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Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Titel: Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafton,Sue
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Blutfleck, doch bei genauerem Hinsehen erkannte ich, dass es einfach ein Viereck aus roten Stichen war, wo der Faden am Ende der Reihe vernäht worden war. Und anhand dieser wenigen Gegenstände wollten wir nicht nur ihre Identität rekonstruieren, sondern auch die ihres Mörders. Was war so faszinierend an ihr, dass wir fünf uns achtzehn Jahre später ihretwegen mit diesem Ziel versammelten?
    Verspätet begann ich dem Gespräch zu lauschen. Stacey schilderte unsere bisherigen Fortschritte. Offenbar hatte Mandel sich die Akte selbst noch einmal angesehen. Wie Stacey und Dolan, die ja die Leiche entdeckt hatten, war er von Anfang an mit dem Fall befasst gewesen. Er sagte gerade: »Ein Jammer, dass Crouse weg ist. Es sind nicht mehr viele von uns übrig.«
    »Was ist denn mit Crouse passiert?«, erkundigte sich Dolan.
    »Er hat sein Haus verkauft und ist mit seiner Familie nach Oregon gezogen. Jetzt ist er Polizeichef in irgendeinem popeligen Kuhkaff da droben. Soweit ich zuletzt gehört habe, langweilt er sich zum Steinerweichen, aber bei den Immobilienpreisen hier kann er es sich nicht leisten zurückzukommen. Keith Baldwin und Oscar Wallen sind beide im Ruhestand, und Mel Galloway ist tot. Trotzdem ist es schön, Gelegenheit zu haben, den Fall noch mal aufzurollen. Man sollte doch meinen, dass wir es nach all den Jahren schaffen müssten, irgendwas loszutreten.«
    Stacey fragte: »Und was hältst du davon? Fällt dir irgendwas auf, was wir übersehen haben?«
    Mandel überlegte kurz. »Eigentlich ist das Einzige, was mich interessieren würde, diese Iona Mathis, das Mädchen, mit dem Frankie verheiratet war. Womöglich weiß sie was, falls ihr sie ausfindig machen könnt. Ich habe gehört, sie ist zurückgekommen und hat die Verhandlung mit ihm durchgestanden. Sie hätte den Kerl beinahe noch mal geheiratet, so Leid hat er ihr getan.«
    Stacey verzog gequält das Gesicht. »Seine Reize sind mir ein Rätsel. Ich bringe es nicht mal dazu, einmal zu heiraten, dabei bin ich ein gesetzestreuer Bürger. Hast du ihre Adresse?«
    »Nein, aber ich kann sie dir besorgen.«

11
    Dolan setzte mich an meinem Büro ab, bevor er Stacey nach Hause fuhr. Staceys Kräfte ließen nach und meine ehrlich gesagt auch. Als ich die Tür aufschloss, fiel mir ein Mercedes-Kombi auf, der in der schmalen Gasse parkte, die meinen Bungalow vom nächsten trennte. Die Frau auf dem Fahrersitz war mit einer Stickerei beschäftigt und hatte die Stoffrolle schief übers Lenkrad drapiert. Sie sah zu mir auf, winkte und legte das Stoffstück auf den Beifahrersitz. Dann stieg sie aus, nahm eine Einkaufstasche vom Rücksitz und sagte: »Ich hatte schon Angst, ich wäre zu spät dran.«
    Ich wartete, bis sie ihren Wagen abgesperrt hatte und auf mich zukam. Irgendwie kam sie mir bekannt vor, aber ich konnte sie nicht einordnen. Sie war etwa Anfang sechzig, schlank, attraktiv und trug ein schickes Kostüm aus einem leichten roten Wollstoff. Ihre Haare waren mittellang, intensiv kastanienbraun gefärbt und locker aus dem Gesicht gekämmt.
    Zögernd blieb ich auf der Schwelle stehen und wühlte immer noch in meinen Erinnerungen, um das Gesicht mit einem Namen zu verbinden. Wer war sie? Eine Nachbarin? Eine frühere Klientin? »Warten Sie auf mich?«
    Sie lächelte und entblößte eine Reihe ebenmäßiger Zähne. Bevor sie noch etwas sagen konnte, zupfte mich ein metallischer Ton der Angst ganz unten im Kreuz, wie wenn sich ein Taschenkrebs ziellos einen Weg über Gitarrensaiten bahnt. Sie hielt mir eine Hand entgegen. »Ich bin deine Tante Susanna.«
    Wir schüttelten uns die Hände, während ich den Begriff »Tante« zu verarbeiten suchte. Ich kannte seine Bedeutung, kam aber um alles in der Welt nicht darauf, was ich damit anfangen sollte.
    »Tashas Mutter«, fügte sie hinzu. »Ich hoffe, ich komme nicht ungelegen. Sie hat dir doch gesagt, dass ich vorbeikommen würde, oder nicht? Das wäre aber peinlich für mich, wenn sie es vergessen hätte.«
    »Doch. Natürlich. Tut mir Leid, dass ich so begriffsstutzig reagiert habe, aber ich habe gerade an etwas anderes gedacht. Komm rein und setz dich. Möchtest du Kaffee? Ich wollte mir gerade selbst eine Kanne kochen.«
    Sie folgte mir durch die Haustür ins Büro. »Danke. Das wäre nett.« Sie stellte ihre Einkaufstasche ab und nahm auf dem Besucherstuhl auf der anderen Seite des Schreibtischs Platz. Ihre Augen waren haselnussbraun wie meine. Die Luft um sie herum roch nach Eau de Cologne. Der Duft erinnerte an

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