Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung
die Rampe hinaufgezogen wurde. Inzwischen war Cornells Pick-up verschwunden, und Ruel war nirgends mehr zu sehen. Als der Mustang verladen war, trabten wir hinter dem Transporter zur Straße hinaus. Der Fahrer wartete, bis wir in Dolans Wagen saßen. Wir folgten ihm, den Mustang immer im Blick. »Haben Sie eigentlich mit Stace gesprochen? Was ist denn bei seiner Biopsie und den Röntgenaufnahmen rausgekommen? Mittlerweile müssen sie doch irgendwas wissen.«
Dolan sah mich ausdruckslos an. »Ist mir völlig entfallen. Er wollte herkommen, und ich war derart damit beschäftigt, ihm das auszureden, dass ich ganz vergessen habe, danach zu fragen.«
»Er stößt zu uns?«
»Nicht, wenn ich es verhindern kann. Ich hätte ihn lieber dort oben, wo er uns was nützt.«
An der Polizeigarage warteten wir, bis der Mustang abgeladen und das Rolltor verschlossen war. Dolan erledigte sämtlichen Papierkram und kehrte dann zum Auto zurück. Anschließend fuhren wir zum Motel. Er pfiff munter vor sich hin und klopfte dazu auf dem Lenkrad einen Rhythmus.
»Sie wirken fröhlich.«
»Bin ich auch. Ich habe ein gutes Gefühl bei der Sache.«
»Wie lange dauert es wohl, bis uns die Leute von der Spurensicherung was sagen können?«
»Nicht lange, hoffe ich. Momentan ist nicht viel los. Mandel hat gesagt, er will sie anweisen, gleich damit loszulegen.«
»Und was ist bis dahin?«
»Nichts. Wenn sie unser Opfer mit dem Mustang in Verbindung bringen können, grasen wir mit ihrem Zahnschema die hiesigen Zahnärzte ab. Bei so schlechten Zähnen muss sich doch einer an sie erinnern.«
»Können wir das nicht tun, solange wir warten? Ich hasse es, nur rumzusitzen. Wir wissen, dass jemand den Wagen gestohlen hat und damit nach Lompoc gefahren ist. C. K. hat ihn in der Nähe des Steinbruchs gesehen …« »Wir wissen immer noch nicht sicher, dass er genau diesen Wagen gesehen hat. Es hätte auch ein ähnliches Modell gewesen sein können – irgendjemand, der beim Steinbruch anhält, um pinkeln zu gehen. Ziehen Sie keine so schnellen Schlüsse.«
»Aber mal angenommen, das war der Wagen, kann man dann nicht von der Annahme ausgehen, dass er zum Transport der Leiche verwendet worden ist?«
»Woher wollen Sie das wissen, solange man noch keine Spuren gefunden hat?«
»Ach, kommen Sie, Lieutenant…«
»Das ist mein Ernst. Selbst wenn wir mit dem Auto richtig liegen, beweist das immer noch nicht, dass das Mädchen aus Quorum war. Der Mörder hätte sie auch unterwegs aufgelesen und erstochen haben können.«
»Okay, zugegeben. Also, was jetzt – drehen wir nur Däumchen?«
»Mhm.«
»Aber das kann Tage dauern.«
»Ich kann Sie auch in einen Bus setzen und nach Hause schicken«, sagte er sanft.
»Darauf will ich nicht hinaus.«
»Worauf dann?«
»Wie wär’s, wenn Sie Däumchen drehen und ich ein bisschen rumschnüffle?«
Er schüttelte den Kopf. »Es hat doch keinen Sinn, blinden Aktionismus zu entwickeln.«
»Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Ich arbeite erst mal kostenlos, notiere mir aber meine Stunden. Wenn ich sie ausfindig mache, bezahlen Sie mich, wenn nicht, na gut.«
Dolan überlegte und fing wieder an mit den Fingern zu klopfen, während er die Straße vor uns musterte. »Vielleicht.«
»Ach, kommen Sie, Dolan. Bitte, bitte, wunderschönes Bitte mit Zuckerguss drauf? Lassen Sie es mich versuchen. Ich bin auch ganz brav. Ich schwör’s.«
»Betteln steht Ihnen nicht. Sie sind nicht der Typ dafür.« Er hörte auf zu klopfen. »Dann kann ich mir ja sicher Ihre Schreibmaschine ausleihen und den Papierkram nachholen. Ich will mir einiges davon aufschreiben, solange die Einzelheiten noch frisch sind.«
»Gut. Das freut mich. So macht es gleich viel mehr Spaß.«
Zurück in meinem Zimmer zog ich die Nachttischschublade auf, nahm das winzige Telefonbuch von Quorum heraus und suchte nach der Adresse der Stadtbibliothek. Die Quorumer Filiale der Riverside County District Public Library befand sich in der High Street. Dem Mini-Stadtplan vorn im Telefonbuch zufolge war das nur fünf Straßen weit weg. Ich steckte das Buch ein, brachte Dolan meine Schreibmaschine und marschierte los.
In der Bücherei ging ich schnurstracks in die Abteilung mit den Nachschlagewerken und suchte mir die Stadtadressbücher von 1966, ‘67, ‘68 und ‘69 heraus. Ich nahm das Telefonbuch aus meiner Umhängetasche und schlug die Gelben Seiten unter »Zahnärzte« auf. Zehn waren eingetragen. Ich verglich die aktuellen Einträge mit den Namen
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