Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Titel: Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafton,Sue
Vom Netzwerk:
irgendetwas tief in ihrem Brustkorb. »Womit kann ich Ihnen behilflich sein? Pop hat gesagt, Sie wollen etwas über das Mädchen wissen, das vor zwanzig Jahren oder so ermordet worden ist.«
    »Im August werden es achtzehn.«
    »Wissen Sie, was das Interessante an ihr ist? Sie lässt die Leute nicht los. Jetzt ist sie schon so lange tot, und trotzdem laufen noch welche rum, die sich fragen, wer sie ist und wie man sie dorthin zurückbringen kann, wo sie herkommt.«
    »Und wer sie umgebracht hat«, fügte ich hinzu.
    »Ja, also dabei viel Glück. Da haben Sie sich ja was Schönes vorgenommen. Aber setzen Sie sich doch. Kann ich Ihnen ein Bier holen?«
    »Im Moment nicht, danke.« Ich setzte mich in einen der Korbschaukelstühle. Er knarrte unter meinem Gewicht. »Ich kann gut verstehen, dass Sie gern hier draußen sitzen und zusehen, wie die Autos vorbeifahren. Echt nett.«
    »Das ist das Schöne am Ruhestand. Immer wieder werde ich gefragt, ob mir die Arbeit nicht fehlt. Also, weiß Gott nicht. Ich könnte den Rest meines Lebens hier auf der Veranda verbringen. Außerdem habe ich dermaßen viel zu tun, dass ich überhaupt nicht mehr begreife, wie ich je Zeit für einen Job hatte. Mit Haushalt und Besorgungen geht schon der halbe Tag drauf.«
    »Und was machen Sie sonst noch?«
    »Lesen. Ich arbeite im Garten und spiele Bridge mit ein paar Mädels, die ich schon seit Jahren kenne. Und Sie? Gefällt Ihnen Ihre Arbeit?«
    »Ich bin nicht besonders scharf darauf, drinnen zu hocken, aber die praktische Arbeit macht mir Spaß.«
    »So, jetzt aber. Was kann ich Ihnen sagen, was Sie nicht schon wissen?«
    »Eines hat mich neugierig gemacht. Gull Cove liegt fünfzig Kilometer weiter südlich. Das ist doch eine ganz schön lange Anfahrt für einen Job, wie Sie ihn auch hier hätten finden können.«
    Roxanne hustete erneut und räusperte sich. Wie bei anderen Rauchern, die ich kenne, war ihr Husten eine Gewohnheit und schien keines Kommentars zu bedürfen. »Das ist leicht zu erklären. Ich hatte was mit dem Besitzer. Deshalb hat er mich eingestellt.« Sie lachte. »Kam mir damals super vor. Dann hat er sich eine andere geangelt und mich rausgeworfen. Große Überraschung. Einzig und allein meine Schuld. Genau wie Pop immer gesagt hat: ›Spuck dir nicht in die eigene Suppe, Roxanne.‹«
    »Man lernt nie aus.«
    »Das können Sie laut sagen. Auf jeden Fall hab ich von sieben bis drei gearbeitet. Es war Sommer und tierisch heiß, obwohl eine Brise vom Meer her kam. Kennen Sie den Laden überhaupt?«
    »Ich habe auf der Fahrt hierher dort vorbeigeschaut.«
    »Dann haben Sie’s ja selbst gesehen. Kein schattiger Baum in Sicht, und der Bau steht mitten auf der Anhöhe. Im August brennt die Sonne so heiß, dass das Wasser von selbst zu kochen anfängt. Auf jeden Fall war es ein Freitagmorgen. Das weiß ich noch, weil ich einmal die Woche bezahlt worden bin und schon Rechnungen ohne Ende am Hals hatte. Also hab ich vor mich hin geschuftet – mutterseelenallein. Aber es war nie viel Kundschaft da, und ich hab’s allein geschafft. Dann kommt dieses Mädel rein. Sie guckt an den Regalen entlang und geht auf und ab, wie wenn sie einkaufen will. Dann seh ich sie nach hinten gehen, wo wir eine Kaffeemaschine und einen frei zugänglichen Kasten mit Sandwiches und Gebäck stehen hatten. Die Kunden haben sich immer selbst bedient und sind zum Bezahlen an die Kasse gekommen, wenn sie alles beisammen hatten, was sie gebraucht haben. Wir hatten draußen auf der Terrasse Tische und Stühle stehen, und die meisten haben ihre Einkäufe mit rausgenommen und beim Essen aufs Meer hinausgeguckt. Man hat zwar über den vierspurigen Verkehr hinwegschauen müssen, der auf der Straße vorbeigesaust ist, aber man konnte es auf jeden Fall sehen. Es war jeden Tag anders. Ich habe mich an dem Anblick selbst nie satt sehen können. Auf jeden Fall hat sie sich eine Tasse Kaffee und einen Doughnut genommen und beides verputzt gehabt, bis sie vorne ankam. Den Becher hatte sie hinten irgendwohin geschmissen; vielleicht hat sie gedacht, ich würde nicht merken, dass sie sich bedient hat. Und im nächsten Moment ist sie schon halb zur Tür draußen. Ich hab den fälligen Betrag eingetippt und bin ihr nach. Da hat sie mir gesagt, dass sie pleite ist. Mann, was soll’s, hab ich mir gedacht. Ich bin auch schon mal pleite gewesen, und ich gönne jedem ‘ne Tasse Kaffee und ‘nen Happen zu essen, also hab ich ihr gesagt, dass es auf mich geht. Sie hat gesagt:

Weitere Kostenlose Bücher