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Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Titel: Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafton,Sue
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seit Jahren nicht verändert hatten. Dieser Streckenabschnitt war unter dem Beinamen »Blood Alley« bekannt: lediglich zweispurig und hin und wieder mit einer dritten Spur versehen, auf der dann die fatalen Zusammenstöße passierten. Ich achtete genau auf Dolan, damit ich rechtzeitig sah, falls er vor meinen Augen zusammensackte.
    »Sparen Sie sich ihre Ängste«, sagte er.
    Bei Palmdale bogen wir vom Highway 14 ab und fuhren in östlicher Richtung auf dem Highway 18 weiter. Alte, wackelige Werbetafeln boten Land zum Verkauf an. Ich sah ein Straßenschild, das eine 213. Straße anzeigte, die als Schotterweg ins Nichts verlief. Wir kamen an einem handgemalten Schild vorüber, auf dem stand: HIER RECHTSBERATUNG: TESTAMENTE, VERTRÄGE, SCHEIDUNGEN, NOTFAHRDIENSTE. Der Karte zufolge streifte die Straße, auf der wir waren, in einer Höhe von 1370 Metern den westlichen Rand der Mojave-Wüste.
    Ich sah erneut auf die Karte und sagte: »Wow. Ich wusste gar nicht, wie groß die Mojave-Wüste ist. Die ist ja riesig.«
    »65.000 Quadratkilometer, wenn Sie die Teile in Nevada, Arizona und Utah mit einrechnen. Wissen Sie viel über die Wüste?«
    »Ich habe da und dort ein paar Fakten aufgeschnappt, aber damit hat sich’s auch schon.«
    »Ich hab mal was über Skorpione gelesen. In dem Buch stand, dass sie die ersten luftatmenden Tiere waren. Sie haben ein rudimentäres Gehirn, sehen aber miserabel. Vermutlich nehmen sie kaum etwas wahr, das sie nicht berührt haben. Wenn Sie zwei Skorpione zusammen sehen, paaren sie sich entweder gerade oder der eine wird vom anderen gefressen. Irgendwo steckt eine Lehre dahinter, aber ich kann mir nicht denken, was für eine. Hat wahrscheinlich etwas mit dem Wesen der wahren Liebe zu tun.«
    Ich weiß nicht, warum, aber diese Äußerung brachte mich zum Schmunzeln. Wir passierten ein Schild mit der Aufschrift PEACHES, 897 EINW. Der Ort zeichnete sich durch vereinzelte Joshuabäume und seinen Reichtum an aufgegebenen Geschäften aus. Zu unserer Linken ragten die San-Gabriel-Berge auf, überzogen von Schnee, der sich in sämtlichen Felsspalten festgesetzt hatte und sie weiß zeichnete. Nutzholzbäume bildeten am Kamm einen Windschutz, und unter ihnen standen weiß bepackte immergrüne Sträucher. Ein versprengter Frühlingssturm hatte Haufen und Flecken von Altschnee auf der Erde zurückgelassen. Fünf Autos hatten angehalten und parkten nun am Straßenrand, neben ihnen fünf Elternpaare, die ins Gespräch vertieft waren, während ihre jeweiligen Kinder in den Schneeverwehungen spielten. Die meisten Kinder schienen zu dünn angezogen zu sein. Genau wie im Meer würden sie so lange in den Elementen herumtollen, bis sie schnatterten und ihre Lippen blau angelaufen waren.
    Wir fuhren an einem Liquor Mart vorbei, der Benzin, Reifen, Bier und Sandwiches im Angebot hatte. Es gab zwei Cafes, einen Saloon und – soweit ich sehen konnte – keine Motels. Auf einer freien Fläche standen, umgeben von einem Maschendrahtzaun, ein Grüppchen von sechs normalgroßen Wohnwagen und zwei Immobilienbüros in doppelt breiten Wohnwagen, vor denen leere asphaltierte Parkplätze lagen. Was ritt jemanden, dass er überhaupt nach Peaches zog? Es war mir ein Rätsel. Welchem Traum jagten diese Leute nach, dass ihnen Peaches in Kalifornien als die Erfüllung ihrer Wünsche erschien?
    Dolan wendete auf einem breiten Kiesstreifen neben einer Tankstelle, an der die Zapfsäulen fehlten und deren Fenster mit Brettern vernagelt waren. Der Boden glitzerte von gesplittertem Glas. Vom Wind angewehte Plastikfetzen hingen in den Sträuchern an der Straße. Dolan fuhr zu der Enklave nicht zusammenpassender Wohnwagen zurück, die an den Vorderseiten mit den Buchstaben A, B, C, D, E und F auf kleinen, gemalten Schildern markiert waren. Ein Schild bezeichnete das Ganze als PEACH GROVE WOHNWAGENPARK, obwohl es eigentlich kein »Park« war, sondern zwei Reihen Wohnwagen mit einem freien Stellplatz für den Fall, dass ein siebter Wohnwagen sich hier ansiedeln wollte. Dolan lenkte den Wagen auf eine gekieste Fläche neben einer Reihe zerbeulter Briefkästen, und wir stiegen aus. Ich wartete, während er sein übliches Ritual verrichtete, die Pistole im Kofferraum zu verstauen. »Sieht so aus, als wäre F in der Richtung«, sagte er.
    Ich folgte ihm den gefurchten, zweispurigen Feldweg entlang. »Was sie hier wohl treibt?«
    »Das werden wir sie fragen müssen.«
    Die Tür zu Wohnwagen F stand offen. Nur ein windiges Fliegengitter war

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