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Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Titel: Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafton,Sue
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sich die beiden Frauen den Wohnwagen, oder hatte Mom ihren eigenen? Dolan und ich hatten abgesprochen, dass er die Befragung führen würde, da es verwirrend war, wenn von zwei Seiten Fragen auf einen einprasselten. Ich war in erster Linie dazu da, um zu beobachten und mir möglichst viel zu merken.
    Hinter der Kochnische war zur Rechten eine Schiebetür zu sehen, die vermutlich ins Badezimmer führte. Geradeaus stand das Doppelbett, das das einzige Schlafzimmer ausfüllte. Ich bin ein Fan kleiner Räume und hätte nichts dagegen gehabt, in einem Wohnwagen wie diesem zu leben, allerdings hätte ich mir etwas Sauberes gesucht. Die winzige Spüle, den Backofen im halben Format, die vier Kochplatten und den Mini-Kühlschrank, die allesamt unter der Arbeitsfläche untergebracht waren, fand ich herrlich. Es war wie in einem Spielhaus, das für Puppen, Teepartys und andere Fantasiespiele gebaut war. Ich konzentrierte mich auf Iona, deren schlechte Haltung wahrscheinlich darauf zurückzuführen war, dass sie sich den ganzen Tag über ihren Tisch beugte.
    Annette begann: »Sie haben zwar nicht gesagt, welchen Ex, aber wenn Sie Polizist sind, meinen Sie sicher Frank. Ionas zweiter Mann Lars hat in seinem ganzen Leben gegen kein Gesetz verstoßen. Der würde nicht mal ohne Zebrastreifen über die Straße gehen. Er hat Iona wahnsinnig gemacht. Da zieht sie los und treibt einen Typen auf, der sich so extrem von Frank unterscheidet wie nur möglich, und dann stellt sich raus, dass er noch viel schlimmer ist. Er hat an so einer Zwangsstörung gelitten. Mein Gott. Alles, was er getan hat, hat er sechsmal wiederholen müssen, bevor er weitermachen durfte. Bis der irgendwas gebacken gekriegt hat, sind Stunden vergangen. Ich wäre fast durchgedreht.« Sie beäugte aufmerksam ihren kleinen Finger. »Schätzchen, ich glaube, da hast du über den Rand hinausgemalt. Siehst du’s?«
    »Tut mir Leid.« Iona wischte den roten Streifen, der auf Annettes Nagelhaut vorgedrungen war, mit dem Daumen weg.
    »Darf ich rauchen?«, fragte Dolan.
    Annettes Blick wanderte kurz zu Lieutenant Dolans linker Hand. Er trug keinen Ehering, und wahrscheinlich war sie auf die Idee gekommen, er könnte Junggeselle sein. »Nur, wenn Sie mir auch eine anzünden«, sagte sie. »Iona kriegt Zustände, wenn ich einen Nagel versaue, bevor sie alle zehn fertig hat.«
    Dolan griff nach Annettes Winstons. Er schüttelte eine heraus und steckte sie ihr zwischen die Lippen. Sie legte verführerisch ihre Hand auf seine, als er ihr Feuer gab. Dann nahm er sich eine aus seiner eigenen Packung und zündete sie an. Offenbar mochte er ihre Marke nicht.
    Annette sog den Rauch tief ein, blies eine Rauchsäule nach oben und legte die Zigarette dann in den Aschenbecher, wobei sie sehr auf ihre Nägel achtete. »Mann, schmeckt das gut. Es nervt mich tierisch, dass die Leute heutzutage so verkrampft aufs Rauchen reagieren. Was soll denn der ganze Zirkus? Ist doch nicht ihr Bier.« Ihr Blick wanderte zu mir. »Rauchen Sie?«
    »Früher mal«, antwortete ich und hoffte dabei, dass ich nicht ganz so bieder klang, wie ich mir vorkam. Zu Dolan sagte sie: »Was treibt Frank denn so? Wir haben seit Jahren nichts von ihm gehört, oder, Schätzchen?«
    Iona ignorierte ihre Mutter und konzentrierte sich auf ihre Arbeit.
    Dolan sagte: »Sie wissen, dass er auf Bewährung raus ist.«
    Annette verzog das Gesicht, als hätte sie leichte Bauchkrämpfe. »Das musste wohl eines Tages kommen. Ich konnte den Mann ja nie leiden. Ich hoffe, Sie erzählen uns jetzt nicht, dass er weiß, wo sie ist.«
    »Wir haben gestern mit ihm gesprochen, und er hat sie nicht erwähnt.«
    » Gott sei Dank.«
    »Haben Sie Angst, dass er sich meldet?«
    »Ich würde nicht von ›Angst‹ sprechen, aber angenehm ist mir die Vorstellung nicht.«
    Dolan sprach Iona an: »Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen? Können Sie sich an das genaue Datum erinnern?«
    Annette fixierte ihre Tochter, und als Iona weiter schwieg, sagte sie: »Iona, gib dem Mann eine Antwort. Was ist denn los? So habe ich dich nicht erzogen.«
    Iona warf ihrer Mutter einen finsteren Blick zu. »Soll ich deine Nägel vermurksen oder nicht?«
    Annette lächelte Dolan an. »Er hat ihr Leid getan. Franks Eltern haben ihn enterbt. Sein Vater ist Kieferchirurg und scheffelt massenhaft Kohle, indem er anderen Leuten am Zahnfleisch rumschnippelt, aber er ist ein Spießer. Und Franks Mutter ist nicht viel besser. Sie haben noch drei andere Jungen, die sich gut

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