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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Jackentasche – Cheeseburger, Chili-Pommes und Coke. Die gleichen Sachen standen auf der Tafel, und die Preise stimmten überein.
    Die Wände waren mit Kiefernholz getäfelt. An den Seiten der mit Dämmplatten versehenen Decke verlief eine Bilderleiste, die mit falschem Efeu geschmückt war und an der gerahmte Zeichnungen von Sportszenen hingen, überwiegend Football. Die Beleuchtung war matt. Sämtliche Spieler waren Männer, mit Ausnahme einer Frau weiter hinten, die schätzungsweise Mitte sechzig war. Auf einer an der Seitenwand angebrachten Tafel stand eine Namensliste, vermutlich von Leuten, die auf einen freien Platz warteten. Zu meinem Erstaunen konnte ich weder Zigarettenrauch noch Alkohol entdecken. Zwei Farbfernseher in einander gegenüberliegenden Ecken flackerten mit zwei unterschiedlichen Baseballspielen still vor sich hin. Es waren kaum Gespräche zu hören, sondern nur das Geräusch der Plastikchips, die leise aneinander klickten, wenn der Kartengeber die Gewinner auszahlte und die Einsätze der Verlierer einstrich. Gerade wechselten die Kartengeber die Tische, und drei Männer nutzten die Gelegenheit, um sich etwas zu essen zu bestellen.
    Rechts von mir war ein Schalter, und in dem Kabuff dahinter saß ein Mann auf einem Barhocker. »Ich suche den Geschäftsführer«, sagte ich. Eigentlich wusste ich gar nicht, ob Spielsalons Geschäftsführer hatten, aber es kam mir wie ein sicherer Tipp vor – sozusagen.
    »Jo«, sagte der Typ, ohne den Blick von seinem Buch zu heben.
    »Was lesen Sie da?«
    Er hielt es in die Höhe und drehte das Cover nach vorn, als frage er sich das selbst. »Das hier? Gedichte. Von Kenneth Rexroth. Kennen Sie sein Werk?«
    »Nein.«
    »Der Mann ist fantastisch. Ich würd’s Ihnen ja leihen, aber ich habe nur das eine.« Er legte den Finger zwischen die Seiten, um sich zu merken, wo er war. »Möchten Sie Jetons?«
    »Nein, ich bin leider nicht zum Spielen hier.« Ich zog das Foto von Reba heraus, faltete es auf und hielt es ihm hin. »Kennen Sie die?«
    »Reba Lafferty«, antwortete er, als wäre das überhaupt keine Frage. »Wissen Sie noch, wann Sie sie zuletzt gesehen haben?«
    »Klar. Am Montag. Vorgestern Abend. Sie hat an dem Tisch da gesessen. Ist gegen fünf gekommen und geblieben, bis wir um zwei zugemacht haben. Hat den größten Teil des Abends Hold ’Em gespielt, ehe sie zu Omaha übergegangen ist, wofür sie aber überhaupt kein Talent hat. Hatte so ’ne dicke Rolle Scheine dabei«, erklärte er und machte dabei einen Kreis aus Daumen und Zeigefinger. »Die Kleine ist gerade mal eine Woche aus dem Knast raus, heißt es zumindest gerüchteweise. Sind Sie ihre Bewährungshelferin?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Eine Freundin. Ich bin letzte Woche nach Corona gefahren und habe sie dort abgeholt.«
    »Den Aufwand hätten Sie sich sparen können. Ehe Sie sich’s versehen, sitzt sie wieder im Polizeibus und ist unterwegs in die andere Richtung. Jammerschade. Sie ist süß. Ungefähr so süß wie ein Waschbär, bevor er Ihnen ein Stück Fleisch aus der Wade beißt.«
    »Tja, da treffen Sie den Nagel auf den Kopf. Reba ist gestern Abend verschwunden, und wir versuchen sie zu finden. Sie wissen nicht vielleicht zufällig, wohin sie wollte?«
    »Auf gut Glück? Ich würde auf Vegas tippen. Sie hat zwar hier einen ganzen Batzen verloren, aber es war nicht zu übersehen, dass sie in einer Art Rausch war. Sie hatte diesen typischen Blick. Glück oder Pech, sie ist eine von denen, die weiterspielen, bis das ganze Geld weg ist.«
    »Ist mir unbegreiflich.«
    »Sie spielen nicht?«
    »Nie.«
    »Soll ich Ihnen meine Theorie verraten? Die Kleine ist innerlich total leer. Sie spielt nur dem Nervenkitzel zuliebe und bildet sich ein, sie kann sich damit ausfüllen. Nichts als Illusionen. Meiner Meinung nach braucht sie Hilfe.« »Brauchen wir die nicht alle?«, entgegnete ich. »Übrigens, warum heißt der Laden Double Down? Ich dachte, das ist ein Begriff aus dem Black Jack.«
    »Wir hatten früher Black Jack, bis der Besitzer es abgeschafft hat. Die Einheimischen spielen lieber Poker – die setzen wohl mehr auf Können als auf Glück.«
    Sobald ich wieder im Büro war, schnappte ich mir Stift und Notizblock, zerrte das Telefonbuch hervor und suchte mir die Nummer eines beliebigen Reisebüros heraus. Ich wählte die Nummer, und als sich eine Mitarbeiterin meldete, erklärte ich ihr, dass ich mich über Flüge nach Las Vegas informieren wolle.
    »An welchem Tag?«
    »Das steht

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