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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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hängte die Jacke wieder auf den Bügel. Dann verließ ich das Zimmer und ging auf demselben Weg zurück. Als ich an Nords Schlafzimmer vorbeikam, blieb ich stehen und legte den Kopf an die Tür. Ich hörte dumpfe Stimmen, vor allem die von Lucinda, die beleidigt klang. Jedes weitere Gespräch mit Nord würde warten müssen. Ich ging nach unten und suchte den hinteren Teil des Hauses auf.
    Die Haushälterin saß am Küchentisch. Sie hatte Zeitungspapier ausgebreitet und zwölf Besteckgarnituren aus massivem Silber, zwei silberne Wasserkrüge und etliche Silberbecher darauf verteilt. Einige der aufwändiger verzierten Stücke hatte sie mit einem Polierspray besprüht, das nun beim Trocknen eine seltsame Pinkschattierung annahm. Das Tuch, mit dem sie die Besteckteile polierte, war schwarz von dem entfernten Beschlag. Ihr dünnes, graues Haar trug sie in Locken gelegt und zu einer löwenzahnartigen Aureole zurückgekämmt, wobei an mehreren Stellen die Kopfhaut hindurchschimmerte.
    »Hi, Freddy«, begrüßte ich sie. »Ich habe gerade mit Mr. Lafferty geplaudert. Er sagt, Sie hätten Reba an dem Abend noch gesehen, ehe sie verschwunden ist.«
    »Beim Rausgehen«, sagte sie, an einen Löffel gerichtet.
    »Hatte sie Gepäck dabei?«
    »Ja – eine Reisetasche aus schwarzem Segeltuch und einen grauen Hartschalenkoffer auf Rollen. Sie trug Jeans und Stiefel und einen Lederhut, hatte aber keine Jacke an.«
    »Haben Sie sich unterhalten?«
    »Sie hat sich einen Finger an die Lippen gelegt, als wäre es unser kleines Geheimnis. Aber nicht mit mir. Ich arbeite seit sechsundvierzig Jahren für Mr. Lafferty. Wir haben keine Geheimnisse voreinander. Ich bin schnurstracks in die Bibliothek gegangen und habe ihm Bescheid gesagt, aber bevor ich ihn auf die Beine gebracht hatte, war sie weg.«
    »Hat sie irgendetwas über ihre Pläne gesagt? Irgendetwas über eine Reise?«
    Freddy schüttelte den Kopf. »Es gab mehrere Anrufe, aber sie war immer als Erste am Apparat, daher habe ich nie gehört, wer dran war. Ich weiß nicht einmal, ob der Anrufer ein Mann oder eine Frau war.«
    »Sie wissen, dass sie gegen die Bewährungsauflagen verstößt, wenn sie Kalifornien verlässt«, erklärte ich. »Sie könnte wieder im Gefängnis landen.«
    »Miss Millhone, so gern ich Reba mag, ich würde nie Informationen zurückhalten oder sie in irgendeiner Form decken. Sie bricht ihrem Vater das Herz und sollte sich schämen.«
    »Tja, auf jeden Fall liebt sie ihn abgöttisch, aber das ändert ja nichts.« Ich zog eine Visitenkarte heraus, auf deren Rückseite ich handschriftlich meine Privatnummer notiert hatte.
    »Wenn Sie etwas von ihr hören, würden Sie mich dann bitte anrufen?«
    Sie nahm die Visitenkarte und steckte sie in die Schürzentasche. »Ich hoffe, Sie finden sie. Er hat nicht mehr viel Zeit.«
    »Ich weiß«, erwiderte ich. »Er hat gemeint, ihr Wagen steht noch in der Garage.«
    »Gehen Sie hier durch die Hintertür. Das ist näher als vorn herum. Am Haken hängen die Schlüssel«, erklärte sie und zeigte auf die hintere Veranda und den Windfang, der durch die offene Tür hinter ihr zu erkennen war.
    »Danke.«
    Ich nahm die Schlüssel und ging quer über einen breiten gepflasterten Vorplatz auf ein Gebäude zu, das früher einmal das Kutschenhaus gewesen sein musste, nun aber zu einer Garage mit vier Stellplätzen umgebaut worden war. Rags kam um die Hausecke geschlichen. Offenbar war es seine Aufgabe, An- und Abreisen und jegliches sonstige Geschehen auf dem Anwesen zu überwachen. Über der Garage war eine Reihe Dachfenster mit zugezogenen Vorhängen zu sehen, ein Hinweis auf Dienstbotenunterkünfte oder eine Wohnung – vermutlich Freddys. Eine Garage war leer, und das schwenkbare Tor stand offen. Ich benutzte es als Eingang und erspähte sofort Rebas BMW, der an der Wand gegenüber stand. Irgendwie hatte ich das Gefühl, Rags eine Erklärung schuldig zu sein, der mir auf den Fersen folgte. Auf der Fahrerseite stieg ich in den Wagen und setzte mich hinters Steuer. Dann schob ich den Schlüssel ins Zündschloss und kontrollierte den Benzinstand. Der Pfeil sauste bis ganz nach oben, was auf einen vollen Tank schließen ließ.
    Ich beugte mich zum Handschuhfach hinüber, klappte es auf und wühlte mich ein paar Minuten lang durch Tankquittungen, abgelaufene Zulassungsformulare und ein Benutzerhandbuch. Im Seitenfach zu meiner Linken fand ich weitere Tankquittungen. Die meisten stammten aus den drei bis vier Monaten, bevor Reba ins

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