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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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aufgetaucht, als ihr Vater gerade beim Abendessen war. Er isst meistens früh, an diesem Abend allerdings eher zu einer normalen Zeit – kurz nach sechs, würde ich sagen. Die Köchin hatte Hühnersuppe gemacht, und er schien bei gutem Appetit zu sein. Reba wollte mit ihm plaudern, also bin ich gegangen, damit die beiden unter sich sein konnten.«
    »Und sie hat ihm gegenüber nichts erwähnt?«
    »Er sagt nein.«
    »Ich würde lieber selbst mit ihm sprechen. Die Sache kommt mir bedenklich vor.«
    »Ich verstehe Ihre Besorgnis, aber er ruht sich gerade aus. Er hat vorhin mit seiner Atemtherapeutin gearbeitet und ist erschöpft. Es wäre mir lieber, wenn wir ihn nicht stören würden. Könnten Sie nicht später wiederkommen? Gegen vier müsste er auf sein.«
    »Unmöglich. Der Termin ist dringend, und wenn Reba es nicht schafft, muss ich das sofort wissen.«
    Sie wandte den Blick von mir ab, und ich sah ihr fast an, wie sie den Umfang ihrer Befugnisse taxierte. »Ich sehe nach, ob er wach und einverstanden ist. Sie müssten es aber kurz machen.«
    »Gut.«
    Sie griff nach hinten, drückte die Tür auf und winkte mich hinein. Dabei stellte sie einen Fuß dazwischen, um den Kater draußen zu halten. Rags warf ihr einen beleidigten Blick zu. Ich trat in die Diele und wartete auf weitere Anweisungen.
    »Hier entlang.«
    Sie ging auf die Treppe zu, und ich folgte ihr. Als sie mit einer Hand auf dem Geländer hinaufstieg, warf sie mir über die Schulter eine Bemerkung zu. »Ich weiß nicht, was Reba Ihnen erzählt hat, aber wir zwei sind nie richtig miteinander ausgekommen.«
    »Das wusste ich nicht. Tut mir Leid.«
    »Es hat leider ein Missverständnis gegeben. Reba hatte den Eindruck, ich hätte es auf ihren Vater abgesehen, was völlig abwegig ist. Ich bestreite nicht, dass ich einen Beschützerinstinkt habe. Und ich nehme kein Blatt vor den Mund, wenn es um ihr Benehmen geht. Nord ist anscheinend der Meinung, wenn er sie unterstützt und ihr alles gibt, was sie will, kommt sie irgendwann von selbst auf die rechte Bahn. Er hat nie begriffen, wie man Kinder richtig erzieht. Kinder müssen die Verantwortung für ihre Taten übernehmen. Aber das ist nur meine Meinung … nicht dass mich irgendjemand gefragt hätte.«
    Dazu sagte ich nichts. Ich wusste wenig von ihrer gemeinsamen Geschichte und hatte nicht das Gefühl, dass eine Entgegnung angebracht war. Wir überquerten den breiten Treppenabsatz und gingen einen mit Teppich ausgelegten Flur mit Zimmertüren auf beiden Seiten entlang. Die Tür zum Elternschlafzimmer war geschlossen. Lucinda klopfte leise, ehe sie die Tür aufzog und zu ihm hineinsah.
    »Kinsey ist hier, wegen Reba. Darf ich sie hereinführen?«
    Ich hörte seine Antwort nicht, doch sie wich zur Seite und ließ mich eintreten. »Fünf Minuten«, erklärte sie bestimmt.

24
    Nord Lafferty lag auf einen Stapel Kissen gestützt im Bett, flankiert von seinem Sauerstofftank. Seine hageren weißen Hände zitterten auf der gehäkelten Tagesdecke. Bestimmt waren seine Finger eiskalt, so als zögen sich all seine Energie und Wärme aus den Extremitäten ins Innere zurück. Es würde nicht mehr lange dauern, bis der letzte Funken erlosch. Ich trat an sein Bett. Er wandte sich zu mir um, und ein Lächeln brachte ein wenig Farbe auf sein Gesicht. »Genau an Sie habe ich gerade gedacht.«
    »Und schon bin ich da. Fühlen Sie sich einigermaßen fit? Lucinda sagt, Sie hatten gerade eine Sitzung mit der Atemtherapeutin. Sie will nicht, dass ich Sie überanstrenge.«
    »Nein, nein. Ich habe mich ein wenig ausgeruht und fühle mich gut. Ich bedauere es, dass ich so viel Zeit im Bett vergeuden muss, aber an manchen Tagen bin ich einfach zu nichts anderem imstande. Ich hoffe, Sie haben meinen Scheck erhalten.«
    »Ja. Die Prämie wäre nicht nötig gewesen, aber danke für die Geste.«
    »Sie haben jeden Penny verdient. Reba ist gern mit Ihnen zusammen, und dafür bin ich Ihnen dankbar.«
    »Lucinda sagt, sie ist gestern am frühen Abend weggefahren. Wissen Sie vielleicht, wohin?«
    Er schüttelte den Kopf. »Sie hat mir beim Abendessen Gesellschaft geleistet und mir anschließend in die Bibliothek geholfen. Dann habe ich gehört, wie sie jemanden angerufen hat. Eine halbe Stunde später ist ein Taxi gekommen. Sie hat gesagt, ich soll mir keine Sorgen machen, und mir einen Kuss gegeben, aber seither habe ich sie nicht mehr gesprochen.« »Sie hat heute um ein Uhr einen Termin und einen zweiten um vier. Ich kann mir nicht

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