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Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Titel: Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafton,Sue
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eine Herzklappe. Kopf hoch. Da kommt sie wieder.«
    Rosie kehrte mit einem großen Essteller an unseren Tisch zurück. Ich rührte betont auffällig in meiner Suppe und wischte mir mit einer Serviette den Mund, als sie die Nudeln vor mir abstellte. Ich klopfte mir aufs Brustbein, als wäre ich überwältigt, was ich ja auch war. »Das ist ganz schön sättigend. Echt üppig.«
    Ich warf einen misstrauischen Blick auf den Teller, den sie neben meinem Suppenteller auf den Tisch stellte, und merkte, wie mich Erleichterung durchzuckte. »Und was ist das – Manicotti?« »Heißen palacsinta teszta. Wie was du Crepes nennst.«
    »Ungarische Crepes. Also, das klingt herrlich. Das mag ich.«
    »Ich füllen mit Kalbshirn mit Rührei. Ganz köstlich. Du wirst sehen. Ich kann dir zeigen, wie machen.«
    »Okay, dann hau ich mal rein«, sagte ich. Sie blieb am Tisch stehen, als hätte sie vor, jeden einzelnen meiner Bissen zu überwachen. Ich lehnte mich zur Seite und schaute konzentriert auf die andere Seite des Raumes. »Ich glaube, William ruft nach dir. Anscheinend braucht er Hilfe.«
    Rosie ging an die Bar, wo sie und William ein gedämpftes Gespräch begannen. Unterdessen hatte ich meine Tasche gepackt und wühlte sie durch. Ein paar Stunden zuvor hatte ich eine überholte Einkaufsliste entdeckt, die ich auf ein großes, gelbes Blatt geschrieben hatte. Mit einem Auge behielt ich Rosie im Blick, während ich das Blatt zu einer Tüte faltete, die unten spitz und oben weit offen war. Die Spitze klappte ich einmal um, damit sie dicht hielt. Dann schaufelte ich hastig die Crepes hinein und ignorierte dabei die krausen Bröckchen, die auf den Teller zurückfielen. Schließlich faltete ich die Tüte oben zusammen, wickelte das Ganze in eine Serviette und stopfte es in die Tasche.
    Als Rosie wieder zu mir hersah, saß ich über den Teller gebeugt da und täuschte Kaubewegungen vor, während ich mir einen verzückten Blick abzuringen versuchte. Da betrat ein Pärchen das Lokal und lenkte sie ab. Ich legte einen Zwanzig-Dollar-Schein neben Henrys Teller auf den Tisch. »Sag ihr, ich musste dringend weg.«
    Henry wies auf meine Suppe, die noch fast unangetastet im Teller schwamm. »Ich lasse Rosie das da in ein Schraubglas füllen und bringe es dir heute Abend vorbei. Ich weiß doch, wie es dir widerstrebt, gutes Essen zu verschwenden.«

10
    Ich kam früher nach Hause als geplant, da ich Angst hatte, aus dem provisorischen Behältnis könnte Kalbshirn auslaufen und das Innere meiner Umhängetasche verseuchen. Als ich an Henrys Mülltonne vorbeikam, zog ich das Bündel heraus und warf es hinein. Alarmiert vorn dünnen Klingeln eines Telefons irgendwo in der Nähe, hob ich den Kopf, knallte den Deckel zu, raste zu meiner Haustür und schloss sie eilig auf. Drei Klingelzeichen. Vier. Ich warf die Tasche auf einen Küchenstuhl und schnappte mir den Hörer. Mein Anrufbeantworter hatte sich bereits eingeschaltet, und ich war gezwungen, meine eigene Stimme zu übertönen, indem ich trällerte: »Ich bin’s. Ich bin dran. Nicht auflegen. Bin schon da.«
    »Kinsey?«
    Der Anrufer war männlich und sprach vor dem dumpfen Raunen von Gesprächen im Hintergrund. Ich legte mir eine Hand aufs Ohr. »Wer ist da?«
    »Pudgie.«
    »Ach, hallo. Das ist ja eine Überraschung. Ich hätte nicht damit gerechnet, von Ihnen zu hören. Was gibt’s denn?«
    »Sie haben gesagt, ich soll anrufen, wenn mir was einfällt, aber Sie müssen mir versprechen, dass das nicht zu ihm durchdringt.«
    Ich musste mich anstrengen, um ihn zu verstehen. »Zu wem?«
    »Frankie. Sind Sie ihm je begegnet?«
    »Noch nicht.«
    »Das ist ein Irrer. Man merkt es nicht gleich, weil er es gut kaschieren kann … als wäre er ganz normal, aber ich rate Ihnen, legen Sie sich bloß nicht mit ihm an.« »Ich wusste nicht, dass Sie ihn kennen.«
    »Ich kenne ihn auch nicht gut, aber man braucht kein Genie zu sein, um sich auszurechnen, dass der Typ nicht ganz dicht ist.«
    »Rufen Sie deswegen an – um mir zu sagen, wie verrückt er ist?«
    »M-m. Ich komme noch drauf, aber erst möchte ich Sie was fragen. Mal angenommen, jemand steckt ihm, dass ich Sie angerufen habe?«
    »Kommen Sie. Das kann ich nicht kontrollieren. Außerdem – wer soll es ihm schon sagen? Ich kann Ihnen versprechen, dass von mir kein Mensch etwas erfährt.«
    »Schwören Sie?«
    »Natürlich.«
    Ich hörte, wie er eine Hand vor die Sprechmuschel hielt und die Lippen so nahe an das Schallloch brachte, dass ich

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