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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Gefängnis gewandert war. Die einzige Ausnahme war ein Beleg vom 27. Juli 1987, also letzten Montag. Sie hatte an einer Tankstelle an der Main Street in Perdido getankt, zwanzig Meilen südlich von hier. Ich schob die Quittung in die Hosentasche. Dann sah ich unter den Vordersitzen, dem Rücksitz, den Fußmatten und im Kofferraum nach, entdeckte aber weiter nichts Interessantes. Ich verließ die Garage, hängte die Schlüssel wieder an den Haken im Windfang und holte mein Auto. Ein letztes Mal bekam ich Rags noch zu sehen, der auf der Veranda saß und sich in aller Ruhe putzte.
    Ich kehrte auf den Highway 101 zurück und machte einen raschen Abstecher in meine Wohnung, wo ich mich nur so lange aufhielt, bis ich das Foto von Reba geholt hatte, das mir ihr Vater gegeben hatte. Ich faltete es, steckte es in meine Umhängetasche und machte mich auf den Weg nach Perdido. Der vierspurige Highway folgt den Konturen der Küste, die auf der einen Seite von Hügeln und auf der anderen vom Pazifik flankiert wird. An manchen Stellen ist die Kaimauer aus Beton praktisch verschwunden, und die Wellen donnern mit imposanter Wucht gegen die Felsen. Surfer parken ihre Wagen am Straßenrand und schleppen ihre Surfbretter an den Strand. In ihren hautengen schwarzen Neoprenanzügen wirken sie so geschmeidig wie Seehunde. Ich zählte acht von ihnen im Wasser, breitbeinig auf ihren Brettern stehend, die Gesichter den Wellen zugewandt, während sie darauf warteten, dass die Brandung ihren nächsten Angriff auf den Strand startete.
    Zu meiner Linken erhoben sich die steil ansteigenden baumlosen Hügel mit ihrem dichten Gestrüpp. Paddelförmige Kakteen hatten sich über große Flächen erodierenden Bodens ausgebreitet. Das vom winterlichen Regen begünstigte üppige Grün hatte wilden Frühlingsblumen Platz gemacht und war anschließend wieder zu einem Pulverfass der Vegetation geworden, bereit für die herbstlichen Feuersbrünste. Die Eisenbahnschienen verliefen zum Teil auf der den Bergen zugewandten Seite der Straße, unterquerten aber gelegentlich die Fahrbahn und zogen sich parallel zur Brandung entlang.
    Am Ortsrand von Perdido nahm ich die erste Ausfahrt und fuhr auf der Main Street ins Zentrum, den Blick stets auf die Umgebung gerichtet. Ich entdeckte die Chevron-Tankstelle auf einem schmalen Stückchen Land direkt an der Ausfahrt Perdido Avenue. Ich fuhr hinein und parkte seitlich neben den Toiletten. Ein Tankwart in Uniform stand am hinteren Ende eines Kombis, den er soeben voll tankte. Er sah mich kurz an und wandte sich wieder seiner Arbeit zu. Ich wartete, bis der Kunde den Kreditkartenbeleg unterzeichnet hatte und mit seinem Kombi davongefahren war, ehe ich mich auf den Weg zu den Zapfsäulen machte. Das Foto von Reba in der Hand, wollte ich den Tankwart schon fragen, ob er am Montag Dienst gehabt hatte und ob er sich an sie erinnerte. Doch während ich auf ihn zuging, fiel mir etwas anderes ein. »Hi«, sagte ich. »Können Sie mir den Weg erklären? Ich suche einen Spielsalon namens Double Down.«
    Er wandte sich um und deutete mit der Hand. »Zwei Blocks runter auf der rechten Seite. Wenn Sie zur Ampel kommen, sind Sie schon zu weit gefahren.«
    Es war kurz vor zwei Uhr nachmittags, als ich in die letzte freie Lücke auf dem Parkplatz hinter einem in unansehnlichem Beige gestrichenen Flachbau aus Waschbeton fuhr. Das davor angebrachte Schild ließ nacheinander Pik, Herz, Karo und Kreuz in rotem Neon aufblinken. Der Name »Double Down« war in blauer Neonschrift direkt am Gebäude angebracht. Anstelle einer Treppe führte eine Rampe für Rollstuhlfahrer zu einem fensterlosen Eingang hinauf, der gut einen Meter über der Erde lag. Ich stieg die Rampe empor, bis ich an der schweren Holztür mit ihren rustikalen schmiedeeisernen Scharnieren anlangte. Ein Schild besagte, dass von zehn Uhr morgens bis zwei Uhr nachts geöffnet war. Ich ging hinein.
    Es gab vier große, mit grünem Filz bedeckte Tische, an denen jeweils acht bis zehn Pokerspieler in hölzernen Lehnstühlen saßen. Etliche wandten sich um und sahen mich an, aber niemand richtete das Wort an mich. An der hinteren Wand befand sich eine kombüsenartige Küche, über deren Durchreiche die Speisekarte angeschlagen war. Die Auswahl war in auswechselbaren schwarzen Buchstaben in weißen Spalten aufgelistet: Frühstück, Sandwiches und ein paar Hauptgerichte. Sofort bekam ich Lust auf das Frühstücksburrito mit Rührei und Würstchen. Ich musterte die Rechnung aus Rebas

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