Warum? Waren Sie ein guter Freund von ihr?«
    »Nein, eigentlich nicht. Wir waren in derselben kirchlichen Jugendgruppe. Irgendwann sind wir übers Wochenende auf Einkehrtage gefahren, und ich habe ihr angesehen, dass sie etwas belastet. Da habe ich sie gefragt, und sie hat mir erzählt, was los ist. Sie fand eigentlich, sie müsste mit unserem Pfarrer reden, doch da war ich anderer Meinung. Ich habe gesagt, dass es nicht ihre Aufgabe ist, Cornells Seele zu retten. Er war alt genug und konnte zusehen, wie er selbst damit klarkommt.«
    Um Punkt sieben Uhr an diesem Mittwochabend kam ich vor Felicias Haus in Creosote an. Auf der dunklen Straße reihten sich in Abständen die Autos aneinander. Da es mir vermutlich ohnehin nicht gelingen würde, Dolans Schiff rückwärts einzuparken, sah ich mich gezwungen, den Wagen um die Ecke abzustellen und das Stück zurückzugehen. Cornells weißer Pick-up stand direkt vor dem Haus, gleich hinter Justines dunklem Ford. Der Mond besaß nur noch die Maße eines abgeschnittenen Fingernagels, und die Luft war trocken und kalt. Wie üblich blies der Wind durch die Bäume und wiegte die zerzausten Palmen, deren Wedel raschelten wie Ratten, die durch Efeusträucher huschen. Jeder Raum in Felicias Haus war beleuchtet. Trotz ihrer Warnung hatte ich einen schweren Schokoladenkuchen in einer pinkfarbene onditorschachtel dabei. Eine Nachbarin machte mir die Tür auf, stellte sich vor und nahm mir die Schachtel ab, um sie in die Küche zu bringen. Einen Moment lang blieb ich stehen und musterte den Raum. Ich zählte acht Blumenarrangements, von denen etwa die Hälfte übrig gebliebene Osterlilien enthielt. Felicia hatte die Lampen gedämpft und das Zimmer mit Grablichtern und anderen Kerzen beleuchtet. Der Effekt war angenehm, doch herrschte infolgedessen tropische Hitze. Vermutlich hätte man den Anlass eine Totenwache nennen können, obwohl natürlich keine Leiche da war. Vielleicht war »Totenfeier« der bessere Ausdruck. So hatte es jedenfalls Felicia genannt.
    Dummerweise hatte ich in meiner Egozentrik vergessen, mein illustres Allzweckkleid einzupacken. Dieses langärmlige schwarze Teil ist für solche Gelegenheiten geradezu maßgeschneidert, aber woher hätte ich das wissen sollen? Knausrig wie ich bin, hatte ich ein paar Stunden zuvor einen Wohlfahrtsladen aufgesucht, wo ich eine brauchbare schwarze Wollhose und eine kurze schwarze Jacke aus einem völlig anderen Stoff aufgetrieben hatte. Dazu hatte ich ebenfalls gebrauchte schwarze Slipper und eine (neue) schwarze Strumpfhose erstanden. Mein mhängetasche war braun, in Verbindung mit dem Rest meines Aufzugs vermutlich ein modischer Fehltritt, doch da konnte man nichts machen. Ich hatte schon mal besser ausgesehen, aber auch schon viel schlimmer.
    Zwar konnte ich nicht

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