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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Adresse herunter, und ich gab vor, sie mir zu notieren.
    Nachdem wir aufgelegt hatten, stand ich auf und trat ans Fenster. Ich zog die Vorhänge auf und zuckte vor der stechenden Wüstensonne zurück. Mein Zimmer ging auf die Rückseite eines anderen schäbigen zweistöckigen Motels hinaus, und so gab es nicht viel zu sehen. Die Stirn gegen die Scheibe gelehnt, betrachtete ich das leuchtende Neonschild an dem Kasino ein Stück die Straße hinunter, das nach wie vor einladend blinkte. Wie konnte irgendjemand um diese Uhrzeit trinken oder spielen?
    Ich putzte mir die Zähne und duschte erneut, um schneller in die Gänge zu kommen. Als ich angezogen war, setzte ich mich auf die Bettkante und rief bei Rebas Vater an. Freddy sagte ihm, dass ich am Apparat war, und er nahm den Anruf in seinem Zimmer entgegen. Er klang angeschlagen. »Ja, Kinsey? Wo sind Sie?«
    »Im Paradise. Das ist ein Motel in Reno. Ich wollte Sie nur auf den neuesten Stand bringen. Reba hat vor ein paar Minuten angerufen. Ich fahre jetzt zu Misty, um mit ihr zu reden.«
    »Dann haben Sie sie also gefunden. Das freut mich. Und schnell ging es auch.«
    »Jemand hat mir Mistys Adresse gegeben, ehe ich aus Santa Teresa abgereist bin. Ich habe das Haus stundenlang beobachtet, aber zunächst nicht vermutet, dass Reba sich dort aufhält. Misty hat eine viel versprechende Stelle als Nackttänzerin in einem Striplokal namens Flesh Emporium. Ich bin ihr zu ihrem Arbeitsplatz gefolgt und habe vor ihrem Auftritt mit ihr geplaudert. Auf meine Frage nach Reba hat sie nicht mit der Wimper gezuckt, sondern einen heiligen Eid darauf geschworen, dass die beiden seit Weihnachten keinen Kontakt mehr gehabt hätten. Ich habe ihr die Nummer meines Motels gegeben, und auf einmal hat Reba angerufen.«
    »Hoffentlich können Sie sie dazu überreden, wieder nach Hause zu kommen.«
    »Hoffe ich auch. Wünschen Sie mir Glück.«
    »Rufen Sie mich an, wann immer Sie wollen. Ich bin Ihnen für Ihre Bemühungen sehr dankbar.«
    »Freut mich, wenn ich helfen kann.«
    Wir wechselten noch ein paar Worte, und ich wollte schon auflegen, als ich ein leises Klicken vernahm. »Hallo?«, sagte ich.
    »Ich bin noch dran.«
    Ich zögerte. »Ist Lucinda da?«
    »Ja. Sie ist unten. Wollten Sie sie sprechen?«
    »Nein, nein. Reine Neugier. Ich rufe Sie an, wenn ich Ihnen etwas Neues berichten kann.«
    Ich blieb noch einen Moment sitzen und starrte auf das Telefon. Ich war mir fast sicher, dass Lucinda gelauscht hatte. Freddy würde sich so etwas niemals erlauben. Lucinda dagegen war jemand, der sich in alles einmischen musste, jemand, der alles wissen musste, um anschließend Kontrolle ausüben zu können. Ich musste daran denken, wie sie mich nach Informationen ausgehorcht hatte, wie sehr es ihr widerstrebt hatte, dass sie aus Nords Zimmer ausgesperrt blieb, als er sich mit mir besprach. Unter dem Deckmantel der Ach-so-Besorgten hatte sie Reba übel mitgespielt, und sie würde es wieder tun, wenn man sie ließ. Sie war der Typ Frau, der man nicht den Rücken zuwenden wollte, wenn man das Zimmer verließ.
    Ich überquerte den Motelparkplatz und betrat das McDonald’s, wo ich drei große Becher Kaffee, drei O-Saft, drei Portionen Bratkartoffeln und drei Egg McMuffins orderte. Nach meiner Berechnung würden Misty, Reba und ich – vorausgesetzt, wir aßen alles auf – jeweils 680 Kalorien, 85 Gramm Kohlehydrate und 20 Gramm Fett zu sich nehmen. Um meine Bestellung abzurunden, nahm ich noch drei Zimtschnecken.
    Ich fuhr zu Misty zurück und parkte diesmal in der Einfahrt. Reba wartete schon, als ich an die Tür klopfte. Sie war barfuß, trug rote Shorts und ein weißes, ärmelloses T-Shirt ohne BH. Ich hielt ihr die Tüte hin. »Friedensangebot.«
    »Wofür?«
    »Dafür, dass ich in Ihr Territorium eingedrungen bin. Bestimmt bin ich der letzte Mensch, den Sie sehen wollten.«
    »Der vorletzte, knapp vor Beck. Aber kommen Sie ruhig rein.« Sie nahm mir die Tüte ab, ging den Flur zur Küche entlang und überließ es mir, die Tür zu schließen. Im Vorbeigehen spähte ich rasch ins Wohnzimmer. Es war spärlich möbliert: nackter Linoleumboden, ein Couchtisch mit Holzlaminat und eines dieser braunen Tweedsofas, die man zu einem Bett ausklappen kann. Ein brauner Tweedsessel, ein Beistelltischchen und eine Lampe mit volantbesetztem Schirm. Der nächste Raum auf der rechten Seite war das Arbeitszimmer, das ich bereits kannte. Gegenüber lag das nicht besonders geräumige Schlafzimmer.
    »Alles

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